1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Beethovenfest 2013

Rick Fulker4. September 2013

"Nichts ist beständiger als die Unbeständigkeit". Das Wort des deutschen Philosophen Immanuel Kant passt zum Beethovenfest 2013 mit dem Motto "Verwandlungen".

https://p.dw.com/p/17tx0
Ludwig van Beethoven (Foto: picture-alliance/dpa)
Ludwig van BeethovenBild: picture-alliance/dpa

"Nur wer sich ändert, bleibt sich treu": Das schlüssige Wort prägte der deutsche Liedermacher Wolf Biermann. "Wandel und Wechsel liebt, wer lebt" sagt der Gott Wotan in Richard Wagners Oper "Das Rheingold". Worte, die zum Nachdenken anregen. Gleichzeitig gehört das diesjährige, eher abstrakte Festivalmotto "Verwandlungen" zum Wesen der Musik. Variationen und Adaptionen waren und sind gängige musikalische Praxis. Zudem haben Tradition und Erneuerung stets in der Musikgeschichte eine prägende Rolle gespielt.

Das Fest im Wandel der Geschichte

Niemand verstand das besser als Ludwig van Beethoven, der 1770 in Bonn geboren wurde. Das Beethovenfest, das dort seit 1845 in unregelmäßiger Folge stattfindet, umfasst vom 5. September bis zum 5. Oktober 67 Veranstaltungen plus Nebenprogramm an 29 Spielstätten in Bonn und Umgebung. Nach der Neugründung des Festes 1999 wurde der Komponist auf verschiedene Weise in seiner Geburtsstadt geehrt. Zunächst versuchte man, mit Länderschwerpunkten wie Russland, Frankreich und England, Beethovens Biographie oder die Aufführungstradition seiner Musik in einen internationalen Kontext zu stellen. In den vergangenen Jahren wurden die Mottos abstrakter: etwa "Zukunftsmusik", "Im Licht", "Utopie", "Eigensinn" oder jetzt "Verwandlungen".

Diese nicht ganz griffigen Themenschwerpunkte werden dennoch vom Publikum angenommen. Im vergangenen Jahr wurden etwa 90 Prozent der rund 53.000 Eintrittskarten verkauft.

Nicht nur Beethoven

Im 200. Jahr nach der Geburt Richard Wagners steht seine Musik auf dem Beethovenfest-Programm: Schließlich war Beethoven Wagners größtes musikalisches Vorbild. Einerseits gibt es "Wagner pur", etwa mit Ausschnitten aus seinen Opern, gespielt vom Beethoven-Orchester Bonn, andererseits "Wagner im Wandel", etwa durch Bearbeitungen seiner Motive im Jazz-Stil durch Angelika Niescier und ihr "German Women's Jazz Orchestra" oder auch Wagner mit Swing-, Samba- und Hip-Hop-Rhythmen durch "Otto Sauter & Ten of the Best & Friends".

Grenzgänger sind also beim Fest gefragt. Dazu gehört die in Moldawien geborene Geigerin Patricia Kopatchinskaja, die als "Artist in Residence" drei Konzerte gibt. Deren Inhalte umfassen die ganze Bandbreite von der Volksmusik ihrer Heimat bis hin zu Beethovens Violinkonzert op. 61 in D-Dur. Das Duo Igudesman & Joo kehrt zum Fest mit einem Comedy-Programm und Anwandlungen klassischer Hits zurück, und in einem "Piano Battle" spielen zwei Pianisten um die Wette; das Publikum darf den Gewinner wählen.

Zyklen und Traditionen

Musik des Namensgebers steht weder auf dem Eröffnungsprogramm noch ist sie im Abschlusskonzert zu hören. Es gibt also einiges, das man von einem Beethovenfest nicht erwartet hätte. Dafür bietet man anderes, das nur ein Fest dieser Art wiedergeben kann, etwa die im Vorjahr begonnene zyklische Aufführung aller Klaviersonaten Ludwig van Beethovens durch den profilierten ungarischen Pianisten András Schiff.

Ein weiterer Zyklus geht ins zweite Jahr: Beethovens Streichquartette in der Gegenüberstellung mit Quartetten russischer Komponisten - diesmal sind es Dmitri Schostakowitsch und Alfred Schnittke. Hier spielt das legendäre Borodin-Quartett aus Russland.

In der Reihe "Begegnungen mit Beethoven" setzen das Beethovenfest und die Deutsche Welle ihren Orchestercampus fort, diesmal mit einem Jugendorchester aus der Türkei und mit der Uraufführung eines Werkes der jungen türkischen Komponistin Zaynep Gedizlioglu.

Die Violinistin Patricia Kopatchinskaja (Foto: Marco Borggreve 2013)
Patricia Kopatchinskaja ist ein "Artist in Residence" beim BeethovenfestBild: Marco Borggreve 2013
Der Musikerzähler Stefan Mikisch (Foto: J. Weber 2011)
Der Musikerzähler Stefan Mikisch erläutert die Verbindung zwischen Beethoven und WagnerBild: J. Weber 2011
Die irische Sängerin Caitriona (Foto: Tara Slye 2013)
Die irische Sängerin Caitriona O'Leary tritt am 26. und 27. September mit "Ecstasy - Irish Songs of Joy" aufBild: Tara Slye 2013

Als "Orchestra in Residence" seit 2004 überraschte die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen und ihr Chefdirigent Paavo Järvi immer wieder mit ihren frischen Beethoven-Interpretationen. 2013 erwartet das Publikum das Bremer Orchester und seine Darbietung von Beethovens einziger Oper "Fidelio".

Der russische Bass-Bariton Evgeny Nikitin (Foto: Bob Gruen 2013)
Der russische Bass-Bariton Evgeny Nikitin gehört zur "Fidelio"-BesetzungBild: Bob Gruen 2013

Orchester von Weltrang wie das Pittsburgh Symphony Orchestra, das NDR Sinfonieorchester, die Bamberger Symphoniker, die Academy of St. Martin-in-the-Fields, die Sinfonia Varsovia, das Ural Symphony Orchestra und das London Symphony Orchestra runden die Aufstellung der Klangkörper auf dem diesjährigen Programm ab. Dirigert werden sie von Maestros wie Kent Nagano, Thomas Hengelbrock und Daniel Harding. Auch dabei: der Violinist Christian Tetzlaff, die Pianisten Hélène Grimaud und Rudolf Buchbinder sowie der Perkussionist Martin Grubinger.

Führungswechsel

Nach zehn Jahren an der Spitze verlässt Ilona Schmiel in diesem Jahr das Beethovenfest, sie wird Intendantin des Tonhalle-Orchesters in Zürich. Neue Intendantin des Beethovenfestes wird Nike Wagner, die Urenkelin des Komponisten Richard Wagner.

Mittelfristig hat das Fest eine gesicherte finanziellen Grundlage: Die Stadt Bonn setzt ihre jährliche Subvention in Höhe von 1,6 Millionen Euro bis zum Jahr 2017 fort. Damit ist rund ein Drittel des Gesamtetats von 5,1 Millionen Euro gedeckt; die restlichen zwei Drittel kommen von Sponsoren sowie aus dem Kartenverkauf.

Die Intendantin des Bonner Beethovenfests, Ilona Schmiel (Foto: Horst Galuschka)
Beethovenfest- Intendantin Ilona SchmielBild: picture-alliance/dpa