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Blair startet durch

Ruth Bender10. Januar 2008

Der ehemalige britische Premierminister Tony Blair macht Karriere in der Privatwirtschaft. Künftig wird er die US-Investmentbank JP Morgan & Chase beraten. Doch seine politschen Ambitionen hat er noch nicht aufgegeben.

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Der ehemalige britische Premierminister Tony Blair, (Quelle: AP)
Blairs Unterstützung des Irak-Kriegs war der Knackpunkt seiner Karriere als RegierungschefBild: AP

In seinen zehn Jahren (1997-2007) im Amt des britischen Premierministers bekam der einst vor Energie strahlende Tony Blair graue Haare. Dreimal wählten die Briten ihn zum Regierungschef, und somit wurde er zum längstregierenden Labour-Politiker aller Zeiten. Auch wenn seine politische Karriere letztendlich durch seine bedingungslose Unterstützung des Irak-Kriegs einen Knacks bekam, ist er immer noch ein sehr gefragter Mann.

Blair geht an die Wall Street

Ein Umzugwagen vor 10 Downing Street, wo Tony Blair zehn Jahre als Premierminister verbracht hat, (Quelle: AP)
Von der Downing Street zog die Familie Blair in den schicken Londoner Connaught SquareBild: AP

Tony Blair wird künftig in einem Halbzeitjob die renommierte New Yorker Wallstreet Bank JP Morgan in politischen und strategischen Fragen beraten, berichtete am Donnerstag (10.1.2008) die Tageszeitung "Financial Times". Blair werde dem Top-Management und insbesondere dem Konzernchef regelmäßig Einschätzungen zu den Hintergründen aktueller politischer Entwicklungen geben, teilte die Bank mit. "Mit seinen Beziehungen und seiner Erfahrung ist Blair für die Bank von enormem Wert", sagte Bankchef Jamie Dimon. Nach Angaben von Branchenexperten soll Blair für diesen Job rund eine Millionen Dollar erhalten.

Die Anstellung bei einer der größten Investment Banken der Welt ist nicht die erste, und wird wohl auch nicht die letzte Etappe auf Tony Blairs Karriereleiter nach seiner Regierungszeit sein. Seit der Abgabe seines Amtes an Gordon Brown im Juni 2007, hat er schon einige lukrative Jobs als Redner angenommen. Berichten zufolge soll er im vergangenen Jahr in China umgerechnet um die 340.000 Euro für einen dreistündigen Auftritt erhalten haben.

Der Anfang einer Karriere

Der ehemalige Premierminister Tony Blair mit seinem Nachfolger Gordon Brown im Juni 2007, (Quelle: AP)
Im Juni letzten Jahres gab Blair sein Amt an Gordon Brown abBild: AP

Er wolle künftig noch weitere ähnliche Aufgaben wie die bei JP Morgan übernehmen, sagte der Ex-Premierminister. "Ich war schon immer an dem Einfluss der Geschäftswelt auf die Globalisierung interessiert". Die Überschneidung zwischen Politik und Wirtschaft sei mittlerweile in vielen Teilen der Welt "sehr stark", fügte Blair hinzu.

In Großbritannien ist es bei ehemaligen konservativen Staatschefs eher üblich nach der Zeit als Primierminister in privaten Firmen Karriere zu machen. Der konservative Ex-Regierungschef John Major wurde Berater der einflussreichen Investmentgesellschaft Carlyle, für die auch der ehemalige US-Präsident George Bush Senior arbeitet. Margaret Thatcher beriet nach ihrer politischen Karriere den Tabak-Konzern Philip Morris. Die ehemaligen Premierminister der Labour-Partei vermieden bisher jedoch den Schritt in die Privatwirtschaft. So verbrachten Blairs Vorgänger der Labour-Partei, James Callaghan und Harold Wilson, ihre Zeit nach der Downing Street in der Landwirtschaft oder mit der Moderation wenig erfolgreicher Fernseh-Chatshows.

Aufstieg bis an die Spitze Europas?

Der ehemalige Premierminister Tony Blair mit Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas am 24. Juli 2007, (Quelle: AP)
Blair will den Streit zwischen Palästinensern und Israelis schlichtenBild: AP

Aus der politischen Sphäre will sich Blair offenbar trotz seiner Karriere in der Privatwirtschaft nicht endgültig verabschieden. Schon am Tag seines Amstabtritts wurde er zum Sondergesandten des Nahost-Quartetts ernannt und seine Mitwirkung am Friedensprozess zwischen Israelis und Palästinensern will er laut seiner Pressesprecherin auch nicht aufgeben.

Am Samstag (12.01.2008) soll Blair außerdem bei einem Parteitreffen der französischen konservativen Regierungspartei UMP in Paris teilnehmen. Dieser Termin hat erneut zu Spekulationen geführt, dass der französische Präsident Nicolas Sarkozy die Kandidatur Blairs auf das Amt des ersten EU-Ratspräsidenten vorbereite. Schon letzten Oktober deutete Sarkozy an, Blair sei der Richtige für die Rolle des so genannten "Präsidenten Europas", den es mit dem reformierten EU-Vertrag ab 2009 geben soll.

Nach seinem Auftritt neben Sarkozy, soll er Ende des Monats auch noch bei den linkslastigen "Progressisten" des französischen Staatssekretärs Eric Besson reden, sowie beim Weltwirtschaftsforum in Davos in der Schweiz auftreten. Es scheint, als feile der Ex-Premierminister auch an einem politischen Comeback.