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Video aus Guantanamo

15. Juli 2008

In Kanada ist ein Video veröffentlicht worden, das zeigt, wie in Guantanamo ein Häftling verhört wird. Der Jugendliche mit kanadischer Staatsbürgerschaft wurde offenbar über Tage hinweg unter Schlafentzug befragt.

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Video (Quelle: theglobeandmail.com)
Im Innern von GuantanamoBild: glabalandmail.com

Erstmals ist eine Videoaufnahme vom Verhör eines Häftlings im US-Gefängnis auf Guantanamo veröffentlicht worden. Die Bilder stammen aus dem Jahr 2003 und zeigen, wie der damals 16-jährige Omar Khadr von kanadischen Geheimdienstbeamten verhört wird. Ursprünglich soll es als geheim eingestuft gewesen sein, Anwälte haben das Video herausgegeben. Es war am Dienstag (15.07.2008) bei der kanadischen Zeitung "The Globe and Mail" zu sehen.

Bericht über Folter

Zu sehen ist in der Aufnahme, wie die Agenten den jungen Mann, der kanadischer Staatsbürger ist, nach seinem muslimischen Glauben fragen sowie nach seinen Kenntnissen über die Terrororganisation El Kaida. Der Mann selbst wirkt müde und verstört, manchmal schreit er und rauft sich die Haare. Während des Verhörs berichtet er, dass er im US-Luftwaffenstützpunkt Bagram in Afghanistan gefoltert wurde. Zum Beweis hebt er sein orangefarbenes Hemd, um die Wunden zu zeigen, die auf die Folterung zurückgehen sollen.

Khadr war im Jahr 2002 im Alter von 15 Jahren in Afghanistan gefangen genommen worden. Ihm wird vorgeworfen, nach einem Gefecht in Afghanistan eine Granate auf US-Soldaten geschleudert und dabei einen Soldaten getötet zu haben. Das etwa zehn Minuten lange Video dauert in voller Länge siebeneinhalb Stunden und wurde über vier Tage hinweg aufgenommen.

Ständiger Schlafentzug

Bis heute ist Khadr in Guantanamo inhaftiert. Einem Bericht aus dem kanadischen Außenministerium zufolge, den sein Anwalt kürzlich vorlegte, war er bis zum Besuch eines kanadischen Regierungsvertreters 2004 nie länger als drei Stunden an einem Ort untergebracht. Durch diesen ständigen Schlafentzug sollte er dazu gebracht werden, bereitwillig auszusagen. "In Drei-Stunden-Abständen wurde er zu einem anderen Zellblock gebracht, womit ihm ein ununterbrochener Schlaf nicht möglich war", heißt es in dem Bericht.

Im Juni befand ein kanadischer Richter, dass die US-Streitkräfte im Falle Khadrs gegen völkerrechtliche Anti-Folter-Bestimmungen verstoßen haben. Im Oktober soll Khadr vor ein Militärgericht gestellt werden – nach sechs Jahren Gefangenschaft. (det)