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Viel Frust nach Gipfel von Rio

23. Juni 2012

Mit einem Minimalkonsens ist der UN-Gipfel "Rio+20" zu Ende gegangen. Vertreter aus 188 Staaten bekannten sich zum ökologischen Wirtschaften. Umwelt- und Hilfsorganisationen zeigten sich allerdings enttäuscht.

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Rauchende Schornsteine der ThyssenKrupp-Stahlwerke in Duisburg (Foto: dapd)
umwelt rauchende schlote treibhausgase klimaBild: dapd

Zum Schluss zogen Teilnehmer und Beobachter des Nachhaltigkeitsgipfels eine gemischte Bilanz: Während Umweltverbände von einem "kolossalen Scheitern" sprachen, sahen Gipfelveranstalter einen "Schritt in die richtige Richtung". Mit der in Rio de Janeiro verabschiedeten Abschlusserklärung unter dem Titel "Die Zukunft, die wir wollen" gebe es bei Themen wie Meeresschutz und Nachhaltigkeit weder Fristen noch klare Ziele, kritisierten die Umweltorganisationen. 

In der Erklärung einigte sich die Staatengemeinschaft auf eine Stärkung des UN Umweltprogramms UNEP. Zudem betont das Papier die Rolle einer ressourcenschonenden "Grünen Wirtschaft" (Green Economy) im Kampf gegen Armut und den Raubbau an der Natur. Die Konferenzteilnehmer hatten die Erklärung bereits am Dienstag beschlossen, noch bevor am Mittwoch die Staats- und Regierungschefs in Rio eintrafen. Diese mussten dem Dokument nun noch offiziell zustimmen.

Zwiespältige Rio-Bilanz

Verbände: Vorrang für Wirtschaftsinteressen

Der Klimaexperte von Greenpeace, Martin Kaiser, warf den Staats- und Regierungschefs vor, "der ökologischen und sozialen Weltkrise nicht annähernd soviel Dringlichkeit" beizumessen wie der Finanzkrise. Der Chef des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger, kritisierte: "In Rio wurden Profitinteressen vor den Schutz der Umwelt und vor die Interessen künftiger Generationen gestellt". Der WWF machte auch die Europäische Union für den Minimalkompromiss verantwortlich. Das Rio-Ergebnis sei "Lichtjahre entfernt von dem, was die Erde und die Menschheit braucht", betonte Alois Vedder vom WWF Deutschland.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte zu Beginn einen "wenig ambitionierten" Gipfel beklagt. Jetzt bewertete er im Gegensatz dazu das Abschlussdokument als "sehr ehrgeizig", als "solide Basis" und praktisch für die nachhaltige Entwicklung. Der Chef des UN-Umweltprogramms UNEP, Achim Steiner, zeigte sich zufrieden mit der geplanten Aufwertung seiner Behörde. Der Rio-Gipfel würde zwar das Wesen internationaler Umweltpolitik nicht fundamental verändern, sei aber ein bedeutsamer Schritt nach vorn.

Altmeier: "Wir brauchen neue Koalitionen"

Der deutsche Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) warb für das Konzept einer "Grünen Wirtschaft", das vor allem bei Entwicklungs- und Schwellenländern auf Skepsis gestoßen war. Deutschland sei mit der Energiewende auf diesem Weg und zur Partnerschaft mit interessierten Ländern bereit. "In 20 Jahren wird man sich an diese Konferenz als einen Paradigmenwechsel und grundlegenden Wendepunkt erinnern", sagte Altmaier in seiner Rede vor dem Plenum. Erstmals hätten sich alle Staaten hinter der Idee einer Grünen Wirtschaft vereint, die Wachstum mit einem schonendem Umgang mit natürlichen Ressourcen verbinde.

Der Umweltminister warb zudem für neue Bündnisse: "Wir brauchen neue Koalitionen und Akteure, um die Agenda, die wir uns selbst in Rio gegeben haben, voranzutreiben". Deutschland biete allen Staaten, die bereit seien, sich zu nachhaltigem Wachstum zu bekennen, eine Partnerschaft an.

GD/SC (dpa, afp, dapd)