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Kunst

Von Köln in die Welt: 40 Jahre Fotos von "laif"

Kim-Aileen Sterzel
12. März 2022

Kriege und Krisen gehören zum Programm von "laif". Mit Fotos von Anti-Atomkraft-Demos, dem Krieg in Ruanda oder der Drogenmafia in Kolumbien hat die Kölner Bildagentur Journalismusgeschichte geschrieben.

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Ein Foto zeigt junge Männer mit Waffen, die ihre Gesichter unter Strumpfhosen verstecken.
Foto von laif-Fotograf Axel Krause aus dem Drogenkrieg in Kolumbien Bild: Axel Krause/laif

Eine Zeitleiste im Vorraum der Ausstellung im MAKK, im Museum für Angewandte Kunst Köln, erinnert an die wichtigsten Ereignisse der vergangenen 40 Jahre: Anti-Atomkraft-Proteste, Bundestagswahlen, Mauerfall. Eigentlich sollte sie im Sommer 2021 mit dem Ahrhochwasser enden. Doch dann marschiert Russland am 24. Februar 2022 in die Ukraine ein. Nun bildet ein Foto dieses Kriegs den traurigen Schlusspunkt der Jubiläumsschau. Darauf zu sehen ist ein Zug in den Farben blau und gelb, den Nationalfarben der Ukraine. Menschen reichen Gepäck an, Flüchtlinge blicken verängstigt durchs Fenster.

laif - 40 Jahre Bildjournalismus und Zeitgeschichte 

Die Kölner Fotoagentur laif blickt mit dieser Ausstellung zurück auf 40 Jahre dokumentarische Fotografie. Ausgestellt sind Bilderserien vom Drogenkrieg in Kolumbien, der Verhüllung des Reichstags oder auch Ghanas größter Mülldeponie.

Die vier Fotografen Günter Beer, Jürgen Bindrim, Manfred Linke und Guenay Ulutuncok gründeten die Agentur 1981 in der Kölner Südstadt. Der Name laif ist Programm, sagt Linke: "Live dabei sein, nah dran am Leben. Das ist alles mit drin in diesem Wort und das war auch unser Muster, dass wir versuchen nah dran zu sein, an den Aktionen und am Leben."

Heute vertritt die Fotoagentur mehr als 400 Fotografen und Fotografinnen weltweit und gehört zu den führenden Bildagenturen Deutschlands. Ihr Augenmerk liegt dabei auf der dokumentarischen und journalistischen Fotografie.

Vom Anti-Atomkraftprotest bis Christo

In der Ausstellung im MAKK erzählen die Fotografien die Geschichte der Agentur: "Wir beschäftigen uns seit 40 Jahren mit Fotografie und wenn man das feiern will, dann steht das Bild im Mittelpunkt", so Gründungsmitglied Linke. Jede fotografische Position repräsentiert ein bestimmtes Jahr der laif-Geschichte: Die ältesten Bilder stammen aus dem Gründungsjahr 1981. Sie zeigen die brutalen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstrierenden bei der bis dahin größten deutschen Anti-Atom-Demo an der Unterelbe. Die Ausstellung endet mit Aufnahmen der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021.

laif-Gründungsmitglied Manfred Linke steht vor einigen Fotos der Ausstellung im MAKK
laif-Gründungsmitglied Linke: "Das Bild steht im Mittelpunkt"Bild: Kim-Aileen Sterzel/DW

Die meisten der 300 Fotografien hängen auf Zeitungspapier gedruckt an den Wänden, eine Hommage an die früheren Zeiten der journalistischen Fotografie - in erster Linie für Printmedien. "Wir wollten darauf zurückführen, wo Pressefotografie eigentlich herkommt und das ist das Drucken auf Zeitung", sagt Peter Bialobrzeski, Fotograf und Kurator der Ausstellung: "Heute ist es genau umgekehrt. Die meisten Fotografen und Fotografinnen, meist Studenten und Studentinnen, die von der Fotohochschule kommen, denken gar nicht mehr an den Printmarkt oder den journalistischen Markt, die haben sofort eine konzeptionelle Idee für eine Ausstellung."

Spaziergang durch die Zeitgeschichte

Die 40 Momentaufnahmen ermöglichen den Besucherinnen und Besuchern einen Spaziergang durch die Zeit- und Fotogeschichte, von den eher aktivistisch motivierten Anfängen bis hin zur Autorenschaft. Ästhetisch und praktisch zeigen die Bilder die Vielfältigkeit der dokumentarischen Fotografie.

New-York-Foto von laif-Mitglied Katharina Bosse
New-York-Foto von laif-Mitglied Katharina BosseBild: Katharina Bosse/laif

"Es gibt eine große Bandbreite, das ist den meisten gar nicht klar. Das ist wie in einer Band zu spielen, auf Festivals zu gehen und eine selbstgepresste CD machen", sagt Manfred Linke. Die fotografische Dokumentation der Momentaufnahmen ist auch für den Menschen hinter der Linse ein Erlebnis: "Die Kamera hilft mir, Dinge zu tun, die ich ohne Kamera nicht tun würde", so Linke.

Obwohl die fotografischen Dokumentationen chronologisch angeordnet sind, kommt es im Ausstellungsraum zu bewussten Gegenüberstellungen von Situationen: Die Proteste gegen die nukleare Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf 1986 stehen den Demonstrationen im Hambacher Forst 2019 gegenüber. Dennoch eint alle Fotografien ihre Einzigartigkeit und Ausdruckskraft: "Alle diese Bilder haben eines gemeinsam: Eine Magie, die man gar nicht so richtig beschreiben kann", erklärt Kurator Peter Bialobrzeski: "Es ist ein Versuch mit einer Art von Welt umzugehen. Wo Worte nichts mehr tun können, um den Kontext zu beschreiben, haben wir es wirklich mit großer Fotografie zu tun."

Die Ausstellung "40 Jahre laif - 40 Positionen dokumentarischer Fotografie" ist vom 12. März bis zum 25. September 2022 im Museum für Angewandte Kunst in Köln zu sehen.