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Viele Turkmenen müssen frieren

9. Februar 2006

In dem an Gasvorkommen reichen Turkmenistan sollte es eigentlich keine Heizungsprobleme geben. Aber die Versorgung der Städte wird oft unterbrochen. Und auf dem Lande kommt meist gar kein Gas mehr an.

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Saparmurat Nijasow-Denkmal in Aschgabad. Die Opposition meint, der Staatschef sei zu geizig, das Volk mit Gas zu versorgen.Bild: AP

In einer Pressemitteilung der Menschenrechtsorganisation Turkmenische Helsinki-Stiftung heißt es, das Heizsystem der Hauptstadt Aschgabad befinde sich in einem kläglichen Zustand und müsse grundsaniert werden. Die kommunalen Behörden seien nicht in der Lage gewesen, sich auf den Winter vorzubreiten. Sie könnten die Wohnungen der Menschen in Aschgabad nicht verlässlich beheizen. Viele Familien seien deswegen gezwungen, mit teilweise selbstgebauten Öfen ihre Wohnungen zu beheizen.

Opposition: Infrastruktur vernachlässigt

Aber wie konnte es dazu kommen, dass die Bevölkerung friert in einem Land, das über Gasvorkommen verfügt, die zu den größten der Welt gehören? Dazu sagte der Deutschen Welle der Führer der oppositionellen Bewegung Watan, Chudajberdy Orasow: "In den vergangenen 15 Jahren hat man sich weder um die Gasversorgung, noch um die Stromversorgung der Bevölkerung, aber auch nicht um die Kanalisation gekümmert. Vor Ort, in den städtischen Budgets oder in den Haushalten der Gebiete sind dafür keine Mittel vorgesehen. Einerseits wird erklärt, dass bei uns alles wunderbar ist, dass Gas und Strom kostenlos sind, und andererseits ist Nijasow zu geizig, die Menschen mit Gas zu versorgen. Diese Faktoren führen dazu, dass es in Turkmenistan schon längst keine normale Gasversorgung und keine normale Stromversorgung gibt, sogar in den Städten, ganz zu schweigen vom Lande. Längst wird mit Holz geheizt."

Kontrollen statt Reparaturen

Nach Angaben der Turkmenischen Helsinki-Stiftung sind zwischen dem 31. Dezember 2005 und dem 2. Februar 2006 allein im Kopetdag-Bezirk Aschgabads fünf Familien an Rauch erstickt. Anstatt sich um die Reparatur der Leitungen zu kümmern, damit die Menschen wieder mit Wärme versorgt werden könnten, hätten die Behörden eine Kommission gebildet, der Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft, der Polizei und kommunaler Dienste angehörten. Wie die Turkmenische Helsinki-Stiftung meldet, kontrollieren die Mitglieder der Kommission Wohnungen, wo sie Öfen und Rohre für den Rauchabzug beschlagnahmen. Unterdessen loben die staatlichen turkmenischen Medien die gute Arbeit der kommunalen Behörden.

Vitali Volkov, Oras Saryjew
DW-RADIO/Russisch, 8.2.2006, Fokus Ost-Südost