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Politik

USA: Navy feuert Kapitän

3. April 2020

Es gibt Dinge, die macht man nicht als Offizier. Seinen Vorgesetzten öffentlich zu widersprechen, zum Beispiel. Auch die Sorge um die eigenen Soldaten in Corona-Zeiten ändert nichts an diesem Grundsatz.

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USA San Diego | Captain Brett Crozier auf der USS Theodore Roosevelt
Bild: Reuters/US NAVY

Der Kapitän des US-Flugzeugträgers "USS Theodore Roosevelt", der wegen Corona-Fällen an Bord Alarm geschlagen hatte, ist vom Pentagon entlassen worden. Kapitän Brett Crozier habe in der Krisensituation unnötige "Panik" erzeugt und "schlechtes Urteilsvermögen" gezeigt, erklärte Marine-Staatssekretär Thomas Modly. Modly bezog sich auf den an Medien gelangten Brief, in dem der Kapitän die Zustände an Bord der "USS Roosevelt" in dramatischen Worten beschrieben hatte. Das Schreiben sei irreführend, so der Staatssekretär. Zwar seien unter der Besatzung des - an der US-Basis auf der Pazifikinsel Guam liegenden - Schiffs 114 Corona-Infektionen aufgetreten. Doch habe es in keinem dieser Fälle eine schwere Erkrankung gegeben, sagte der Staatssekretär.

Virus in der Befehlskette

Mit seinem Brief habe der Kommandant die Familien der Besatzungsmitglieder unnötig in Angst versetzt, kritisierte Modly. Auch habe er ungebührliche Zweifel an der Einsatzbereitschaft des Flugzeugträgers gesät. Modly warf dem Kapitän deshalb mangelnde "Professionalität" vor. Der Offizier habe schlicht gegen die normale Befehlskette verstoßen.

Coronavirus US-Flugzeugträger USS Theodore Roosevelt
Auf der USS Theodore Roosevelt ist ein Teil der Besatzung infiziertBild: picture-alliance/dpa/AP/B. Marquez

"Nicht im Krieg"

In seinem Brief hatte der Kommandant eindringlich gefordert, die Besatzung von Bord zu holen. "Wir befinden uns nicht im Krieg. Es müssen keine Seeleute sterben", wurde er von US-Medien zitiert. Crozier habe seinen Brief an einen breiten Verteiler mit 20 bis 30 Empfängern gesendet und habe daher mit einer Verletzung der Geheimhaltung rechnen müssen, sagte der Staatssekretär dazu. Er warf Crozier allerdings nicht direkt vor, den Brief an Medienvertreter gegeben zu haben.

US-Verteidigungsminister Mark Esper verweigerte zunächst die Evakuierung des Flugzeugträgers. Später willigte das Pentagon dann aber doch ein, zwar nicht alle, aber die meisten der insgesamt rund 4800 Seeleute von Bord zu holen und auf Guam unterzubringen. Vor seiner Ankunft in Guam war der nuklearbetriebene Flugzeugträger in Vietnam. Vermutet wird, dass sich die ersten Marinesoldaten dort angesteckt haben könnten. Belegt ist das nicht. Das Kommando der "USS Theodore Roosevelt" soll nun ein Admiral namens Carlos Sardiello übernehmen, der den Flugzeugträger bereits zuvor geführt hatte.

ml/fab (ap, adfp, dpa)