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Von den Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens

16. November 2001

"Nichts bereuen" ist ein kluger und unterhaltsamer Film von tiefer Menschlichkeit. Leicht, lebendig und mit rauem Charme setzt Benjamin Quabeck seinen Kino-Erstling ins Bild.

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Hauptdarsteller Daniel BrühlBild: UIP

Benjamin Quabecks "Nichts bereuen" kommt am Donnerstag (15.11.2001) in Deutschland in die Kinos. Man darf gespannt sein, denn immerhin hat der Jungregisseur für sein Werk den mit 80.000 DM dotierten Regie-Förderpreis der Hypo Vereinsbank erhalten, den vor ihm unter anderem Vanessa Jopp, Sönke Wortmann und Oskar Roehler erhielten. Der Förderpreis gilt als gutes Ticket für eine Regiekarriere. Der 25-jährige Quabeck drehte "Nichts bereuen" als Abschlussfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg und schrieb auch selbst die Drehbuchvorlage. Das Debüt ist ein kleiner wilder Film über die Erfahrungen und Fantasien eines jungen Zivis und wird von manchen Kritikern als Entdeckung des Jahres bewertet.

Die Nachwuchsgarde des deutschen Films

Ein bisschen frischer Wind könnte der deutschen Filmszene nicht schaden, denn deutsche Filme – bis auf die von Tom Tykwer – werden außerhalb Deutschlands so gut wie gar nicht wahrgenommen. Könnten manche Kritiker also Recht haben, wenn sie sagen, dass sich eine neue Generation deutscher Filmemacher stark macht? Solcher, die es nicht auf den Anschlussvertrag bei Fernsehsendern abgesehen haben oder Hollywood schlecht kopieren, sondern das Leben wirklichkeitsnah schildern, genug künstlerische Ambitionen und Können zeigen, und dazu noch humorvoll sind. Der junge Debütant Quadbeck hat jedenfalls das Zeug irgendwann einmal auf der gleichen Stufe mit Tom Tykwer, Hans Christian Schmidt oder Oskar Roehler zu stehen.

Und darum geht's

"Nichts Bereuen" ist die Geschichte von Daniels Bemühungen, endlich erwachsen zu werden. Daniel (Daniel Brühl) ist 19, kommt nach bestandenem Abitur aus dem Urlaub zurück und freut sich, dass das Leben nun endlich richtig losgeht! Losgehen tut es auch, aber: nach hinten! Sein Vater hat ihm einen unerträglichen Zivi-Job bei der Kirche besorgt und das Wiedersehen mit seiner Angebeteten Luca (Viva-Moderatorin Jessica Schwarz) verläuft katastrophal. Luca ist bezaubernd, atemberaubend, aufregend, Daniels große Liebe und unerreichbar für ihn! "Jungfrau" Daniel hat sich Luca für sein "erstes Mal" auserwählt. Diese Entscheidung hat er vor vier Jahren getroffen. Luca weiß davon bis heute nichts. Für sie ist Daniel "nur" ein guter Freund.

Nichts Bereuen
Hauptdarsteller Daniel BrühlBild: UIP

Voller Verzweiflung kreuzigt sich Daniel für sie in der Kirche. Nur Luca bekommt davon leider nichts mit - sie ist schon auf dem Weg zu einem Amerika-Aufenthalt. So kann es nicht weitergehen, beschließt Daniel; er muss sein Leben von Grund auf ändern und deshalb wechselt er erst mal den Zivijob, denn das ist leichter als die große Liebe zu wechseln. Aber auch letztere ist plötzlich in greifbarer Nähe: Mit der schönen, traurigen Diakonieschwester Anna (Marie-Lou Sellem) scheint es zum ersten Mal in seinem Leben eine echte Alternative zu geben. Und da Luca in den USA ist und der Zivijob, bei dem er alte Menschen pflegt, eine Herausforderung, könnte Daniels Leben dann doch richtig losgehen.

Doch es genügt ein Anruf von der heimgekehrten Luca, um Daniel aus der Bahn zu werfen. Er versetzt Anna, trifft sich mit Luca und glaubt sich endlich am Ziel aller Bemühungen, nur um dann endgültig festzustellen, wie weit er und Luca voneinander entfernt sind. Daniel ist verzweifelt und glaubt, sein Leben sei jetzt wirklich gescheitert. Doch der Überfall auf eine Tankstelle, der Streit mit seinem besten Freund, der Tod eines pflegebedürftigen Opas und weitere kleine und große Katastrophen bringen Daniel schließlich zu der Erkenntnis, dass Leben das ist, was dazwischen passiert. Und dass, wenn sich die erste große Liebe in Luft auflöst, man erst dann verloren hat, wenn man aufhört zu glauben, dass es beim nächsten Mal klappt. Und: Dass es deshalb nichts zu bereuen gibt !!!

Ein Thema, das uns alle angeht

Der Regisseur Benjamin Quabeck erklärt die Idee und die Motivation diesen Film auf den Weg zu bringen folgendermaßen:

"Wir können von uns behaupten, dass uns die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens noch in den Knochen sitzen. Wir wollen einen Film machen über ein Thema, das uns betrifft und bei dem wir uns auskennen. Um es kurz zu sagen: Wir wollen endlich erzählen, wie's wirklich ist. Wir wollen zeigen, dass man häufig nichts zu bereuen hat, auch wenn man manchmal denkt, dass man's richtig versaut hat. Und dass das Leben nicht von selbst losgeht, sondern man irgendwann selbst losgehen muss."

Zu guter Letzt noch eine Randnotiz: Wie es sich für jeden guten Film gehört, blieben auch romantische Nebenwirkungen nicht aus. Seit dem Dreh sind Jessica Schwarz und Daniel Brühl verlobt.(pf)