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Globale Erwärmung hält an

Fabian Schmidt (mit rtr, afp)22. Januar 2014

Die NASA und der US-Wetterdienst haben die weltweite Durchschnittstemperatur für 2013 errechnet. Zwar kommen die Forscher beider Behörden zu unterschiedlichen Ergebnissen, aber sie sind sich einig: Es wird wärmer.

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Die Erde aus dem All aufgenommen (Foto: NASA/ dpa)
Im Vergleich zum 20. Jahrhundert ist die Erde etwa einen halben Grad wärmer.Bild: picture-alliance/dpa

Unabhängig voneinander haben die US-Weltraumagentur #link:http://www.nasa.gov/content/goddard/nasa-finds-2013-sustained-long-term-climate-warming-trend/:NASA# und der Wetterdienst #link:http://www.ncdc.noaa.gov/sotc/global/2013/13:NOAA# am 21. Januar 2014 ihre Durchschnittstemperaturdaten für das vergangene Jahr vorgelegt. Beide Behörden kommen zu dem Ergebnis, dass die globale Durchschnittstemperatur seit dem Jahr 2000 auf einem kontinuierlich hohen Niveau liegt - das sei ein Trend nach oben.

Zwar speisen sich die Beobachtungen der NASA und der NOAA aus denselben Wetterdaten, allerdings unterscheiden sich bei beiden Behörden die Methoden, wie sie sie analysieren. Wetterdaten aus verschiedenen Weltregionen werten die Forscher also unterschiedlich.

So kommt das NASA Goddard Institute for Space Studies (GISS) in New York auf eine weltweite Durchschnittstemperatur von 14,6 Grad Celsius. Das NOAA Climate Data Center in Ashville hingegen nennt einen Wert von 14,51 Grad Celsius.

Hundertstel Grad verändern die Bewertung

Diese Differenz führt dazu, dass die beiden Behörden das Jahr 2013 im Langzeittrend anders bewerten: Nach Berechnungen der NASA war es das siebtwärmste Jahr seit Beginn der Messungen im Jahre 1880. Die NOAA hingegen erklärte 2013 zum viertwärmsten Jahr.

NASA-Forscher Gavin Schmidt erklärte die unterschiedlichen Ergebnisse damit, dass "die exakten Werte durch geringe Differenzen [entstehen], die in der Verarbeitung der Daten liegen." Diese betrügen zum Teil nur Hundertstel Grad Celsius.

Das Forschungsschiff Akademik Shokalskiy (Foto: Reuters)
Forscher an Bord der Akademik Shokalskiy haben das Eis der Antarktis unterschätzt - sie wurden darin gefangen.Bild: Reuters

Allerdings seien "die Muster durch die verschiedenen Analysen hindurch sehr ähnlich" - es werde immer wärmer, erklärte Schmidt. Im Jahre 1976 hatte die globale Durchschnittstemperatur erstmals den Durchschnittswert des 20. Jahrhunderts von 13,9 Grad Celsius überschritten. Beide Behörden haben ermittelt, dass neun der zehn wärmsten Jahre im 21. Jahrhundert lagen. Das wärmste sei das Jahr 2010 gewesen, so die NOAA.

Regionale Unterschiede

Der Direktor des NOAA-Klimadatenzentrums Thomas Karl räumte ein, dass die Erwärmungsrate in den vergangenen zehn Jahren abgenommen habe. Allerdings sei der Erwärmungstrend erkennbar, wenn man die Periode der letzten 50 Jahre zugrunde legt.

Paradox scheint, dass der Trend sich nicht in allen Weltregionen gleichermaßen zeigt. So verzeichnet Deutschland nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes #link:http://www.dwd.de/bvbw/appmanager/bvbw/dwdwwwDesktop?_nfpb=true&_pageLabel=dwdwww_menu2_presse&T98029gsbDocumentPath=Content%2FPresse%2FPressemitteilungen%2F2014%2F20131230__Deutschlandwetter__Jahr__2013__news__Kopie.html:DWD# im Jahr 2013 völlig durchschnittliche Werte. Und in der Antarktis gab es sogar einen massiven #link:http://www.meereisportal.de/de/meereisbeobachtung/meereis_beobachtungsergebnisse/beobachtungsergebnisse_aus_satellitenmessungen/einschaetzung_der_aktuellen_meereissituation_antarktis/:Kälteeinbruch# mit einer rekordverdächtigen Eisbedeckung.

Die NOAA-Forscher erklärten sich das mit dem komplexen weltweiten System von Wind- und Meeresströmungen. Zum Beispiel habe es 2013 keinen El-Nino-Effekt gegeben, der zu einer stärkeren Erwärmung hätte beitragen können. Für 2014 erwarten sie allerdings wieder ein El-Nino-Jahr.

Prirazlomnaya Öl-Plattform
Die Erdölindustrie hofft, dass höhere Temperaturen in der Arktis den Weg zu neuen Bohrfeldern öffnen.Bild: picture-alliance/dpa

Schmidt machte deutlich, dass von regionalen Besonderheiten nicht auf das weltweite Klima geschlossen werden könne: "Auch bei wärmeren globalen Temperaturen kann es Schnee geben", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters ihn. Im Gegensatz zur sehr kalten Antarktis sei beispielsweise die Packeisgrenze in der Arktis im Sommer deutlich zurückgegangen.

Für die Erwärmung sei vor allem die Zunahme atmosphärischen Kohlendioxids verantwortlich, sagen die NASA- und NOAA-Wissenschaftler. Seit den 1960er Jahren stieg der CO2-Anteil von 315 ppm (Teilchen pro Million) auf etwa 400 ppm. Grund dafür ist vor allem die Verbrennung fossiler Rohstoffe.

Kritiker unbeeindruckt

Das IPCC hat seit seinem ersten Sachstandsbericht 1990 immer wieder seine Prognosen über die zu erwartende Klimaerwärmung nach unten korrigiert. So waren ursprüngliche Szenarien noch davon ausgegangen, dass die globale Durchschnittstemperatur über viermal schneller steige, als es letztlich tatsächlich messbar war.

Seit über zehn Jahren liegt die globale Temperaturkurve konstant auf einem hohen Niveau, wie auch die Daten im letzten #link:http://www.climatechange2013.org/images/uploads/WGIAR5_WGI-12Doc2b_FinalDraft_Chapter02.pdf:Sachstandsbericht des IPCC# zeigen. Sie steigt aber nicht mehr deutlich erkennbar an - trotz des stetig zunehmenden Kohlendioxidanteils in der Atmosphäre.

Etablierte Klimaforscher erkennen darin aufgrund des bereits bestehenden hohen Temperaturniveaus keinen Grund für Entwarnung. Kritiker sehen sich dadurch jedoch in ihrer Ansicht bestärkt, dass sich die Temperaturentwicklung von der CO2-Zunahme abgekoppelt habe. Auch die jetzt vorgestellten Temperaturwerte für 2013 liegen noch innerhalb dieses zwar hohen, aber konstanten Temperaturniveaus.