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Politik

USA beenden Hilfe für Luftangriffe im Jemen

10. November 2018

Die USA stoppen die Betankung von Kampfjets der von Saudi-Arabien geführten Allianz im Jemen. Riad war zuletzt nicht nur wegen seiner Kriegführung, sondern auch wegen des Falls Khashoggi verstärkt in die Kritik geraten. 

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Ein saudischer F-15 Kampfjet
Ein saudischer F-15 KampfjetBild: Getty Images/AFP/F. Nureldine

Die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition im Jemen will bei der Luftbetankung ihrer Kampfflugzeuge nicht länger die Unterstützung der USA in Anspruch nehmen. Wie die amtliche saudi-arabische Nachrichtenagentur SPA berichtete, forderte die Koalition die USA auf, ihre Hilfe einzustellen. Zur Begründung hieß es, die Allianz habe zuletzt ihre Fähigkeiten in diesem Bereich erweitert und sei nicht mehr auf die Unterstützung angewiesen. Die Entscheidung sei in Konsultationen mit den USA getroffen worden.

Die US-Regierung bestätigte die Angaben. Verteidigungsminister Jim Mattis erklärte, die USA unterstützten die "Entscheidung" Riads, die Kooperation bei der Luftbetankung ihrer Kampfflugzeuge zu beenden. Die Koalition habe beschlossen, "ihre eigenen militärischen Kapazitäten zu nutzen". Die USA waren bislang für die Betankung von rund einem Fünftel der Koalitionsflugzeuge zuständig, die im Jemen im Einsatz waren.

Angesichts zahlreicher ziviler Opfer bei Luftangriffen im Jemen war die internationale Kritik an dem Militäreinsatz zuletzt stärker geworden. Die Unterstützung Saudi-Arabiens in dem seit drei Jahren andauernden Bürgerkrieg, in dem mehr als 10.000 Menschen getötet und mehr als zwei Millionen vertrieben wurden, ist seit längerem in den USA umstritten, auch in den Reihen der Republikaner von Präsident Donald Trump.

Diese Kritik nahm zuletzt im Zuge der internationalen Empörung über den Mord an dem saudi-arabischen Regierungskritiker Jamal Khashoggi im Konsulat in Istanbul zu. Die US-Regierung verurteilte den Mord an dem Journalisten zwar, sie versuchte aber zugleich Schaden von den Beziehungen zu dem engen Verbündeten Saudi-Arabien abzuwenden. 

US-Präsident Donald Trump (r.) mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman im März im Weißen Hau
US-Präsident Donald Trump (r.) mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman im März im Weißen HausBild: picture-alliance/dpa/SPA

Eine koordinierte Entscheidung der Regierungen in Washington und Riad für ein Ende der Betankungshilfe könnte ein Versuch beider Seiten sein, ein Einschreiten des Kongresses zu verhindern. Zumal die oppositionellen Demokraten bei den Kongresswahlen kürzlich die Mehrheit im Repräsentantenhaus gewonnen haben. 

Unterdessen eroberten die jemenitischen Regierungstruppen offenbar das größte Krankenhaus der umkämpften Hafenstadt Hodeida. Wie Militärvertreter mitteilten, übernahmen die Truppen bereits am Freitagabend die Kontrolle über das Krankenhaus des 22. Mai, das im Osten der strategisch wichtigen Stadt am Roten Meer liegt. Nach Angaben von Medizinern wurden in Hodeida allein zwischen Donnerstag und Freitag mehr als 130 Kämpfer getötet.

Erstmals ins Stadtgebiet vorgedrungen

Am Donnerstag waren die von Luftangriffen der arabischen Militärkoalition unterstützten Regierungstruppen erstmals ins Stadtgebiet vorgedrungen. Am Freitag bewegten sie sich in Richtung des Hafens vor. Die Offensive zur Rückeroberung des Hafens, in dem die meisten Importe und internationalen Hilfslieferungen für den Jemen umgeschlagen werden, ist nach Einschätzung von Beobachtern in den kommenden Tagen zu erwarten.

Regierungskämpfer am Mittwoch beim Vorrücken auf Hodeid
Regierungskämpfer am Mittwoch beim Vorrücken auf HodeidaBild: Getty Images/AFP/K. Ziad

Am Donnerstag hatte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International den Huthi-Rebellen vorgeworfen, das Krankenhaus des 22. Mai für militärische Zwecke zu missbrauchen und Scharfschützen auf dem Dach zu positionieren. Am Mittwoch hatte ein Krankenhausvertreter der Nachrichtenagentur AFP gesagt, das Krankenhauspersonal habe die Klinik verlassen müssen. In dem Krankenhaus befanden sich nach Angaben von Amnesty zahlreiche verletzte Zivilisten, die nicht fliehen konnten. 

Die Militärkoalition hatte die Offensive auf die Hafenstadt zunächst im Juni gestartet, im Juli aber zugunsten der Friedensbemühungen der UN unterbrochen. Nachdem der Vermittlungsversuch im September gescheitert war, kündigte die Koalition die Fortsetzung der Offensive an.

Die Vereinten Nationen hatten im Oktober gewarnt, dass im Jemen 14 Millionen Menschen vom Hunger bedroht seien, fast die Hälfte der Bevölkerung. Die UN sprechen von der schwersten humanitären Krise weltweit.

stu/jj (afp, dpa)