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Mit japanischem Grill und Megakühlschrank

20. Januar 2010

Moderne Küchen sind ein Lebensraum und kein bloßer Ort zum Kochen. Technisch bieten sie, was früher nur in Restaurants möglich war - wenn man das nötige Kleingeld dafür hat. Die Kölner Designschau Passagen zeigt es.

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Spülbecken, in denen man auch Kinder baden könnten (Foto: Günther Birkenstock/ DW)
Bild: Günther Birkenstock / DW

Ausstellungsorte der diesjährigen Passagen sind vor allem Küchenstudios. Jeder Farbton ist möglich, betont Thomas Friedrich, ob signalgrün oder perlrubinrot. Das heißt, die Kunden haben die Wahl unter mehreren tausend Farbstufen. Dabei spielt Thomas Friedrich im unteren Segment der Küchenanbieter, die bei den Passagen vertreten sind. Hier kostet eine Küche "nur" zwischen fünf und 30.000 Euro. Aber die meisten Farben sind eh nur etwas für das Demonstrieren von Möglichkeiten, denn der größte Teil der Kunden wählt Klassisches und das heißt: weiß.

Weniger ist mehr

Eine technisch üppig ausgestatte Küche in schlichtem Braunton (Foto: Günther Birkenstock/ DW) Bilder zur Küchenausstellung der Passagen Eingestellt Januar 2010
Groß und Technik vom FeinstenBild: Günther Birkenstock / DW

Beim nächsten Ausstatter sieht es schon nicht mehr nach Küchenstudio aus, sondern eher nach Galerie. Nur dass bei Cucina keine Gemälde an den Wänden hängen, sondern Küchenlandschaften ausgestellt sind. Dafür ist das Ganze auch ein paar tausend Euro teurer und wie der gelernte Innenarchitekt Thomas Fischer betont, individueller. Hier ist nichts bunt, es herrscht minmalistische Strenge. Wichtig bei gutem Design, meint Thomas Fischer, aber nicht das einzige, was zählt.

Ausstattungen auf Restaurant-Niveau

Technik sei ein ganz wichtiger Punkt: "Der Mann braucht die Technik, die Frau braucht das Design." Voll im Trend liegen supergroße Kühl- und Gefrierschränke, inklusive Weinkühler mit Glasfront. Außerdem Dampfbackofen und Teppan Yaki. Das ist ein schicker wie praktischer japanischer Grill in Form einer flachen Edelstahlplatte, ein Gerät, das in keiner der modernen Kochinseln fehlen darf.

"Auch Dunstabzugshauben sind ein wichtiges Thema", raunt mir der Küchenkonstrukteur zu, bevor er am Hahn dreht, der 100 Grad heißes Wasser allzeit parat hat - für Ungeduldige und Feinde von lästig herumstehenden Wasserkochern. Und wer vor dem großen Gästebüffet die Arbeitsstätte Küche in einen aufgeräumten Salon verwandeln will, kein Problem. Bei Thomas Fischer gibt’s auch große Türen, die sich elektrisch betrieben leise vor das Chaos rollen lassen.

Groß und weiß

Bulthaup Monoblock mit kompletter technischer Ausstattung (Foto: Günther Birkenstock/ DW) Eingestellt Januar 2010
Ohne Fugen und KantenBild: Günther Birkenstock / DW

Beim Nobelhersteller Bulthaup gibt’s dieses Jahr zu den Passagen die Neuheit eines Küchenmöbels aus einem Stück. Der Monoblock ist bis drei Meter 70 lang, aus hochwertigem Kunststoff, ohne Fugen und Kanten, garantiert rundherum leicht abwaschbar und für knapp 20.000 Euro zu haben. Spätestens hier ist klar, es geht nur noch zum Teil ums Kochen, sondern um Präsentation.

Glasarbeitsfeld von Kambium (Foto: Günther Birkenstock/ DW)
Alles aus GlasBild: Günther Birkenstock / DW

Klar meint Christoph Gehrt, der sich vor allem auf Glasoberflächen spezialisiert hat, denn Glas sehe nicht nur schön aus, sondern sei auch hygienisch, kratzfest und so hart wie Granit: „Es geht natürlich um Inszenierung und es geht um Kultur: "Wir umgeben uns mit schön gestalteten Dingen und das ist einfach ein kultureller Aspekt."

Von der Kochecke ins Wohnzentrum

Fernab von Materialvielfalt und Spitzentechnik zeigt sich bei allen Anbietern ein gesellschaftlicher Trend ganz deutlich. Das einstige Wohnzimmer ist out, die Küche ist in, deshalb sind Küchen in modernen Häusern häufig der zentrale Aufenthaltsort, statt eingeklemmt ein Nischendasein zu fristen. Küchenausstatter Josef Schallenberg sieht darin eine Rückkehr zu ursprünglichen Lebensformen: "Wie man so sagt: back to the roots. Also das normale Landleben, wo es einen Raum gab, in dem sich das Leben konzentrierte, und das ist eigentlich immer da, wo es warm ist und wo es Futter gibt."

Grob statt Hochglanz

Nachhaltige Küche aus matt poliertem Stahl, Grauwacke und Ulmenholz von Deniz Ilkme (Foto: Günther Birkenstock/ DW)
Stein, Stahl und UlmenholzBild: Günther Birkenstock / DW

Ursprünglich also und - passend zum allgegenwärtigen Thema Klimawandel - nachhaltig. Das betont besonders Deniz Ilkme, dessen 80.000 Euro Küche aus mattpoliertem Stahl, Stein und grobem Ulmenholz wie eine mächtige Skulptur in den Raum ragt. Nachhaltigkeit bedeutet bei ihm Einsatz von regionalen Materialien: Grauwacke, ein Gestein, das in der Nähe abgebaut wird, matt polierter Stahl und heimisches Holz aus Stämmen, von denen auch die weniger gleichmäßigen Teile verwendet werden. Ein gewollter Kontrast zu den weit verbreiteten Hochglanzoberflächen.

Was für Insider schon lange klar ist, wird bei den diesjährigen Passagen einem breiten Publikum deutlich. Exklusivität ist nicht nur mit teuren Autos und edlem Schmuck auszudrücken. Heutzutage zeigt man seinen Gästen einfach seine Küche.

Autor: Günther Birkenstock

Redaktion: Conny Paul