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Viele Experimente, viele Tore

12. November 2011

Beim 3:3 im Testländerspiel in der Ukraine überzeugte die DFB-Elf nicht wie gewohnt. Der Grund: Der Versuch des Bundestrainers, mit einem neuem Spielsystem und zwei filigranen Technikern nebeneinander zu spielen.

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Mario Götze (links) im Zweikampf mit Yevhen Konoplyanka (Foto: dpa)
Götze gegen KonoplyankaBild: picture alliance/dpa

210 Tage sind es noch bis zum Beginn der Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine. Für Sportfans mag das eine lange Zeit sein, für den Bundestrainer Joachim Löw dagegen gilt dies nicht. Denn bis zur Nominierung des vorläufigen Kaders hat Löw jetzt nur noch zwei Länderspiele, um eine Entscheidung zu treffen. Die drittletzte Partie in Kiew gegen die Ukraine hat er deshalb zum Experimentieren genutzt - und genau das wurde beim 3:3 (3:1) auch deutlich.

Neu im Tor: Zieler

Ron-Robert Zieler (links) schafft es nicht, gegen den Ukrainer Yevhen Konoplyanka den Ball zu halten (Foto: dpa)
Zieler am BodenBild: picture alliance/dpa

Zum einen stand bei dem Test ein Debütant in der deutschen Startelf: Torwart Ron-Robert Zieler durfte nach nur 27 Einsätzen in der Bundesliga für Hannover 96 zum ersten Mal in der Nationalelf spielen - ein bitterer Abend für den 22-Jährigen. Der 50. Neuling unter Löw musste in seinem ersten Länderspiel gleich drei Gegentore hinnehmen. Nach einer knappen halben Stunde erzielte Andriy Iarmolenko den Führungstreffer, keine zehn Minuten später war Evgen Konoplyanka erfolgreich. Und kurz vor der Halbzeit traf auch noch Sergej Nazarenko. "Mein erstes Länderspiel habe ich mir sicherlich anderes vorgestellt, aber so ist Fußball", so Zieler. Immerhin: In der zweiten Halbzeit konnte der Keeper mehrmals zeigen, warum Löw ihn nominiert hat.

Hohe Erwartungen an Özil/Götze

Für Kreativität im offensiven Mittelfeld sollten die beiden Edel-Techniker Mesut Özil (Real Madrid) und Borussia Dortmunds Mario Götze sorgen. Zum ersten Mal ließ Löw die beiden jungen, hochtalentierten Spieler zusammenspielen. Aber so richtig gut harmonierten oder gar zauberten die beiden noch nicht zusammen.

Mario Götze (rechts) und Mesut Özil (Mitte) (Foto: dpa)
Noch kein Zauber-Duo: Mesut Özil (Mitte) und Mario Götze (rechts)Bild: picture alliance/dpa

Das lag aber wohl auch zum guten Teil an dem neuen System, dass Löw erstmals in seiner Amtszeit seit 2006 spielen ließ: 3-5-2. Die sonst so gewohnte Viererkette wurde also auseinandergerissen, es gab nur drei Verteidiger. Bei den Gegentoren - zwei Treffer nach Ecken und ein Sonntagsschuss aus 28 Metern - haben Jerome Boateng, Holger Badstuber (beide Bayern München) und Mats Hummels (Borussia Dortmund) zwar keine individuellen Fehler gemacht. Aber vor allem bei Kontern war das Trio überfordert, auch weil die Abstimmung mit den defensiven Mittelfeldspielern nicht gelang. Die bisher eingespielten Automatismen, die sonst ohne Nachdenken funktionieren, fehlten beim neuen System.

Gomez erstmals Spielführer

Mario Gomez im Zweikampf mit Bohdan Butko (Foto: dpa)
In Aktion: Kapitän GomezBild: picture alliance/dpa

Dagegen konnte auch Kapitän Mario Gomez nichts ausrichten. Der Stürmer von Bayern München trug zum ersten Mal die Spielführer-Binde. Da Philipp Lahm ebenso wie Torwart Manuel Neuer von Löw geschont wurde und die beiden Ersatz-Kapitäne Bastian Schweinsteiger (ebenfalls Bayern München) und Miroslav Klose (Lazio Rom) verletzt waren, führte Gomez in seinem 50. Länderspiel die DFB-Elf auf Feld. Diese Ehre zeigt Gomez neue Stellung in der Mannschaft - bei der EM 2008 und bei der WM 2010 war er noch der Buhmann der Nation beziehungsweise ein Einwechselspieler. Doch der beste Bundesliga-Torschütze der vergangenen Saison ist auch in diesem Jahr in toller Form: In 18 Pflichtspielen hat er schon 20 Tore erzielt. Gegen die Ukraine war er allerdings nicht erfolgreich.

Löw: "Viel Positives"

Die Tore für das deutsche Team schossen Toni Kross (Bayern München) in der ersten Halbzeit zum zwischenzeitlichen 1:2-Anschlusstreffer sowie in der zweiten Halbzeit der eingewechselte Simon Rolfes von Bayer Leverkusen und Thomas Müller (Bayern München). Das Fazit von Bundestrainer Joachim Löw nach der Partie: "Taktisch hat nicht alles geklappt. Aber ich nehme mir zu diesem Zeitpunkt das Recht zu experimentieren heraus. Und ich habe viel Positives gesehen. Besonders gut fand ich, dass die Mannschaft nach dem Rückstand Moral gezeigt hat."

Die nächste Möglichkeit, etwas auszuprobieren, bietet sich Löw am kommenden Dienstag (15.11.2011). Dann trifft die deutsche Elf zum Abschluss des Jahres 2011 in Hamburg auf Vizeweltmeister Niederlande.

Autorin: Sarah Faupel
Redaktion: Christian Walz