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Konsumkids im Fokus

12. August 2008

Immer mehr Kinder nutzen den Computer, doch besonders beliebt bleiben klassische Aktivitäten fern der Flimmerkiste. Die Höhe des Taschengelds variiert stark. So bemerken auch die Kinder die Schere zwischen Arm und Reich.

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Kinder vor Fenster eines Spielwarenladens
Kaufkräftige Kunden: Das Konsumverhalten der Kinder interessiert die WirtschaftBild: picture-alliance/dpa

Lesen bleibt eine feste Größe wie auch radeln oder malen. Deutschlands Kinder, genauer gesagt 80 Prozent der Kinder verbringen ihre Freizeit am liebsten mit Freunden, auf dem Fahrrad, mit Musikhören oder Fußballspielen oder eben lesen. Das geht aus der Kids-Verbraucheranalyse 2008 hervor, die der Berliner Egmont Ehapa Verlag am Dienstag (12.08.08) vorstellte. An der repräsentativen Studie, deren Ergebnisse für die Marketing- und Werbeplanung junger Zielgruppen genutzt werden, haben 1.631 Kinder und je ein Elternteil teilgenommen.

Trotz der Präferenz für die klassischen Freizeitaktivitäten, werden laut den Autoren der Studie die elektronischen Medien immer wichtiger: Über 70 Prozent der Kinder verbringen zumindest ab und zu ihre Freizeit vor dem Computer, um daran zu spielen oder zu arbeiten. Bei der Internetnutzung ließ sich ein Anstieg um fünf Prozentpunkte auf 62 Prozent verzeichnen. Online sind rund die Hälfte der Kinder in Deutschland. Lagen die Mädchen hier bisher deutlich zurück, haben sie inzwischen mit 52 Prozent aufgeholt und liegen nur zwei Prozentpunkte hinter den Jungen.

Trotz Markenjeans: Die Wohlstandsschere weitet sich

Playstation Wii
Beliebter Freizeitsport der Jugend: Golfen auf der Playstation WiiBild: AP

Das Interesse an der Nutzung von Mobiltelefonen und Unterhaltungselektronik bleibt der Studie zufolge weiterhin ungebrochen: Ein eigenes Handy besitzen zwei von drei, ein eigenes Handspielgerät jedes zweite, eine eigene Spielkonsole 42 Prozent der Kinder zwischen zehn und 13 Jahren. Außerdem spielen Marken, insbesondere bei Kleidung, Schulsachen und Handy, eine wichtige Rolle. Die Eltern seien, so die Autoren der Studie, in der Regel bereit diese Wünsche zu erfüllen.

Das gilt weniger für die steigende Zahl von Kindern in Deutschland, die in Armut leben: "Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst", räumt auch Ingo Höhn vom Egmont Ehapa Verlag ein, der in Deutschland unter anderem Micky-Maus- und Lucky-Luke-Comics vertreibt. Auch die Kinder bekommen der Studie zufolge mit, wie die Schere auseinander geht. Die Sechs- bis 13-Jährigen aus wohlhabenderen Elternhäusern erhalten inzwischen gut doppelt so viel Taschengeld und Geldgeschenke wie ihre Altersgenossen aus weniger finanzkräftigen Familien. Je nach Einkommen der Eltern unterscheidet sich auch der Zugang zu Computer und Internet.

Die Indikatoren der Entwicklung

Insgesamt ist die Finanzkraft der Kinder gegenüber der letzten Kids-Verbraucheranalyse 2006 leicht auf 6,4 Milliarden Euro zurückgegangen. Den sechs- bis 13-jährigen stehen im Jahr durchschnittlich 1114 Euro und damit zwölf Euro weniger zur Verfügung. Die Kluft zwischen Arm und Reich offenbart auch der Blick auf das Ersparte: Bei Kinder aus Familien mit einem Haushalts-Nettoeinkommen von mehr als 3500 Euro beträgt das Ersparte im Schnitt 1135 Euro, während Kinder aus Haushalten mit einem Nettoeinkommen bis 1500 Euro lediglich 165 Euro vorweisen können. Laut der Studie bestand dieser Unterschied bereits 2006.

Seitdem hat sich vor allem die Höhe des Taschengelds und der Geldgeschenke auseinanderentwickelt: Gerade einmal die Hälfte, nämlich 237 Euro gegenüber 562 Euro bekommen Kinder aus einkommensschwächeren Haushalten.

Kinder bleiben gute Kunden

Das Einkommen der Eltern macht sich laut der Autoren der Studie schließlich auch beim Zugang zum Computer bemerkbar. So können fast alle Kinder (95 Prozent) aus wohlhabenderen Elternhäusern einen Computer nutzen, hingegen bei Kindern aus einkommensschwächeren Haushalten nur 67 Prozent. Deutlicher fällt die "digitale Einkommensschere" mit 92 zu 45 Prozent im Fall des Internets aus.

Trotz allem sind Kinder als kauffreudige Kunden vor allem bei Süßigkeiten und Zeitschriften weiterhin eine wichtige Zielgruppe für das Produktmarketing der Wirtschaft. Denn wie Ralf Bauer, Leiter der Marktforschung des Egmont Ehapa Verlags, feststellt gilt wohl nach wie vor: "Eltern sparen zuletzt an ihren Kindern!" (jbi)