1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Venezuela bricht Beziehungen zu Kolumbien ab

23. Juli 2010

Venezuelas Präsident Chávez hat die diplomatischen Beziehungen zu Kolumbien beendet. Chávez reagierte damit auf Vorwürfe, Venezuela unterstütze kolumbianische Rebellen. Die UN mahnten beide Länder zur Mäßigung.

https://p.dw.com/p/OS10
Chávez winkt Medienvertretern (Foto: AP)
Hugo Chávez sprach mit gewohnt markigen Worten in die TV-KamerasBild: ap

"Mit einer Träne im Herzen verkünde ich: Venezuela bricht ab sofort alle Beziehungen zur kolumbianischen Regierung ab." Das sagte Staatschef Hugo Chávez am Donnerstag (22.07.2010) bei einer Pressekonferenz im Präsidentenpalast in Caracas. Chávez reagierte mit diesem Schritt auf Vorwürfe aus Kolumbien, Venezuela unterstütze kolumbianische Rebellen. Kolumbien hatte in der vergangenen Woche erklärt, es habe Beweise dafür, dass sich vier Führer der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) und ein Vertreter der Nationalen Befreiungsarmee (ELN) auf venezolanischem Staatsgebiet befänden.

In einer Sitzung der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) bekräftigte ein Vertreter Kolumbiens am Donnerstag die Anschuldigungen. Luis Hoyos sagte, es befänden sich sogar 1500 Rebellen in Venezuela. Zudem gebe es ein Dutzend Rebellenlager in Venezuela. Er forderte die Einrichtung einer internationalen Kommission, die die Lager besuchen sollte.

Ultimatum für Diplomaten

Chávez, der am Donnerstag die argentinische Fußballlegende Diego Maradona zu Besuch hatte, warf Kolumbien vor, gemeinsam mit den USA einen Krieg gegen Venezuela anzetteln zu wollen. Im Beisein Maradonas sagte Chávez in die TV-Kameras: Die kolumbianische Regierung des Präsidenten Álvaro Uribe "war kriegerisch, lügnerisch und aggressiv". Er gab Kolumbiens Diplomaten 72 Stunden Zeit, das Land zu verlassen. Die venezolanische Botschaft in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá werde geschlossen.

Maradona verdreht neben Chávez die Augen (Foto: AP)
Maradona schien sich seinen Besuch bei Hugo Chávez etwas anders vorgestellt zu habenBild: ap

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief beide Länder zum Dialog auf. Ban hoffe, dass die Streitigkeiten der beiden Regierungen durch Gespräche gelöst werden könnten, erklärte sein Sprecher in New York. Der UN-Generalsekretär rufe alle Seiten "zur Mäßigung auf, damit die Situation auf friedliche Weise gelöst werden kann". Auch OAS-Generalsekretär José Miguel Insulza mahnte beide Seiten zur Ruhe.

Zerstrittene Nachbarn

Die Beziehungen beider Länder sind ohnehin angespannt, seit Kolumbien und die USA im Juli 2009 eine Militärkooperation vereinbarten, die Venezuela als Bedrohung der Sicherheit der Region betrachtete. Chávez hatte 2009 bereits die Handelsbeziehungen zu Kolumbien abgebrochen, weil es US-Truppen im Kampf gegen die Drogenmafia die Benutzung von Stützpunkten gestattete. Das sei eine direkte Bedrohung Venezuelas, erklärte Chavez damals.

Uribe wird am 7. August das Präsidentenamt an seinen Vertrauten und früheren Verteidigungsminister Juan Manuel Santos abgeben. Dieser wurde vor wenigen Wochen zum neuen Präsidenten des südamerikanischen Landes gewählt. Chávez äußerte in seiner Fernsehansprache die Hoffnung auf eine Verbesserung des Verhältnisses zu Kolumbien, wenn Santos im Amt ist.

Autor: Martin Schrader (afp, dpa, rtr)
Redaktion: Marko Langer