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Viele Fragen nach der Havarie

14. Januar 2012

Nach dem Kreuzfahrt-Drama mit mindestens drei Toten stehen Betreiber und Besatzungsmitglieder der "Costa Concordia" in der Kritik. Außerdem geht es um die Frage, wieso der Ozeanriese überhaupt einen Felsen rammen konnte.

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Die havarierte 'Costa Concordia' vor der italienischen Insel Giglio (Foto: reuters)
Rammte einen Felsen: Das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia"Bild: dapd

Zwei Touristen und ein Besatzungsmitglied sind bei dem Schiffbruch der "Costa Concordia" ums Leben gekommen. Die beiden Franzosen und der Peruaner seien wahrscheinlich ertrunken, berichtet die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Rund 4.200 Menschen aus mehr als 60 Ländern waren an Bord des havarierten Schiffes. 67 von ihnen sind verletzt oder werden medizinisch beobachtet. Die Ärzte müssen vor allem Knochenbrüche und Unterkühlungen behandeln. Allerdings werden mehrere Passagiere und Besatzungsmitglieder des Kreuzfahrtschiffes noch vermisst.

"Wie auf der Titanic"

Die Aufbauten der 'Costa Concordia' (Foto: dapd)
Schwere SchlagseiteBild: dapd

Die 290 Meter lange "Costa Concordia" hatte in der Nacht zum Samstag (14.01.2011) zwischen der Insel Giglio und der Küste der Toskana einen Felsen gerammt. Die Gründe dafür liegen noch im Dunkeln. Das Schiff neigte sich zur Seite und lief langsam voll Wasser. Passagiere berichten, sie hätten sich "wie auf der Titanic" gefühlt, als das Schiff während des Abendessens Schlagseite bekommen habe. Das Essgeschirr sei von den Tischen gerutscht, die Gläser umgekippt. In Panik sprangen Dutzende Passagiere ins eiskalte Meer. Bis zu 150 Menschen wurden von Rettungsmannschaften aus dem Wasser gefischt, für mindestens drei kam aber jede Hilfe zu spät. Die übrigen Kreuzfahrtreisenden und Besatzungsmitglieder wurden in Rettungsbooten zur Insel gebracht.

An der Rettung beteiligten sich Dutzende andere Schiffe, die in der Region unterwegs waren. Auch tagsüber suchten neun Hubschrauber, Feuerwehrleute sowie Taucher nach Vermissten. Dutzende waren im Schiff eingeschlossen, sie sind befreit. Aber noch bleibt die Angst, vielleicht nicht alle gefunden zu haben.

Kritik an der Besatzung

Rettungsmannschaften der italienischen Küstenwache im Einsatz (Foto: dapd)
Die Küstenwache war schnell vor OrtBild: dapd

An Land wurden die Geretteten in Decken gehüllt, viele von ihnen waren im Schlaf überrascht worden. Sie sind an verschiedenen Orten zunächst in Kirchen, Schulen, Kindergärten und Hotels untergebracht.

Die Rettungsmaßnahmen an Bord der "Costa Concordia" wurden von vielen Passagieren als "unkoordiniert" oder "chaotisch" bezeichnet. Die Crew sei in Panik verfallen, auch habe es an den richtigen Schwimmwesten gefehlt. Die Betreibergesellschaft weist alle Vorwürfe zurück. Sie habe keine Informationen über Komplikationen bei der Rettungsaktion, erklärte die deutsche Niederlassung des Reiseanbieters Costa Crociere: "Nach unserem Kenntnisstand ist die Aktion sehr koordiniert abgelaufen", sagte Sprecher Werner Claasen. Von den 566 Bundesbürgern an Bord sei niemand verletzt. Sie würden alle noch am Samstagabend von Rom aus nach Hause geflogen. Auch das Auswärtige Amt in Berlin hat bislang keine Hinweise, dass Deutsche unter den Opfern sind.

Größtes Kreuzfahrtschiff Italiens

Archivfoto der 'Costa Concordia' (Foto: dpa)
Jungfernfahrt vor kaum sechs JahrenBild: picture-alliance/dpa

Das Schiff war nach Angaben des Betreibers in Civitavecchia nahe Rom zu einer Mittelmeerkreuzfahrt aufgebrochen und sollte nach Palermo, Cagliari, Palma de Mallorca, Barcelona und Marseille fahren. Die "Costa Concordia" mit ihren 114.500 Registertonnen ging erst vor knapp sechs Jahren als größtes Kreuzfahrtschiff Italiens auf Jungfernfahrt. Die Stromkapazitäten an Bord könnten eine Stadt von 50.000 Einwohnern versorgen, die verlegten Kabel auf dem damaligen Prunkstück der Genueser Schiffswerft Sestri Ponente sind zusammen etliche hundert Kilometer lang.

Autor: Rolf Breuch (afp, dapd, dpa)
Redaktion: Gerhard Friese