Von der Sonne geküsst: Sommer im Herbst

Was kann man sich mehr wünschen, als mitten im Oktober bei angenehmen 25 Grad Celsius vor atemberaubender Landschaft in Richtung Sonne zu schaukeln? Die junge Frau genießt die wärmenden Sonnenstrahlen und das Bergpanorama im Berchtesgadener Land in Bayern. Der Rekordsommer scheint sich dem Herbst noch nicht unterordnen zu wollen.

Die zwei Bergfreunde tanken am 10. Oktober bei 25 Grad noch mal richtig Sonne. Sie genießen die Aussicht von ihrer 1400 Meter hohen Aussichtsplattform. Apropos Aussicht: Links ist der 2713 Meter hohe Watzmann zu sehen und rechts der Hohe Hochkalter, der etwas weniger hoch ist: 2607 Meter. Malerischer geht's nicht. Obwohl....doch! Mindestens ebenso malerisch sind Kirchen...

... ist es aber nicht. Beziehungsweise ist es vielleicht schon, aber das hier ist nicht Bayern. Wer kennt den abgebildeten Ort? Wohl eher wenige. Es handelt sich um die Klosteranlage Neuzelle im gleichnamigen Ort in Brandenburg nahe der polnischen Grenze. Der Teich, in dem sich die katholische (r.) und die evangelische (l.) Kirche spiegeln, lädt geradezu zum Abkühlen ein.

Mehr als das, wird der eine oder andere Bierfreund sagen. Die Sonne lässt das frische Weißbier in einem brillanten Goldton erstrahlen. Wer sich nicht von außen im Wasser abkühlt, tut dies gerne von innen mit einem kühlen Bier - vor allem hier in Bayern, genauer gesagt in der Ausflugsgaststätte Hirschkaser im Berchtesgadener Land. Aber natürlich kann man sich auch anders abkühlen.

Im Norden Deutschlands ist es etwas zu kühl zum Baden. Aber man kann ja mal mit den Füßen in die Ostsee - so wie es die Strandbesucher hier in Graal-Müritz in Mecklenburg-Vorpommern tun. Wohl dem, der ein Meer vor der Nase hat, denn fast alle Freibäder in Deutschland haben mittlerweile zu. Mitte Oktober herrscht ja auch normalerweise kein Badewetter. Glück hat dagegen, wer in Tübingen wohnt.

Denn das Tübinger Freibad hat noch geöffnet. Normalerweise schließt es Mitte September. Aber was ist an diesem Sommer schon normal? "Länger hatte das Freibad nach unseren Aufzeichnungen bisher noch nie auf", erklärt der Sprecher der Stadtwerke Tübingen, Johannes Fritsche. Selbst im Rekordsommer 2003 lud das Freibad nur bis zum 2. Oktober zum Planschen.

Wer in diesem Jahr noch ins Freibad will, muss sich beeilen. Denn auch das Tübinger Freibad schließt bald. Geplant ist, dass es noch bis zum 14. Oktober Schwimmer einlässt. Viel länger geht wohl auch nicht mehr. Denn die langen und recht kühlen Nächte sorgen dafür, dass das Wasser kalt ist. Die gesamte Heizleistung geht ins Sportbecken. Daher sind der Plansch- und Kinderbereich geschlossen.

Nachts gehen die Temperaturen in Deutschland auf sieben bis zwölf Grad zurück. "Die Morgentemperaturen sind alles andere als sommerlich", sagt Diplom-Meteorologin Jacqueline Kernn vom Deutschen Wetterdienst im Gespräch mit der Deutschen Welle. Und in der Tat: Wer morgens der DW in Bonn zustrebt, hat erst mal nicht das Gefühl, dass der Tag sommerlich werden könnte. Aber...

...das ändert sich innerhalb weniger Stunden schlagartig. Da steigen die Temperaturen schnell auf 24 Grad. Und es wird noch wärmer. "Es könnten durchaus am Samstag Dekaden-Rekorde geknackt werden", sagt Jacqueline Kernn. Meteorologen teilen jeden Monat in drei Dekaden ein. Vom 11. bis 20. Oktober reicht die zweite Dekade. Bisher lag in Frankfurt der Rekord in diesem Zeitraum bei 23,6 Grad.

Laut Deutschem Wetterdienst könnte es am Samstag in Frankfurt bis zu 26 Grad warm werden. Damit würde der Dekaden-Rekord sogar um ganze zwei Grad überboten. Für Köln sind am Samstag sogar 27 Grad vorausgesagt. Auch hier könnte der bisherige Rekord (26 Grad) gebrochen werden. Dieses Jahr hat unter anderem einen weiteren Rekord aufgestellt: Viele Städte hatten die meisten Sommertage. Denn...

Meteorologen sprechen von einem Sommertag, wenn es mindestens 25 Grad warm ist. Hamburg hatte in diesem Jahr bisher 73 solcher Tage - ein Rekord. Weitere kommunale Grenzen knackten Köln (87 Tage) und Frankfurt (104 Tage). Zumindest einen dieser Sommertage konnte Labrador Abby auch in einem Frankfurter Freibad genießen. Denn zum Abschluss der Freibad-Saison lassen einige Freibäder auch Hunde ein.

Nun neigen sich die Freibad-Tage unweigerlich dem Ende zu - die braunen Blätter auf dem Rasen deuten es an. Ab Sonntag wird es wieder kühler. "Wenn Sie noch an einen Badesee wollen, dann am Samstag", sagt Meteorologin Jacqueline Kernn. Dann reicht es aber auch mit Sommer. Wer will schon Glühwein in Badehose trinken?