Skyline von Tokio
DaF-Verbände weltweit

Japanischer Deutschlehrerverband (VDJ)

Im Verband der Deutschlehrenden in Japan arbeiten Japaner und deutsche Muttersprachler eng zusammen. Die Lehrerinnen und Lehrer wollen sich nicht nur weiterbilden, sondern auch kulturellen Austausch erleben.

Den ehemaligen Vorsitzenden des Verbands der Deutschlehrenden in Japan, Tomoaki Seino, erreichen wir für unser Interview ziemlich einfach: Wir müssen nur eine Leipziger Nummer wählen. Dort verbringt er seinen Sommer und begleitet eine Gruppe japanischer Studierender bei einem Austausch. Der 50-Jährige ist gerade bei seiner Gastfamilie.

Deutsche Welle: Herr Seino, Sie haben als junger Student auch mehrmals längere Zeit in Deutschland gelebt. Welche kulturellen Eigenheiten fanden Sie damals und heute besonders komisch an den Deutschen?

Tomoaki Seino: Lacht und muss lange überlegen. Als Japaner empfinde ich die Kassiererinnen im Supermarkt sehr unfreundlich. Sie sind oft sehr launisch. Der Service ist in Deutschland wirklich nicht besonders gut. Man muss in Deutschland viel selbstständig machen. Als ich zum ersten Mal als Student länger in Deutschland war, habe ich im Studentenwohnheim gewohnt. Und da musste ich die Wände neu streichen, als ich ausgezogen bin. Ich hatte noch nie in meinem Leben die Wände gestrichen, und da war ich total ratlos. Aber Gott sei Dank haben die anderen Studenten mir geholfen, sonst hätte ich sehr viel Geld für einen Maler zahlen müssen.

Vorstand des Verband der Deutschlehrenden Japans
Der Vorstand des VDJ (von links): Ikuko Shibata, Tatsuya Ohta, Marco Raindl, Tomoaki Seino, Mayako Niikura, Takeo Tano, Hiromi Shirainull VDJ

Da können wir also in Sachen Servicequalität noch etwas von den Japanern lernen?

Lacht. Ja, durchaus.

Trotzdem kommen Sie ja jeden Sommer nach Deutschland. Was gefällt Ihnen so sehr an dem Land?

Hier ist das Leben nicht so hektisch wie in Japan. Außerdem ist man hier sehr nah an der Natur. Man kann hier immer einen schönen Spaziergang machen. Das ist bei uns in Japan leider fast unmöglich, wenn man in der Stadt wohnt. Hier gibt es dagegen auch mitten in der Stadt sehr viele Grünanlagen. Das gefällt mir am besten. Im Moment wäre es allerding noch schöner, wenn es nicht so heiß wäre. Lacht.

Diese Temperaturen verbindet man in Japan wohl nicht gerade mit Deutschland, oder?

Ja, genau. In Japan haben wir aktuell über 35 Grad. Ich hatte gehofft, dass ich dieser Hitze entkommen kann, und dann ist hier die Hitze genauso schlimm. Aber trotzdem bin ich sehr glücklich, dass ich hier sein darf. Mir gefällt Deutschland sehr.

Sie sind Professor für germanistische Linguistik und unterrichten Deutsch an der Universität. Deswegen engagieren Sie sich sowohl im Germanistenverband Japans als auch im Deutschlehrerverband. In beiden Verbänden haben Sie auch ein Amt inne. Warum investieren Sie so viel Zeit in diese ehrenamtliche Arbeit?

Mir gefällt, dass wir in unserem Verband so viele engagierte Mitglieder haben. Bei uns sind vor allem diejenigen, die sehr aktiv im Deutschunterricht sind. Man lernt immer sehr viel von den anderen Mitgliedern. Außerdem ist der Austausch mit den deutschen Muttersprachlern sehr intensiv. Wir verstehen unseren Verband auch als Ort des interkulturellen Austausches.

Warum ist der VDJ in Japan Ihrer Meinung nach unverzichtbar?

Der Deutschunterricht wurde in Japan sehr lange Zeit stark kritisiert von verschiedenen Seiten. Oft kam das Argument auf, der Deutschunterricht sei nicht effektiv. Deswegen könne man den Deutschunterricht auch ganz abschaffen, sodass die Studierenden mehr Zeit zum Englischlernen haben, so der allgemeine Tenor. Gegen diesen Trend kämpfen wir als VDJ an.

Außerdem helfen wir den Deutschlehrenden, Ihre Tätigkeiten zu optimieren und ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Wir bieten Weiterbildungen an und setzen uns dafür ein, dass sich die Deutschlehrenden untereinander austauschen.

Benutzen Sie für Ihren Unterricht auch die Angebote der Deutschen Welle?

Ja, sehr oft, und nicht nur für den Unterricht. Auch ich selbst benutze die Angebote der Deutschen Welle fast jeden Tag, um selbst weiter Deutsch zu lernen. Für das Niveau, auf dem ich mich befinde, gibt es oft nicht so viele Materialien, aber bei der Deutschen Welle gibt es das. Ich abonniere beispielsweise mehrere Podcasts und höre sie mir täglich an. Da lerne ich viel aus Deutschland, und nicht nur Sprachliches. Ich bekomme auch mit, was gerade in Deutschland passiert. Ohne die Deutsche Welle komme ich nicht aus.
 

Die wichtigsten Infos in Kürze:

Den Verband der Deutschlehrenden in Japan gibt es seit 1970. Er ist eine Unterorganisation der Japanischen Gesellschaft für Germanistik (JGG) und hat circa 600 Mitglieder. Die meisten Mitglieder arbeiten als Deutschlehrende an Universitäten.
 

Vorstandsgremium:

  • Tatsuya Ohta (Präsident)
  • Norikazu Tahara (Generalsekretärin)
  • Akira Kosamuto (Generalsekretär)
  • Yoshimi Suematsu (Schriftleiter „Deutschunterricht in Japan“)
  • Mieko Fujiwara
  • Kosuke Saito
  • Chikara Sasaki
  • Ikuko Shibata
  • Yokihiro Nomura
  • Goro Christof Kimura
     

IDV-Kontakt:

Shinji, Nakagawa, idv-team[at]vdjapan.org