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US-Verteidigungsminister besucht Afghanistan

7. März 2011

US-Verteidigungsminister Robert Gates ist überraschend nach Kabul gereist. Überschattet wird sein Besuch durch den Tod von neun Kindern, die in der vergangenen Woche bei einem Nato-Luftschlag ums Leben kamen.

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Porträt Gates (Foto: AP)
Gates muss in Kabul die Wogen glättenBild: AP

US-Verteidigungsminister Robert Gates ist am Montag (07.03.2011) zu einem nicht angekündigten Besuch in Kabul eingetroffen. Er wolle sich persönlich einen Eindruck von der Situation machen, teilte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Geoff Morrell, in Washington mit.

Während seines zweitägigen Besuchs will Gates mit Staatschef Hamid Karsai sowie mit Befehlshabern der US-Truppen sprechen. Auch ein Treffen mit dem Afghanistan-Kommandeur der NATO, dem US-General David Petraeus, ist geplant. Auf dem Programm steht auch ein Besuch der US-Soldaten im Osten und im Süden des Landes, in denen es besonders heftige Gefechte mit Taliban-Aufständischen gibt. Der Minister war zuletzt im Dezember in Kabul.

Zeitplan für Sicherheitsübergabe

Karsai will in Kürze einen Zeitplan für die schrittweise Übergabe der Sicherheitsverantwortung an die einheimischen Kräfte vorstellen. Der Start ist für den Juli geplant, wenn die USA mit dem Abzug ihrer ersten Soldaten beginnen.

Doch die Beziehungen zwischen der Regierung in Kabul und ihren westlichen Verbündeten werden von immer neuen blutigen Zwischenfällen überschattet. Zuletzt waren neun Kinder bei einem Luftangriff der NATO getötet worden, der den radikal-islamischen Taliban-Milizen galt.

Karsai will mehr als Worte

General David Petraeus, gestikulierend (Foto: dpa)
Petraeus sprach von einer Tragödie, die nie hätte geschehen dürfenBild: picture alliance/dpa

Karsai hatte am Sonntag während einer Kabinettssitzung, an der auch General Petraeus teilnahm, gesagt, die Entschuldigung der NATO dafür "reiche nicht". Die zivilen Opfer seien der "Hauptgrund für die Verschlechterung der Beziehungen zwischen Afghanistan und den USA".

Die neun Kinder waren am vergangenen Dienstag beim Holzsammeln in der nordostafghanischen Provinz Kunar von der Rakete eines Hubschraubers getroffen worden. Nach Angaben der NATO-geführten Afghanistan-Schutztruppe (ISAF) hatte die Besatzung des Helikopters die Kinder für Aufständische gehalten.

Vorwurf der täglichen Tötung von Zivilisten

Karsai zeigte sich anschließend empört und warf den ausländischen Soldaten die tägliche Tötung von Zivilisten vor. Zugleich warnte er die internationalen Truppen, sie würden enorme Probleme bekommen, sollten sie bei ihren Einsätzen nicht umsichtiger vorgehen.

NATO entschuldigt sich

General Petraeus bezeichnete den Vorfall als eine Tragödie, die niemals hätte geschehen dürfen und übernahm für die internationale Schutztruppe die volle Verantwortung. Zugleich kündigte er umfangreiche Untersuchungen an.

Auch US-Präsident Barack Obama äußerte sein tiefes Bedauern über den Vorfall. In einer Videokonferenz mit Karsai sprach er diesem sein Beileid aus.

Autorin: Eleonore Uhlich (afp,rtr,dapd)
Redaktion: Hans Ziegler