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Vermittlungsversuch unter Feuer

16. November 2012

Trotz internationaler Appelle geht die Gewalt in Israel und im Gazastreifen weiter. Israel mobilisiert 16.000 Reservisten. Die Palästinenser erhalten Unterstützung aus Ägypten. Zudem gab es Raketen-Alarm in Tel Aviv.

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Raketenabschuss Richtung Gaza (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Eigentlich sollten die Waffen schweigen während des Besuchs von Hisham Kandil im Gazastreifen. So hatte es die Regierung in Kairo von Israel erbeten und so hatte es Benjamin Netanjahu zugesagt. Allerdings unter der Bedingung, dass auch von palästinensischer Seite keine Raketen abgefeuert würden.

Ägyptens Ministerpräsident Kandil zu Besuch in Gaza (Foto: Reuters)
Keine Waffenruhe trotz Besuchs von Ägyptens Ministerpräsident Kandil in GazaBild: Reuters

Doch während sich Kandil im Gazastreifen aufhielt, schlugen auf israelischer Seite nach Angaben des Militärs 50 Geschosse ein. Trotzdem habe Israel seit acht Uhr Ortszeit keine Luftangriffe mehr geflogen. Die Palästinenser behaupten dagegen, israelische Kampfflugzeuge hätten bei einem Angriff einen 19-Jährigen getötet.

Ägypten als Vermittler

Premierminister Kandil verurteilte den Luftschlag als aggressiven Akt. Die internationale Staatengemeinschaft rief er auf, "diese Tragödie" nicht stillschweigend an sich vorbeiziehen zu lassen. Beim Besuch eines Krankenhauses in Gaza kündigte Kandil an, Ägypten werde keine Anstrengungen scheuen, einen Waffenstillstand zu erreichen.

Nahost-Konflikt: Israel bereitet Bodenoffensive vor

In der Vergangenheit hatte Ägypten mehrfach zwischen Israel und den Palästinensern vermittelt. Die neue Regierung unter Präsident Mohammed Mursi bekennt sich jedoch eindeutig zu ihrer Verbundenheit mit der islamistischen Palästinenserbewegung Hamas, die im Gazastreifen regiert. Mit seiner dreistündigen Visite wollte der ägyptische Premierminister Kandil den Palästinensern die Unterstützung seiner Regierung bekunden.

Angst vor neuem Nahost-Krieg

Angesichts der andauernden Gewalt befürchten Beobachter den Ausbruch eines neuen Nahost-Krieges. Bundeskanzlerin Angela Merkel sei besorgt über die Eskalation und verurteile den Beschuss Israels durch die radikal-islamische Hamas als ungerechtfertigt, so ein Regierungssprecher. Ägypten solle seinen Einfluss auf die Hamas nutzen und mäßigend auf die Gruppierung einwirken. Das Auswärtige Amt in Berlin sprach unterdessen eine dringende Reisewarnung für den Gazastreifen aus. Insbesondere von Aufenthalten im Grenzgebiet des Gazastreifens wurde abgeraten.

Auch die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton forderte die Hamas auf, keine Raketen mehr auf Israel zu schießen. Von Israel erwarte sie jedoch Zurückhaltung beim weiteren Vorgehen gegen radikale Palästinenser im Gazastreifen, so Ashton.

In der vergangenen Nacht flog Israel nach eigenen Angaben mehr als 130 Luftangriffe auf Ziele im Palästinensergebiet. Ein Gebäude des Innenministeriums der Hamas wurde zerstört. Am Freitagnachmittag heulten dann wieder die Luftschutzsirenen in der israelischen Metropole Tel Aviv, gefolgt von einer Explosion. Doch nach Auskunft eines Polizeisprechers gab es keine Meldungen über einen Einschlag oder Verletzte. Es werde davon ausgegangen, dass die Rakete ins Meer schlug, sagte er.

Israels Armee hat unterdessen mit der Einberufung von 16.000 Reservisten begonnen. Sie sei Teil des Einsatzes "Pfeiler der Verteidigung", mit dem Isreael seit Mittwoch gegen den Gazastreifen vorgeht. Insgesamt hatte die Regierung von Premier Netanjahu den Einsatz von bis zu 30.000 Reservisten bewilligt.

mak/li (dpa, rtr, afp)