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Politik

Venezuela und USA tauschen Gefangene aus

2. Oktober 2022

Die sieben inhaftierten US-Amerikaner galten als Faustpfand im Konflikt zwischen Washington und Caracas. Nun kommen sie im Austausch gegen zwei in den USA verurteilte Verwandte von Präsident Nicolás Maduro frei.

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Die jetzt freigelassenen Citgo-Ölmanager auf einem undatierten Foto aus ihrer Haftzeit
Die in Venezuela verurteilten Citgo-Ölmanager auf einem undatierten Foto aus ihrer HaftzeitBild: Jorge Arreaza/Venezuela Foreign Ministry/AP/dpa/picture alliance

In einem seltenen Gefangenenaustausch hat die autoritäre venezolanische Regierung die seit Jahren in Venezuela inhaftierten Amerikaner freigelassen. Im Gegenzug setzten die US-Behörden zwei in den USA verurteilte Verwandte des venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro auf freien Fuß. Die Regierungen in Washington und Caracas gaben den Austausch in zwei fast zeitgleichen Erklärungen bekannt.

Fünf der sieben freigelassenen US-Bürger waren Führungskräfte des Ölkonzerns Citgo, der US-Tochter des staatlichen venezolanischen Ölkonzerns PDVSA. Sie waren 2017 während einer Geschäftsreise in dem südamerikanischen Land festgenommen und 2020 in einem Korruptionsprozess zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Die beiden anderen US-Bürger wurden separat verhaftet.

USA sprechen von Ausnahmeentscheidung

Die US-Regierung kritisierte den Prozess gegen die "Citgo 6" seinerzeit als politisch motiviert und unfair. Einer der ursprünglich sechs verurteilten Citgo-Manager war bereits nach Gesprächen zwischen den USA und Venezuela im März auf freien Fuß gesetzt worden.

Die USA hatten sich seit Jahren um die Freilassung der verbliebenen fünf Citgo-Manager und weiterer US-Amerikaner, darunter ein Marine-Veteran, bemüht. Als klar geworden sei, dass dies mit der Begnadigung von zwei Neffen von Maduros Ehefrau zu erreichen wäre, habe Präsident Joe Biden die "schwierige Entscheidung getroffen", den Wunsch zu erfüllen, sagte ein ranghoher Mitarbeiter der US-Regierung. Er betonte, dass solche Schritte eine seltene Ausnahme bleiben würden.

USA, Washington | Joe Biden beim U.S.-Pacific Island Country Summit
US-Präsident Joe Biden sprach von "jahrelanger unrechtmäßiger Inhaftierung" seiner Landsleute in VenezuelaBild: Susan Walsh/AP/picture alliance

Maduro hatte nach der Festnahme seiner Verwandten vor fünf Jahren gesagt, es handle sich um eine politische Aktion der Vereinigten Staaten, um seine Ehefrau anzugreifen. Die Neffen von Venezuelas First Lady Cilia Flores waren 2017 wegen Drogenhandels in den USA zu jeweils 18 Jahren Haft verurteilt worden. Franqui Flores und Efraín Campo waren 2015 in Haiti festgenommen und an die USA ausgeliefert worden, weil sie versucht hatten, große Mengen Kokain in die USA zu schmuggeln. Den Ermittlern zufolge stellten sie sich dabei nicht sonderlich geschickt an.

Maduro-Regierung lobt sich selbst

In der Erklärung der venezolanischen Regierung zu dem Gefangenenaustausch heißt es: "Wir möchten unser Volk und die internationale Gemeinschaft darüber informieren, dass wir nach einer Reihe von Gesprächen mit der US-Regierung die Freilassung von zwei unrechtmäßig inhaftierten jungen Männern erreichen konnten." Die Namen der beiden freigelassenen Venezolaner wurden in der Erklärung nicht genannt. Außerdem hätten sich die Justizbehörden dazu entschlossen, eine Gruppe von verurteilten US-Bürgern aus humanitären Gründen freizulassen.

Energiekrise befördert Bemühungen um Annäherung an Venezuela

Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern gelten seit Jahren als angespannt. Die USA gehören zu den rund 60 Staaten, die sich weigerten, Maduro nach den umstrittenen Wahlen von 2018 als rechtmäßig gewählten Präsidenten anzuerkennen. Washington hat Venezuela seither mit einer Reihe von Sanktionen belegt. Eine 2019 verhängte Strafmaßnahme untersagt es Venezuela, auf dem US-Markt mit Rohöl zu handeln.

Venezuela | Präsident Nicolás Maduro
Präsident Nicolás Maduro versucht, die weltweite Energieknappheit für seine Zwecke zu nutzenBild: Rances Mattey/AA/picture alliance

Zuletzt hatte es hinter den Kulissen verstärkt diplomatische Bemühungen mit dem lateinamerikanischen Land gegeben - auch wegen des Drucks auf die weltweite Energieversorgung infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Venezuela verfügt über die größten Rohölreserven der Welt. Die USA haben wegen des Angriffs auf die Ukraine den Import von russischem Öl verboten.

Angesichts der Energiekrise versucht Venezuelas sozialistischer Staatschef Maduro sein Land als globalen Lieferanten von Erdöl und Erdgas wieder verstärkt ins Spiel zu bringen. Ungeachtet der Tatsache, dass er neben Kuba und Nicaragua zu den engsten Verbündeten Russlands in Lateinamerika gehört, möchte er die marode Ölwirtschaft seines Landes ankurbeln, um diese für Venezuela enorm wichtige Einnahmequelle besser nutzen zu können.

qu/fab (dpa, afp, rtr)