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Verhinderter Höhenflug

Sabine Kinkartz2. November 2007

Eine funktionierende Terminplanung ist in Berlin manchmal schwieriger als man denkt. Vor allem wenn die Flugbereitschaft des Bundesverteidigungsministeriums mit im Spiel ist.

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Bild: DW

630 Kilometer liegen zwischen der Bundeshauptstadt Berlin und der alten Kaiserstadt Aachen, ganz im Westen der Republik. Über die Autobahnen 115, A10, A2, A1 und A4 schafft man die Strecke bei besten Bedingungen - also nachts, bei Nichtbeachtung der wechselnden Geschwindigkeitsbegrenzungen und ohne Konkurrenz auf der linken Spur - in fünf Stunden. Mit dem Zug geht es auch nicht schneller.

Führende Politiker können aus Termingründen natürlich nicht so lange unterwegs sein, deshalb gibt es die Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung, abgekürzt FlBschft BMVg. Vor allem von Regierungsmitgliedern wird sie oft und gerne in Anspruch genommen. Als Spitzen-Vielflieger hat eine Berliner Sonntagszeitung kürzlich Bundeswirtschaftsminister Michael Glos ausgemacht. 48 Mal soll er zwischen Oktober 2005 und Juni 2007 mit einer der Sondermaschinen geflogen sein.

Flugzeuge aus DDR-Konkursmasse

Nun wäre interessant zu wissen, wie oft er gerne geflogen wäre, aber wegen technischer Schwierigkeiten nicht konnte. Denn wenn die zwei Airbus A-310 VIP und sechs Geschäftsflugzeuge vom Typ Challenger CL-601, die die Luftwaffe neben drei Hubschraubern Cougar AS-532 für staatlich-repräsentative Flüge unterhält, Autos wären, dann wären sie längst mit Sonderkennzeichen als Oldtimer ausgewiesen. Die beiden Airbusse stammen aus der Konkursmasse der DDR-Fluglinie Interflug. Die Challenger, bei denen die ursprünglichen Triebwerke durch modernere, leistungsstärkere und kugelsichere ersetzt wurden, sind seit 1986 im Einsatz.

Was das alles mit Aachen zu tun hat? Am letzten Sonntag im Oktober wollte Bundespräsident Horst Köhler an der Verleihung des Deutschen Umweltpreises in Aachen teilnehmen und dort ein Grußwort sprechen. In der bereitstehenden Challenger war aber der Radarhöhenmesser defekt und so schnell konnte keine Ersatz-Maschine aus Köln nach Berlin geordert werden. Da der Bundespräsident, im Gegensatz zu Ministern, aus Sicherheitsgründen kein Linienflugzeug benutzen darf, musste der Termin in Aachen abgesagt werden. Eine peinliche Angelegenheit und Köhler soll auch ziemlich sauer gewesen sein. Die altersschwache Challenger hatte ihn schon einen Tag zuvor 20 Minuten zu spät zur Feier zum 80. Geburtstag von Günter Grass in Lübeck gebracht.

Ende der Pech- und Pannenserie in Sicht

Aber da der Präsident stets Haltung bewahren muss, wird ein Sprecher des Präsidialamtes lediglich wird mit den Worten zitiert: "Der Bundespräsident erfüllt seine Pflichten gerne. Er würde sich freuen, wenn die technischen Voraussetzungen dafür jederzeit gegeben wären." Das wird wohl noch etwas dauern. Das Verteidigungsministerium verhandelt zur Zeit über den Kauf und die Wartung von zwei kleinen Airbussen und vier kleineren Jets von Bombardier - neue Flugzeuge wohlgemerkt. Der Bundestag muss grundsätzlich noch zustimmen, aber da auch Abgeordnete schon von der Pech- und Pannenserie der Flugbereitschaft betroffen waren, gilt die Zustimmung als sicher. Ende 2008 soll das erste neue Fluggerät zur Verfügung stehen.

Horst Köhler wird davon also noch profitieren, seine Amtszeit läuft dann noch. Und vielleicht klappt es dann ja auch mit dem Flug nach Aachen.