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Vancouvers Endspurt

12. Januar 2010

Am 12. Februar beginnen die 21. Olympischen Winterspiele. Doch anders als etwa in Peking, wo bis zur letzten Sekunde gebaut wurde, sind die Sportstätten so gut wie fertig, Vancouver präsentiert sich bestens vorbereitet.

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Arbeiter im Olympic Oval in Richmond, British Columbia, Foto: ap
Vancouver: Die letzten Zelte werden errichtet, dann ist alles fertigBild: AP

Grau, grün, stürmisch, mild und nass: Während Europa und weite Teile Nordamerikas im Schnee versinken und bibbern, fehlt in Vancouver vom Winter jede Spur: die Bewohner der kanadischen Westküsten-Metropole freuen sich über einen ungewöhnlich warmen Januar mit Temperaturen um die 10 Grad Celsius.

Das alpine Skigebiet von Whistler, Quelle: VANOC
Keine Schneesorgen: Das alpine Skigebiet WhistlerBild: VANOC/COVAN

Der Vorfreude auf die in einem Monat beginnenden olympischen Winterspiele tut das aber keinen Abbruch: In Vancouver finden die "Hallendisziplinen" Eishockey, Eisschnelllauf, Eiskunstlauf oder Curling statt, so dass das milde Wetter nicht dazwischen funken kann. Und im 125 Kilometer nördlich gelegenen Whistler, wo die alpinen und nordischen "Außensportarten" ausgetragen werden, ist man gut vorbereitet: Gegenwärtig beträgt die Schneehöhe dort 2,40 Meter, zudem wurde Naturschnee bereits im November und Dezember vorsorglich gebunkert. "Wir setzen all das in die Tat um, was wir über Wetterverhältnisse gelernt haben und wofür wir geplant haben", sagte Tim Gayda stolz, Vizepräsident im Olympia-Organisationskomitee VANOC. Er sieht Vancouver und Whistler "für die Spiele gerüstet und bereit".

Alles fertig

Anders als etwa in Peking, wo noch bis zur letzten Sekunde gebaut wurde, mussten sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) und die Sportler auch keine Sorgen um die Sportstätten machen: Bereits als im Sommer 2008 die Spiele von Peking eröffnet wurden, war in Vancouver fast alles parat und im Februar 2009 konnte der Chef des Organisationskomitees VANOC, John Furlong, dem IOC melden: Alle neuen Sportstätten stehen bereit, bestehende Anlagen, die für die Winterspiele und die Paralympischen Spiele (12. bis 21. März 2010) genutzt werden, sind umgebaut.

Die Maskottchen der Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver, Foto: VANOC
Die Maskottchen 'Sumi', 'Miga' und 'Quatchi'Bild: VANOC/COVAN

Am 12. Februar werden die XXI. Olympischen Winterspiele im 60.000 Zuschauer fassenden BC Place Stadium feierlich eröffnet. Bereits jetzt wurden die ersten von 6000 bunten Fahnen in der Innenstadt aufgehängt. Die grün-blauen Banner zeigen auf weißem Grund 18 verschiedene Sportmotive und grüßen die Olympia-Besucher mit dem Motto dieser Spiele: "With Glowing Hearts" (deutsch: "Mit glühenden Herzen"); überall winken die drei offiziellen Maskottchen "Sumi", "Miga" und "Quatchi": Sie sind inspiriert von traditionellen Kreaturen der kanadischen Ureinwohner, der "First Nations". "Sumi" symbolisiert einen Schutzengel für Tiere, der den Hut des Orca-Wals trägt. "Miga" ist ein mystischer Seebär und "Quatchi" verkörpert den sagenumwobenen, legendären "Sasquatch", die mythologische Figur des "Bigfoot".

