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Politik

Und wieder ist die Tonne voll

Franziska Apfel
14. Januar 2019

Karton über Karton: Der Boom des Onlinehandels führt zu überquellenden Papiertonnen. Kommunale Müllentsorger fordern nun eine höhere finanzielle Beteiligung von Versandhäusern wie Amazon und Co.

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Pappe und Papiermüll Container
Bild: picture-alliance/Wolfram Steinberg

Die Papiertonne wurde erst vor kurzem geleert und doch sie ist schon wieder randvoll. Der Grund: Verpackungsmüll. Der Inhalt der blauen Tonnen hat sich insbesondere durch den zunehmenden Onlineversand in den vergangenen Jahren stark vermehrt. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) in Deutschland fordert nun eine höhere finanzielle Beteiligung der Online-Versandhäuser.

Untersuchungen des Verbandes ergaben, dass Verpackungen bis zu 70 Prozent des Volumens, jedoch nur rund 30 Prozent des Gewichtes ausmachen. "Oft landen die Pappkartons – so wie sie sind – in der Papiertonne, ohne zerrissen oder zusammengefaltet zu werden", teilte der VKU mit. "Die Folge: Die Papiertonne ist schneller voll, obwohl weniger Mengen eingefüllt sind – mehr Volumen, weniger Gewicht."

Probleme der Kostenübernahme

Für den Bürger ist es vor allem ärgerlich, wenn die Tonne wieder voll ist. Für den Entsorger ist die Veränderung auch von finanzieller Bedeutung: Die Kosten für die Papierentsorgung teilen sich nämlich Kommunen und private Recyclingfirmen im Rahmen der sogenannten "Dualen Systeme". Während für die Entsorgung von Zeitungen, Magazinen und Papierabfall die eigene Kommune zuständig ist, fallen Verpackungen eigentlich in den Verantwortungsbereich der dualen Systeme, die sich auch um den Plastikmüll kümmern, der in Gelbem Sack und Gelber Tonne landet. Das Problem: Alles landet in der gleichen Altpapiertonne.

Deutschland | Mülltonnen mit Pappe
Ein immer häufigerer Anblick: Kartonberge stapeln sich auf den MülltonnenBild: picture-alliance/dpa/F. May

Die Hersteller der Verpackungen zahlen den dualen Systemen Lizenzgebühren, die sie über den Verkaufspreis an die Kunden weitergeben. Beim Altpapier gilt laut VKU, dass sich die dualen Systeme und die öffentlichen Entsorger die Kosten teilen - allerdings übernähmen die Systeme im Schnitt nur 15 bis 20 Prozent. "Viel zu wenig in Anbetracht des enorm gestiegenen Verpackungsanteils", kritisiert VKU-Vizepräsident Patrick Hasenkamp.

Die ungleiche Kostenübernahme wirkt sich auf die Müllgebühren aus, die die Bürger zu zahlen haben. "Sie zahlen derzeit doppelt für die Entsorgung von Verpackungen aus Papier und Pappe. Das kann nicht sein“, kritisiert VKU-Vizepräsident Patrick Hasenkamp und fordert die dualen Systeme auf, einen Lösungsansatz zu finden bei dem sich auch die Versandhäuser finanziell beteiligen. Laut VKU halten sich die Kosten derzeit für den Verbraucher jedoch in Grenzen – Für alle Verpackungen, also auch solche aus Plastik, zahle man derzeit 13 Euro pro Person pro Jahr.

Alles für die Tonne

2017 wurden deutschlandweit erstmals mehr als 3,3 Milliarden Sendungen verarbeitet, teilte der Bundesverband Paket und Expresslogistik (BIEK) mit, sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Für 2018 geht der Verband sogar von rund 3,5 Milliarden Paketsendungen aus. Der Bundesverband für E-Commerce und Versandhandel Deutschland betont, dass die Branche deshalb weiter daran arbeite, die Verpackungen zu optimieren. "Die meisten Pakete sind heute bereits sehr gut bis optimal gepackt oder werden, wie zum Beispiel viele Elektroartikel oder Nachfüllartikel wie Druckerpatronen, gleich ganz ohne Versandverpackung verschickt", betonte Martin Groß-Albenhausen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Verbands. Auch der Onlinehandel-Riese Amazon bestätigte dies gegenüber der Deutschen Welle. "Es ist uns wichtig, nicht zu große Pakete zu verschicken, denn diese sind teuer. Wir möchten keine Luft verschicken“, so Pressesprecher Michael Schneider. 

UK Paketbote liefert Amazon-Pakete aus  (imago/STPP)
Die Deutschen verschicken mehr als drei Milliarden Pakete im Jahr.Bild: Imago Images/Stpp

Auch der Bund beschäftigt sich mit dem Problem des Verpackungsüberschusses und des Recyclings. Am 1. Januar 2019 trat das neue Verpackungsgesetz in Kraft. Es beinhaltet unter anderem eine Registrierung im Online-Verpackungsregister LUCID. Dieses soll dafür sorgen, dass jeder kontrollieren kann, ob der Hersteller seine Produktverantwortung für seine Verpackungen ernst nimmt, so das Bundesamt für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. "Mit dem Verpackungsgesetz setzen wir höhere Recyclingquoten", erklärte Bundesumweltministerin Svenja Schulze im September. "Außerdem sorgen wir dafür, dass mehr Transparenz in Sammlung und Recycling der Verpackungsabfälle kommt“. Mit Hilfe des Gesetzes soll ein neues umfassenderes System für den Handel entstehen. "Wer Verpackungen in den Verkehr bringt, muss auch für die Entsorgung aufkommen“, erklärte Pressesprecher Stefan Haufe gegenüber der DW. Mit dem neuen Gesetz sollen Unternehmen transparenter gemacht und die Kosten für Entsorgungen nachvollziehbarer werden. Damit sollen auch Betrugsversuche in Zukunft besser unterbunden werden können.