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Vergiftet, stranguliert, erschossen

28. Februar 2015

Wer gegen das "System Putin" kämpft, lebt womöglich gefährlich: Diesen Schluss erlaubt ein Blick auf Morde und Todesfälle unter Regierungsgegnern. Der Kreml weist jede Verantwortung von sich.

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Die russische Schriftstellerin und Journalistin Anna Politkowskaja (Foto: dpa)
Die russische Journalistin und Regierungsgegnerin Anna PolitkowskajaBild: picture-alliance/dpa

Der Politische Mord ist oft ein perfektes Verbrechen: Es gibt ein Opfer - doch keine sichtbaren Täter. Falls dennoch ein Mörder dingfest gemacht wird, dann jedenfalls keiner mit Verbindungen zur Staatsspitze. In anderen Fällen tritt der Tod unter mysteriösen Umständen ein: Ungewiss bleibt, ob es eine Beteiligung Dritter gab oder nicht. Alsbald laut werdenden Spekulationen über Auftraggeber oder Hintermänner steht regelmäßig ein entrüstetes Dementi der Mächtigen entgegen. Diesem Muster folgen auch die Morde an Kreml-Kritikern in Russland oder im Exil - und jene Fälle, in denen Gegner des "Systems Putin" auf ungeklärte Weise ums Leben kamen.

27. Februar 2015 - Boris Nemzow, russischer Oppositioneller und ehemaliger Vize-Regierungschef, wird in Moskau auf der Großen Steinernen Brücke nahe dem Kreml von Unbekannten hinterrücks erschossen. Wenige Tage später hätte er auf einer Großkundgebung gegen den Krieg in der Ukraine auftreten sollen.

23. März 2013 - Boris Beresowski, russischer Oligarch und Putin-Kritiker, wird erhängt im Bad seines Hauses in Großbritannien gefunden, wo er politisches Asyl beantragt hatte. Die offizielle Untersuchung lässt mangels Beweisen offen, ob es sich um Selbstmord oder Mord handelte.

15. Juli 2009 - Natalja Estemirowa, tschetschenische Aktivistin der Menschenrechtsorganisation Memorial und Freundin der 2006 ermordeten Journalistin Anna Politikowskaja, wird vor ihrem Haus in Grosny von Unbekannten verschleppt. Kurz darauf wird ihre Leiche in der Nachbarrepublik Inguschetien gefunden. Die Mörder werden nicht gefasst.

Boris Beresowski (Foto: Reuters)
Boris BeresowskiBild: REUTERS

19. Januar 2009 - Stanislaw Markelow, russischer Menschenrechtler und Anwalt, wird nach Morddrohungen in Moskau auf offener Straße niedergeschossen. Bei dem Attentat kommt auch die Journalistin Anastasja Baburowa ums Leben. Der mutmaßliche Mörder, der die Tat später gesteht, behauptet, als Einzeltäter aus persönlichen Gründen gehandelt zu haben. Dennoch bleibt der Verdacht, dass es sich um einen Auftragsmord gehandelt haben könnte.

31. August 2008 - Magomed Jewlojew, russischer Journalist und Betreiber einer der meistbesuchten Websites mit Nachrichten über die Teilrepublik Inguschetien, stirbt an den Folgen eines Kopfschusses in Polizeigewahrsam. Offizielle Stellen sprechen von einem Unfall.

Alexander Litwinenko (Foto: AP)
Alexander LitwinenkoBild: AP

23. November 2006 - Alexander Litwinenko, Ex-KGB-Agent und FSB-Geheimdienstoffizier und späterer Putin-Kritiker, stirbt im politischen Asyl in London an den Folgen einer Vergiftung mit der radioaktiven Substanz Polonium-210. Nach Angaben britischer Ermittler wurde der Stoff seinem Tee beigegeben, den er wenige Wochen zuvor in einer Bar getrunken hatte. Ohne Erfolg verlangt Scotland Yard die Auslieferung mehrerer Tatverdächtiger.

7. Oktober 2006 - Anna Politkowskaja, russsische Reporterin und Menschenrechtsaktivistin, die über Korruption in der Regierungsspitze recherchierte, wird im Treppenhaus vor ihrer Wohnung in Moskau durch Schüsse getötet. Mehrere Verdächtige werden verhaftet, wieder freigelassen, angeklagt und freigesprochen. Der Oberste Gerichtshof hebt die Urteile auf, weshalb der Prozess neu aufgerollt wird. Mehrere Angeklagte, darunter ein russischer Polizeioffizier, werden als Tatbeteiligte verurteilt. Über etwaige Hintermänner wird nichts bekannt.

9. Juli 2004 - Paul Klebnikow, US-amerikanischer Journalist und Chefredakteur der russischen Ausgabe des Forbes-Magazins, wird vor dem Verlagsgebäude der Zeitschrift in Moskau erschossen. Mehrere Verdächtige werden angeklagt und zunächst freigesprochen. Als der Oberste Gerichtshof die Freisprüche kassiert, sind zwei der mutmaßlichen Täter nicht mehr aufzufinden.

jj/sti (dpa, afp, rtr, nyt, munzinger)