1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

USA verurteilen Bombenangriffe auf Daraja

11. Juni 2016

Gerade erst hat ein UN-Konvoi Lebensmittel nach Daraja gebracht, da lässt das syrische Regime Fassbomben auf die belagerte Stadt bei Damaskus abwerfen. Die Regierungen der USA und Frankreichs protestieren.

https://p.dw.com/p/1J4kR
Explosionswolke über der Stadt Daraja in Syrien (Archivfoto: AFP)
Eine schwere Bombenexplosion im Februar 2014 in DarajaBild: Getty Images/AFP/F. Dirani

Die USA haben der syrischen Regierung vorgehalten, die belagerte Stadt Daraja kurz nach einer lang ersehnten UN-Hilfslieferung für die Zivilbevölkerung bombardiert zu haben. "Das syrische Regime hat heute Morgen mehrere Fassbomben-Angriffe auf Daraja verübt", sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Mark Toner, in Washington. "Das geschah nur Stunden, nachdem der UN-Konvoi angekommen war." Angriffe mit Fassbomben seien ohnehin "nicht hinnehmbar", betonte der Sprecher. Unter den gegebenen Umständen seien sie aber noch schändlicher, weil sie "auch die Lieferung und Verteilung schrecklich benötigter Hilfe behinderten".

Dass der syrische Staatschef Baschar al-Assad die Hilfslieferung überhaupt zugelassen habe, sei "positiv", sagte Toner. Bisher sei aber nur ein Teil der vorgesehenen Hilfe angekommen, die übrigen Lieferungen müssten "so schnell wie möglich" erfolgen. Toner formulierte die Forderung, dass allein die Vereinten Nationen über Ort und Zeitpunkt von Hilfslieferungen entscheiden sollten und nicht die syrische Führung.

Auch Frankreich empört

Die Fassbomben-Angriffe stießen auch bei Frankreich auf Empörung. "Es ist in der Tat eine außerordentliche Doppelzüngigkeit des (syrischen) Regimes, die wir hier erleben", sagte der französische Außenminister Jean-Marc Ayrault bei einem Besuch des UN-Sicherheitsrates in New York. Das Vorgehen errege bei ihm "so große Empörung, dass ich keine Worte dafür finde, sie zu beschreiben".

Das syrische Regime hatte erstmals seit dreieinhalb Jahren einen Konvoi mit Nahrungsmitteln nach Daraja durchgelassen. Neun Lastwagen mit Nahrung, Medikamenten und anderen Hilfsgütern trafen nach Angaben des Syrischen Roten Halbmonds in der Nacht zum Freitag in der Stadt südwestlich von Damaskus ein. Die Hilfsgüter sollten die Versorgung der rund 8000 Menschen, die in Daraja eingeschlossen sind, für einen Monat sicherstellen. Viele Eingeschlossene leider unter Mangelernährung.

Wegen der Bombardierung sei es schwierig, das Essen auszuteilen, sagte der Aktivist Fadi. Die Hilfsgüter seien zunächst gelagert worden. "Wenn die Bombardierung aufhört, werden wir die Güter an die Menschen verteilen."

Mehr als 20 Fassbomben

Dem Aktivisten zufolge hatte das Regime 30 Fassbomben abgeworfen, die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von 20. Daraja wird seit November 2012 von der syrischen Armee und ihren Verbündeten belagert. Die Stadt war eine der ersten, die sich nach Beginn des Aufstands in Syrien 2011 gegen die Führung in Damaskus erhoben hatte. Durch ihre jahrelange Belagerung ist die Stadt, von der es nur wenige Kilometer zum Präsidentenpalast in Damaskus sind, zum Symbol für das Leiden der Zivilbevölkerung geworden.

Nach dreijähriger Belagerung erreichte am Freitagabend ein Hilfskonvoi den Ort Duma in der Nähe von Damaskus, der von Rebellen kontrolliert wird. Das teilte der Syrische Rote Halbmond mit. Demnach brachten 39 Lastwagen dringend benötigte Nahrungsmittel und Medikamente. Den Vereinten Nationen zufolge leben geschätzt 492.000 Menschen in 19 belagerten Gebieten in Syrien. Die UN haben nach eigenen Angaben vom syrischen Regime Genehmigungen erhalten, Hilfsgüter in 15 der 19 Orte zu transportieren. Die Aufhebung der Belagerungen war eine der Hauptforderungen der syrischen Opposition bei den Genfer Friedensgesprächen.

Zudem begann laut den Menschenrechtsbeobachtern am Freitag in vier Orten in den Provinzen Idlib und Damaskus eine 72-stündige Waffenruhe. Fua und Kafraja im Norden des Landes werden vom Regime kontrolliert, Madaja und Sabadani im Südosten von Rebellen. Die Feuerpausen traten auf Initiative Moskaus in Kraft, wie das russische Verteidigungsministerium mitteilte. Moskau unterstützt das Regime in Damaskus und fliegt seit September Luftangriffe. Der Westen wirft Russland vor, dabei auch Zivilisten und gemäßigte Gruppen zu treffen.

kle/se (afp, dpa, ape)