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US-Entschädigung für Kundus-Opfer

11. Oktober 2015

Kampfjets der USA bombardierten Anfang Oktober ein Krankenhaus von "Ärzte ohne Grenzen" im afghanischen Kundus, mehr als 22 Menschen starben. Nun will die US-Regierung Geld zahlen - für die Opfer und den Wiederaufbau.

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Die zerstörte Klinik von "Ärzte ohne Grenzen" nach dem Beschuss (Foto: dpa)
Die zerstörte Klinik von "Ärzte ohne Grenzen" in Kundus nach dem BeschussBild: picture-alliance/dpa/MSF

Ein Sprecher des Pentagons erklärte, ein Schritt der geplanten Entschädigungen seien "Kondolenz-Zahlungen" für die zivilen Opfer und ihre Angehörigen. Zur möglichen Höhe machte er keine Angaben, sondern sprach lediglich von "angemessenen" Zahlungen in Abstimmung mit den Betroffenen. Darüber hinaus stellte der Pentagon-Sprecher auch Geld für den Wiederaufbau des Krankenhauses in Kundus in Aussicht.

Fehler in der Kommandokette?

Nach US-Angaben war der Luftangriff auf Anforderung der afghanischen Streitkräfte erfolgt, die unter Beschuss von Taliban-Kämpfern gestanden hätten. Dabei seien "mehrere Zivilisten aus Versehen getroffen" worden. Der US-Kommandeur der internationalen Truppen in Afghanistan, John Campbell, führte den Luftangriff auf einen Fehler in der Kommandokette zurück.

US-Präsident Barack Obama hatte sich kürzlich bei der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" für die Bombardierung der Klinik persönlich entschuldigt. In einem Telefonat mit dem afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani versprach Obama außerdem eine "vollständige und transparente" Untersuchung der "versehentlichen" Bombardierung des Krankenhauses. Zu dem Beschuss der Klinik laufen derzeit drei Untersuchungen - eine der US-Armee, eine der afghanischen Behörden und eine der NATO.

Versehen oder Kriegsverbrechen?

"Ärzte ohne Grenzen" sieht in der Zerstörung der Klinik allerdings ein Kriegsverbrechen und fordert eine internationale unabhängige Untersuchung. Nach Angaben der Hilfsorganisation waren die afghanischen und auch die US-Streitkräfte über die GPS-Koordinaten des Krankenhauses informiert, das seit vier Jahren in Betrieb war. Das Krankenhaus war die einzige Klinik im Nordosten Afghanistans, die schwere Kriegsverletzungen behandeln konnte.

Afghanische Soldaten tragen einen Verwundeten durch eine Straße von Kundus (Foto: AFP)
Afghanische Soldaten in Kundus: Die Kämpfe gegen die Taliban halten weiter anBild: Getty Images/AFP/Stringer

Jenseits der Untersuchung über die Krankenhaus-Bombardierung will die afghanische Regierung auch die Taliban-Offensive auf Kundus analysieren lassen. Die radikalislamischen Kämpfer hatten die Stadt am 28. September eingenommen und drei Tage lang gegen die Regierungstruppen verteidigen können. Zwar hat die afghanische Armee den größten Teil der Stadt mittlerweile zurückerobert, doch in einzelnen Vierteln gibt es immer noch Kämpfe. Nach Angaben des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen haben Tausende Einwohner Kundus verlassen und leben in Lagern in anderen Städten der Region.

cw/se (rtr, ape, dpa)