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Vom Trabi zum Turbodiesel

31. Mai 2002

Zwickau hat viele Gesichter: ein imposantes Rathaus, einen renommierten Musikwettbewerb - benannt nach dem gebürtigen Zwickauer Robert Schumann - und nicht zu vergessen: den Trabi!

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30. April 1991: Der letzte Trabi rollt vom BandBild: AP

Lange musste man damals auf ihn warten, um so größer war die Freude, wenn die Übergabe erfolgte. Die ganze Familie zog festlich herausgeputzt zum Auslieferungslager, begleitet von den guten Wünschen und neidvollen Blicken aller Nachbarn. Die Rede ist von dem legendären Kleinwagen der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), im Volksmund liebevoll Trabi genannt, der in Zwickau geboren wurde.

Überdachte Zündkerzen

"Rennpappe" oder "Plastikbomber"- diese Spitznamen verraten die lächelnde Respektlosigkeit der Bürger für das vom Staat hochgelobte Personenauto "Trabant". Die Spitznamen hat es seiner bis dahin einmaligen Karosserie zu verdanken, die aus Duroplast, also einer Art Kunststoff gemacht war und das Auto wie ein Spielzeug aussehen ließ.

Die Geburt des Trabis ist unmittelbar mit der Rolle Zwickaus in der Geschichte der DDR verbunden. Über drei Millionen der Duroplast-Autos wurden zwischen 1958 und 1991 am Montageband des Sachsenring-Werkes in der westsächsischen Stadt montiert. Im Volksmund der DDR heißt es später ironisch: "Der Auftrag beim Bau des Trabant war es, zwei Zündkerzen zu überdachen."

Das Kult-Auto lebt noch

Anfangs eine Innovation, blieb der Trabi später weit hinter der Entwicklung der Automobilindustrie zurück und wurde erst nach der Wiedervereinigung als Kult-Auto neu entdeckt. Das letzte himbeerrote Modell rollte 1991 vom Band direkt in das Automobilmuseum "August Horch". Für seine Fans jedoch lebt der Trabi weiter. Jedes Jahr wird Zwickau von 6000 Trabis und über 60.000 Besuchern überrollt, wenn das Internationale Trabant-Fahrer-Treffen stattfindet.

Die ersten Rennwagen

Doch schon vor der Produktion des automobilen DDR-Wahrzeichens kam in Zwickau der Kraftfahrzeugbau ins Rollen. Als Anfang des Jahrhunderts August Horch seine Firma nach Zwickau verlegte, begann für die Tuchmacher- und Bergbaustadt das Zeitalter des Automobilbaus.

Hier war es auch, dass Horch aus rechtlichen Gründen seinen Namen ins Lateinische übersetzte, um ein neues Auto-Werk gründen zu können: die Marke Audi. Der Stuttgarter Ferdinand Porsche konstruierte dann in Zwickau die berühmten Audi-Rennwagen, die sich in der Vorkriegszeit mit Daimler-Benz wahre "Rennschlachten" lieferten.

1932 schlossen sich zur Rettung der teilweise bedrohten Werke der sächsischen Automobilindustrie die Firmen Audi, Horch, DKW und Wanderer zur Auto Union AG zusammen, deren vier Ringe noch immer auf jedem Audi zu finden sind.

Und heute?

In Zwickau-Mosel baut seit Beginn der neunziger Jahre das Volkswagen-Werk Autos der Marken "Polo", "Golf" und "Passat" produziert. Viele kleine Kfz-Betriebe haben sich angesiedelt. Und dort, wo früher der Trabi geboren wurde, baute die Sachsenring-Automobiltechnik AG ganze Fahrzeugkomplexe für VW, Daimler-Chrysler oder General Motors zusammen. Doch die wirtschaftliche Flaute hat das Unternehmen ein weiteres Mal eingeholt - Insolvenz. Steht ein weiterer Neuanfang ins Haus?!