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Versorgungs-Engpässe in Turkmenistan

4. Januar 2007

Die Übergangsregierung unter Gurbanguly Berdymuchammedow will ersten Erklärungen zufolge Turkmenbaschis Kurs fortsetzen. Sie erbt aber auch große Probleme, die während Saparmurat Nijasows Herrschaft entstanden.

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Prachtbauten und Armut in TurkmenistanBild: AP

Nach Schätzungen ausländischer Experten verschiedener internationaler Organisationen befinden sich viele Bereiche in einem katastrophalen Zustand, darunter das Gesundheitswesen, das Rentensystem, das Bildungswesen, der Arbeitsmarkt sowie die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln.

So ist es kein Zufall, dass der amtierende Präsident, der ehemalige Gesundheitsminister und frühere Vizepremier Turkmenistans, Gurbanguly Berdymuchammedow, in den letzten Tagen des Jahres 2006 mehrere Sitzungen des Sicherheitsrates durchführte. In Manier seines Vorgängers verlangte er Lageberichte von den Ministerialvertretern, die für den sozialen Bereich zuständig sind. Jene Vertreter blieben ebenfalls der unter Nijasow entstandenen Tradition treu und berichteten, die Lage sei normal, bestehende Probleme seien gelöst oder würden bald gelöst.

Es fehlt an Brot und Mehl

Der staatliche Getreideproduzent Turkmengallaonumleri beispielsweise berichtete Berdymuchammedow, das Unternehmen habe sich verpflichtet, die Bevölkerung mit genügend Brot zu versorgen. Aber schon die ersten Tage des neuen Jahres haben gezeigt, dass Wunsch und Realität in Turkmenistan weit auseinander liegen. In Aschgabad stiegen die Preise für Brot und Mehl um mehr als das Doppelte, und in den Gebietszentren drängen sich die Menschen vor Geschäften und warten auf Brotlieferungen. In Bezirkzentren des Gebiets Mary und im Gebietszentrum Mary selbst wurde am Dienstag (2.1.) Brot und Mehl nur in wenigen Geschäften angeboten.

Angesichts der Tatsache, dass noch im November vergangenen Jahres westliche Medien von einer Brot-Krise in Turkmenistan berichteten und sogar Turkmenbaschi während einer Kabinettssitzung zugegeben hatte, es bestehe ein Defizit an Brot und Mehl, kann man nicht davon sprechen, dass der ehemalige Vizepremier Berdymuchammedow und dessen Kollegen im neuen Jahr von diesem Problem überrascht wurden.

Ohne Ärzte und ohne Trinkwasser

Während der Kabinettssitzungen forderte der amtierende Präsident Berdymuchammedow außerdem von seinen Stellvertretern, im Gesundheitswesen des Landes unverzüglich für Ordnung zu sorgen. Berdymuchammedow hatte im Amt des Gesundheitsministers Reformen durchführen lassen, die aber nicht erfolgreich waren. Die medizinischen Einrichtungen sind für viele Einwohner des Landes wegen Geldmangels nicht zugänglich und die ärztliche Versorgung vor Ort wurde auf ein Minimum reduziert. Bezirkskrankenhäuser wurden geschlossen. So müssen die Menschen in die Gebietszentren oder bis nach Aschgabad fahren, um gesundheitlich versorgt zu werden.

Große Sorge macht zudem die immer schlechter werdende Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser. So entspricht das Wasser, das aus den Hähnen in den Wohnhäusern Aschgabads fließt, nicht den hygienischen Normen. Wer es sich leisten kann, lässt sich mit gefiltertem Wasser in Behältern beliefern. Aber auch hier gibt es in letzter Zeit Lieferengpässe. Noch schlechter sieht es in anderen Regionen des Landes aus. Beispielsweise haben in mehreren Bezirken des Gebiets Achal die Anlagen zur Wasseraufbereitung längst ihren Dienst eingestellt, und die Menschen sind auf die Bewässerungskanäle angewiesen. Und in Balkanabad gibt es nur eine halbe Stunde morgens und 45 Minuten abends Wasser aus den Leitungen.

Vitali Volkov, Oras Saryjrew
DW-RADIO/Russisch, 2.1.2007, Fokus Ost-Südost