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Politik

Vergiftete Agenten-Tochter meldet sich erstmals zu Wort

5. April 2018

Einen Monat nach dem Giftanschlag auf sie und ihren Vater hat sich die Tochter des ehemaligen Doppelagenten Sergej Skripal erstmals öffentlich geäußert. Der Fall beschäftigt jetzt auch die Vereinten Nationen.

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UK Salisbury Untersuchung Nervengasanschlag Skripal - Yulia Skripal
Bild: picture alliance/dpa/Facebook/Yulia Skripal

Julia Skripal (Artikelbild) sagte in einer von Scotland Yard verbreiteten Mitteilung: "Ich bin vor einer Woche aufgewacht und ich bin glücklich, sagen zu können, dass es mir von Tag zu Tag besser geht." Sie dankte darin den vielen Menschen, die zu ihrer Genesung beigetragen hätten. Zugleich bat sie um Achtung ihrer Privatsphäre.

Die 33-Jährige und ihr Vater, der ehemalige Doppelspion Sergej Skripal, waren am 4. März durch einen Giftanschlag lebensgefährlich verletzt worden. Sie waren bewusstlos auf einer Parkbank im britischen Salisbury entdeckt worden. Der 66-jährige Skripal befindet sich wie seine Tochter noch im Krankenhaus. Sein Zustand soll jedoch weiterhin kritisch sein.

Nervengift identifiziert?

Britische Experten wollen einem Medienbericht zufolge das russische Labor identifiziert haben, aus dem das bei dem Anschlag verwendete Gift stammt. Die Zeitung "The Times" berichtet, dies sei mit Hilfe wissenschaftliche Analysen und der Geheimdienste gelungen. Die Experten seien sich aber nicht zu 100 Prozent sicher. Eine klare Quelle nannte das Blatt nicht. Ein Regierungssprecher wollte den Bericht nicht kommentieren.

Großbritannien Porton Down Science Campus in Wiltshire
Diese Forschungsanlage prüft die Herkunft des GiftesBild: picture-alliance/empics/A. Matthews

Die britische Forschungsanlage Porton Down hatte zuvor berichtet, dass die präzise Quelle für das verwendete Nervengift Nowitschok unklar sei. Es sei aber in der früheren Sowjetunion hergestellt worden.

Russischer Botschafter "erfreut"

Der russische Botschafter in Großbritannien, Alexander Jakowenko, sagte in London, er sei "erfreut", dass es Julia Skripal wieder besser gehe. Er erklärte, bei dem angeblich gegen die Skripals eingesetzten Stoff handle es sich um Nowitschok A-234, eine Variante des früher entwickelten A-232. Das schreibt die Nachrichtenagentur Reuters.

Der Diplomat sagte, Moskau werde die Resultate von Tests durch internationale Waffenexperten akzeptieren, wenn die Verfahren transparent durchgeführt würden. Russland verlange zu erfahren, wer genau die Tests der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (POCW) durchführen werde.

Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates

Noch an diesem Donnerstag wird sich der UN-Sicherheitsrat in New York mit dem Giftanschlag befassen. Die britische Regierung macht Russland für die Attacke verantwortlich. Premierministerin Theresa May hatte UN-Generalsekretär António Guterres Mitte März über die Attacke informiert und gefordert, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.

"Diese Attacke auf britischem Boden mit verbotenen Chemiewaffen ist nicht nur für sich genommen eine Straftat, sondern eine klare Herausforderung eines Mitgliedstaats der Vereinten Nationen gegen die internationale Ordnung", schrieb May.

In der Folge hatten 25 westliche Staaten und die NATO rund 150 russische Diplomaten ausgewiesen. Im Gegenzug verwies Moskau ebenso viele westliche Diplomaten des Landes.

Weitere Sanktionen?

Die Bundesregierung bleibt in dem Streit bei ihrer harten Linie gegenüber Moskau. "Wir haben kein Interesse an einer weiteren Eskalation, aber wir haben klare Standpunkte, die werden wir vertreten und daran wird sich in Zukunft auch nichts ändern", sagte Außenminister Heiko Maas während eines Besuchs in Jordanien.

Einem Bericht der "Washington Post" zufolge plant die US-Regierung weitere Wirtschaftssanktionen gegen russische Oligarchen, die in Verbindung mit Kreml-Chef Wladimir Putin stehen. Es werde erwartet, dass mindestens ein halbes Dutzend Russen von den Strafmaßnahmen betroffen seien, heißt es unter Berufung auf US-Behörden.

mak/jj (dpa, rtre, afp)