Alles teurer

Mit der ganzen Vorfreude sind die Hiobsbotschaften der vergangenen Jahre längst vergessen: So waren etwa die Gesamtkosten mit 665 Millionen Euro am Ende fast sechsmal so hoch wie ursprünglich geplant (116 Millionen Euro). Zu den explodierenden Kosten trug auch bei, dass sich das geplante Sicherheits-Budget verfünffachte. 15.000 Polizisten, Soldaten und Mitarbeiter privater Sicherheits-Dienste werden im Einsatz sein, und es geht nicht zuletzt darum, Kanadas Grenze mit den USA scharf im Auge zu behalten. Auch wenn aktuell keine konkreten Drohungen bekannt sind, bereitet man sich doch auf den Ernstfall vor: Ward Elcock, Sicherheitskoordinator für die Spiele, erklärte, es gebe einen Sicherheitsplan für den Fall eines Terroranschlags, "dieser schlimmsten denkbaren Bedrohung". Zuletzt war Olympia 1996 in Atlanta Ziel eines Gewaltangriffs geworden. Damals tötete eine Rohrbombe in einem Innenstadt-Park der US-Metropole zwei Touristen.

Volksheld Eddie "the Eagle" Edwards brachte das Olympische Feuer am 7. Januar 2010 nach Winnipeg, Manitoba, Foto: dpa
Die zahlreichen finanziellen Hiobsbotschaften sind der Vorfreude gewichen: Volksheld Eddie "the Eagle" Edwards brachte das Olympische Feuer am 7. Januar 2010 nach Winnipeg, Manitoba.Bild: picture alliance/empics

Rückendeckung angesichts der auch ansonsten kräftig gestiegenen Kosten erhielten die Organisatoren durch die Zusage des IOC, das erwartete Schuldenloch auszugleichen. "Die globale Finanzkrise konnte ja niemand vorausahnen", sagte IOC-Präsident Jacques Rogge. Damit konnte die Olympia-Regierung zumindest teilweise die Ängste der Einwohner nehmen, die bereits ein finanzielles Desaster wie nach den Sommerspielen 1976 in Montreal befürchtet hatten. Nach dem großen Erfolg von Calgary im Winter 1988 erlebt Kanada nun seine dritten Olympischen Spiele; jetzt muss es nur noch eine unrühmliche Negativserie beenden: Als einziges Land, das Sommer- wie Winterspiele ausrichtete, war Kanada bei den Heimspielen bislang ohne olympische Goldmedaille geblieben.

Deutsche Medaillenhoffnungen

Deutsche Medaillenhoffnung: Maria Riesch, Foto: ap
Deutsche Medaillenhoffnung: Maria RieschBild: AP

Die deutsche Mannschaft will in Vancouver ihre Spitzenposition als erfolgreichste Nation von Turin mit 11 Gold- 12 Silber- und 6 Bronzemedaillen verteidigen. Dabei ruht die Hoffnung in dem rund 150 Athleten umfassenden Team vor allem auf der Eissprinterin Jenny Wolf, den Ski-Weltmeisterinnen Maria Riesch und Kathrin Hölzl sowie den Paarläufern Aljona Savchenko und Robin Szolkowy. Sollten auch Biathleten, Langläufer und Eisschnelllauf-Star Anni Friesinger wieder in Form sein, gibt es die Hoffnung, dass die Deutschen (bisher 118 Goldmedaillen) in der Wertung aller Winterspiele erstmals sogar Spitzenreiter Russland (120) überflügeln könnten.

Mehr als 2600 Sportler aus fast 90 Nationen werden zu den Spielen vom 12. bis 28. Februar 2010 in der 2,2-Millionen Einwohner-Metropole sein. Die anfangs recht maue Stimmung ist seit dem Start des gigantischen Fackellaufes mit 12.000 Läufern längst dem Olympia-Fieber gewichen. Die Manager vom Organisationskomitee VANOC rechnen mit ausverkauften Spielen. Am schnellsten vergriffen waren die Tickets für das Eishockey-Finale, die Eröffnungsfeier im BC Place Stadium sowie die Eisschnelllauf- und Eiskunstlauf-Entscheidungen.

Autorin: Ina Rottscheidt (ap/dpa/sid)
Redaktion: Oliver Pieper