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Mehr als 20 Autohersteller auffällig

22. April 2016

Fünf deutsche Autobauer werden insgesamt 630.000 Fahrzeuge in die Werkstatt rufen, so das Ergebnis von Abgastests, die Bundesverkehrsminister Dobrindt angeordnet hatte. Auch ausländische Hersteller seien betroffen.

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Deutschland Symbolbild VW Abgas-Skandal
Bild: picture-alliance/dpa/P. Pleul

Die Rückrufaktion von Audi, Porsche, Mercedes, Volkswagen und Opel erfolgen nach Aussagen von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt freiwillig. Betroffen sind insgesamt 630.000 Fahrzeuge. Einige ausländische Hersteller hätten ähnliche Zusagen gegeben. "Das ist, glaube ich, auch Beleg genug, dass wir mit unseren Zweifeln an dieser Stelle richtig gelegen haben", so Dobrindt.

Grund für die Rückrufaktion sei eine erforderliche Änderung der Abschaltvorrichtungen für die Abgasreinigung bei bestimmten Temperaturen. Bei Tests des Kraftfahrtbundesamtes seien keine Fahrzeuge mit illegaler Software entdeckt worden, wie sie bei VW verwandt worden waren.

"Erschütternde Ergebnisse"

Das Bundesverkehrsministerium betonte, es seien "umfangreiche und strenge Nachuntersuchungen" gewesen. Die Fahrzeuge seien sowohl auf dem Rollenprüfstand - also quasi unter Laborbedingungen - getestet worden, als auch unter realen Bedingungen auf der Straße. Im Test seien rund 50 Dieselfahrzeuge gewesen.

Das "Handelsblatt" schrieb am Freitag unter Berufung auf Kreise in Berlin, das Ergebnis der Untersuchungen sei erschütternd. Zwar hielten die Autos die Grenzen ein. Allerdings gelinge den Herstellern dies nur durch Tricks. Einige Autobauer hätten die Abgasanlagen so eingestellt, dass die Filter erst ab einer bestimmten Außentemperatur arbeiten. Diese sogenannten Thermofenster seien zwar nach den EU-Richtlinien legal, allerdings ließen sich die Gesetze sehr lax auslegen.

Besonders auffällig waren in den Test nach den Informationen des Blattes Autos je eines Herstellers aus Frankreich, den USA und aus Asien.

Bosch Logo
Auch betroffen: Autozulieferer BoschBild: picture-alliance/dpa/S. Kahnert

Die Rolle von Bosch

"Der Spiegel" berichtet, der Technologiekonzern Bosch habe im großen Stil Motorsteuerungen produziert, die eine Abschalteinrichtung für die Abgasreinigung enthalten. Demnach könnten sämtliche Steuerungsgeräte für Pkw mit 1,6- bis 2,8-Liter-Motoren verschiedener Hersteller betroffen sein, für die die aktuelle Emissionsnorm Euro 6 gilt.

Das Bundesverkehrsministerium sei Hinweisen eines Informanten nachgegangen. Diese Woche mussten Verantwortliche von Bosch im Ministerium zu den Vorwürfen Stellung nehmen, schreibt "Der Spiegel" weiter. Das Unternehmen wollte sich "wegen sensibler rechtlicher Rahmenbedingungen" nicht äußern.

Problem "Thermofenster"

Nach Agenturberichten wurden knapp 60 Wagen verschiedener Hersteller getestet. Dabei sei zwar keine illegale Software gefunden worden. Aber es würden sogenannte "Thermofenster" genutzt, eine Steuerung, die bei niedrigen Außentemperaturen die Abgasreinigung herunterfährt, damit der Motor keinen Schaden nimmt - bei manchen Modellen bereits bei einer Temperatur von 18 Grad. Dieses Fenster werde von allen Herstellern mehr oder weniger ausgenutzt.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte hohe Abgas-Werte bei Mercedes, aber auch bei Opel und Renault angeprangert. Daimler hatte hingegen betont, die Technik sei von einer Ausnahmeregel im EU-Recht gedeckt. Angeblich sieht auch die Abgas-Untersuchungskommission der Bundesregierung das so. Doch hätten die Experten Zweifel, ob die Technik zum Schutz der Motoren wirklich in allen Fällen notwendig sei.

ar/ul (dpa/rtr, Handeslblatt)