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Vize gegen Vize

12. Oktober 2012

Es war ihr einziges TV-Duell im US-Wahlkampf: Vizepräsident gegen Vizepräsidentschaftskandidat. Ob Barack Obamas Stellvertreter Joe Biden gegen Paul Ryans Republikaner Boden gutmachen konnte, ist noch unklar.

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Einen harten Schlagabtausch lieferten sich US-Vizepräsident Joe Biden von den Demokraten und der republikanische Vizepräsidentschaftskandidat Paul Ryan vor allem in außenpolitischen Fragen. Ryan warf der Regierung von Präsident Barack Obama vor, die Rolle der Vereinigten Staaten in der Welt geschwächt zu haben. Als Beispiel für die "außer Kontrolle geratene" US-Außenpolitik führte Ryan den Angriff auf das Konsulat im libyschen Bengasi vor einem Monat an, bei dem Botschafter Chris Stevens und drei weitere Amerikaner getötet worden waren.

"Quatsch"

Biden bezeichnete Ryans Äußerungen als "einen Haufen Quatsch". Die USA würden die Verantwortlichen des Anschlags von Bengasi zur Rechenschaft ziehen und sicherstellen, dass sich Fehler nicht wiederholten. Zugleich pries er bei der Debatte am Centre College in Danville im Bundesstaat Kentucky die außenpolitischen Erfolge während Obamas erster Amtszeit. So habe der Präsident sein Versprechen gehalten, den Krieg im Irak zu beenden, erklärte Biden. Außerdem habe Obama eine klare Perspektive für einen Abzug aus Afghanistan geschaffen. Der Vizepräsident erinnert auch an die Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden bei einem US-Kommandoeinsatz in Pakistan.

Biden und Ryan mit Moderatorin Martha Raddatz (Foto: Reuters)
Biden und Ryan mit Moderatorin Martha RaddatzBild: Reuters

Mit Blick auf die harsche Rhetorik des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney im Atomstreit mit dem Iran warnte Biden vor "einem weiteren Krieg". Obama werde alles tun, um einen nuklear bewaffneten Iran zu verhindern. Von der Atombombe sei Teheran aber noch "ein gutes Stück entfernt", sagte Biden.

"Falsche Richtung"

Zu heftigen Wortgefechten kam es auch beim Thema Wirtschaft. Ryan warf Biden vor, die Regierung habe in vier Jahren Amtszeit keinen echten Aufschwung geschaffen. Es gebe 23 Millionen Arbeitslose. "Wir gehen in die falsche Richtung... So sieht kein echter Aufschwung aus."

Biden hielt seinem republikanischen Kontrahenten sozial ungerechte Steuerpläne vor. "Sie nehmen die Mittelschicht als Geisel, um die Steuern für die Superreichen zu senken", sagte Biden. Unter Obama würde hingegen der wohlhabenste Teil der US-Bevölkerung "etwas mehr zahlen", um die Mittelschicht zu entlasten und dem Land aus der Krise zu helfen.

In einer ersten Reaktion erhielten beide Duellanten Lob von ihren Chefs. "Ich bin sehr stolz auf ihn", sagte Obama über seinen Vize Biden und hob besonders dessen Einsatz für die Mittelschicht hervor. Auch Romney zeigte sich höchst zufrieden. Er habe Ryan bereits angerufen und ihm gesagt, dass "seine Familie stolz auf ihn" sein könne. Ryan habe sich "phantastisch" geschlagen.

Das Duell zwischen dem 69-jährigen Biden und dem erst 42 Jahre alten Ryan war mit besonderer Spannung erwartet worden. Präsident Obama hatte bei seiner ersten Debatte mit Herausforderer Romney in der Vorwoche überraschend einen so schwachen Auftritt hingelegt, dass der Republikaner danach in Umfragen stark zulegte. Derzeit zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab. Am 16. und 22. Oktober finden zwei weitere TV-Duelle zwischen Obama und Romney statt. Die Wahl selbst ist am 6. November.

wa/re (dpa, afp, dapd, rtr)