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"Meine Geige ist eifersüchtig"

Olivia Gerstenberger18. Februar 2014

Stargeigerin Vanessa Mae ist die berühmteste Exotin der Olympischen Winterspiele. Beim Riesenslalom kommt die Millionärin zwar als Letzte ins Ziel, steht aber dennoch im Mittelpunkt.

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Sotschi - Eröffnungsfeier
Bild: Reuters/Phil Noble

Die Siegerehrung ist längst vorbei, die Zuschauertribüne so gut wie leer, da ist Vanessa Mae noch immer umringt von Journalisten und gibt freudestrahlend Interviews. Dass es dabei aus Kübeln regnet, stört die zierliche Frau in dem ungewohnten Outfit nicht. Ihr pinker Lippenstift ist ein farbenfroher Kontrast zum Grau des Himmels. "Ich bin so glücklich, dass ich es geschafft habe", sagt sie strahlend. Ihre größte Sorge sei es gewesen, sich auf der anspruchsvollen Abfahrt zu verfahren. "Ich bin dreimal fast gestürzt, aber ich habe es geschafft." Als Letzte (Platz 67) kommt die Stargeigerin ins Ziel, mit über 50 Sekunden Rückstand auf die neue Olympiasiegerin Tina Maze aus Slowenien.

"Ich bin eine Hobby-Skifahrerin"

Das olympische Motto "Dabei sein ist alles" stellt man sich eigentlich anders vor. Mit Großereignissen im Sport war die Millionärin bisher nur auf der Konzertbühne in Kontakt gekommen. Zuletzt war sie in Sotschi noch in Glitzerkleidchen bei Sponsorenterminen gesichtet worden. Die Violin-Virtuosin, die über zehn Millionen Alben verkauft und es ins Guiness-Buch der Rekorde geschafft hat, sollte nun auf Skiern überzeugen? Viele waren skeptisch. Doch was Vanessa Mae, die unter dem Namen ihres thailändischen Vaters als Vanessa Vanakorn für Thailand startete, auf der Piste zeigte, war durchaus passabel. "Ich bin eine Hobby-Skifahrerin", betont sie. "Dass ich auf demselben Schnee herunterschlittern durfte, auf dem die Ski-Elite elegant herunterschwingt, war für mich eine Ehre und ein Privileg."

Vanessa Mae nach Riesenslalom
Bild: picture-alliance/dpa

Um sich ihren großen Traum zu erfüllen, war die 1,60 Meter kleine Musikerin nach Zermatt in die Schweiz gezogen und hatte für einige Monate sogar ihre Karriere zurückgestellt. "Ich finde, jede Dekade musst du etwas Neues machen, selbst wenn es etwas ist, was du schon 25 Jahre vorher hättest beginnen müssen, um richtig gut zu werden", sagt sie. "Wenn jemand jetzt anfangen will, Geige zu spielen, dann sage ich: Mach das! Du wirst nicht supergut werden, aber Spaß haben und vielleicht auch andere unterhalten."

Gelungene PR

Eine bessere Skifahrerin wollte sie angeblich werden. Warum da nicht gleich die ganz große Bühne wählen? Hier reißen sich alle um sie, die Journalisten sind begeistert, auch wenn Vanessa Mae betont: "Es war ein großes Lebensziel von mir. Ich musste nichts beweisen oder ein neues Album verkaufen." Seit sie vier Jahre alt ist, fährt sie Ski, erst ein Jahr später begann sie mit dem Violinunterricht. "Ich finde, zwischen dem Skifahren und der Musik gibt es durchaus Parallelen", hatte sie einige Tage zuvor gesagt. "Bei beidem geht es um Technik, um Millimeter, um Zentimeter, um Genauigkeit." Ihre Geige hat Vanessa Mae allerdings zu Hause gelassen. "Ausnahmsweise. Denn sie ist ein bisschen eifersüchtig auf meine Skier."

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Bild: Ethan Miller/Getty Images for CityCenter

Als die 35-Jährige in ihrem Hightech-Skianzug zu frösteln beginnt, sagt sie entschuldigend: "Die ganze Woche war schönes Wetter, blauer Himmel und Sonnenschein und heute regnet es. Aber ich bin ja in London aufgewachsen, das kenne ich also". Dann lächelt sie charmant die Journalistenschar an. "Ich habe ganz nasse Füße, aber ihr seid bestimmt auch komplett durchgeweicht." Bevor sie die Bodyguards ins Trockene bringen, lobt Mae noch einmal die tolle Organisation der Spiele. "In London war es toll, hier auch. Wenn man ein Teil des Ganzen ist, sieht man erst, was alles hinter den Kulissen organisiert werden muss. Die Russen können stolz darauf sein."

Für das Wetter könnten sie ja nichts, sagt sie, und weist noch einmal auf ein Thema hin, das ihr sehr am Herzen liegt: "Als ich ankam, habe ich ein paar glückliche, lebende Straßenhunde gesehen, da war ich erleichtert", sagt Vanessa Mae und kündigt an, für eine Tierschutzorganisation zu spenden. "Ich habe gesagt: Wenn ich mich qualifiziere, dann spende ich. Zumindest darin war ich erfolgreich." Der Auftritt bei den Olympischen Spielen wird ihr auch nicht geschadet haben.