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Von P. Heribert Arens O.F.M., Bad Staffelstein-Vierzehnheiligen

30. Januar 2012

Überwinde das Böse durch das Gute.

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Pater Heribert Arens OFM, Bad Staffelstein-Vierzehnheiligen
Bild: Heribert Arens

"Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald.
Es war so finster und auch so bitter kalt.
Sie kamen an ein Häuschen von Pfefferkuchen fein.
Wer mag der Herr wohl von diesem Häuschen sein."

Vielleicht erinnern Sie sich aus Kindertagen an dieses Märchen der Gebrüder Grimm. Die Hexe lockt die Kinder in ihr Haus und hält sie gefangen. Mit einer List besiegen die beiden schließlich die böse Hexe. Dieses Märchen erzählt, wie die beiden in Gestalt der Hexe dem vernichtenden Bösen begegnen – und wie sie es mit List besiegen.

Der Kampf mit dem Bösen ist das Thema vieler Märchen. Sie erzählen von der Sehnsucht, das Böse zu überwinden und dem Guten zum Sieg zu verhelfen. Die Macht des Bösen ist in unserer Welt gegenwärtig. Dazu sind keine Beweise nötig. Jeder kennt die schmerzliche Erfahrung: Ich tue etwas, was ich nicht will, aber ich tue es! Ich will etwas, obwohl ich weiß: Es ist nicht gut! Mancher sagt in solchen Situationen gar: "Mich reitet der Teufel!" Ich kenne das Böse als Schwäche, auf die ich immer wieder hereinfalle - und auch als Bosheit, die mich "reitet". Erfahrungen, die Friedrich Hebbel mit den Worten umschreibt: "Und der ich bin, grüßt trauernd den, der ich möchte sein."

Die Macht des Bösen ist in unserer Welt gegenwärtig. In den letzten Monaten ist Deutschland erschüttert über die Aufdeckung einer langjährigen Mordserie, begangen von einer rechten Terrorzelle. Fast täglich hören wir von Themen wie: Ausländerfeindlichkeit, Gewalt an Schulen, Demütigung von Frauen, Missbrauch von Kindern.

Die Macht des Bösen ist in unserer Welt gegenwärtig. Ich denke an das Scheitern menschlicher Beziehungen: Zwei lieben sich, Böses schleicht sich ein, Gewohnheiten, kleine Stiche, ein anderer Mensch drängt sich zwischen die zwei: eine Beziehung zerbricht. Eltern haben in der Erziehung alles getan. Trotzdem kommen ihre Kinder in schlechte Kreise, auf die schiefe Bahn. Die Macht des Bösen ist in unserer Welt lebendig und gegenwärtig. Nicht zuletzt auch in der Kirche. Das ist für mich ein nur schwer verständliches Geheimnis: die heilige Kirche und ihr oft unheiliges Verhalten: Schon die ersten Jünger streiten, wer unter ihnen der größte sei!

Auch die Geschichte der Kirche kennt das Geheimnis des Bösen durch alle Jahrhunderte bis hin zu den bedrückenden Missbrauchsfällen, die in den letzten Jahren bekannt wurden. Die Macht des Bösen ist in unserer Welt lebendig. Sie bedroht uns, bedrängt uns, zerstört vieles.  Wie leben wir in einer Welt, wie leben wir in einer Kirche, in der auch die unreinen Geister ihr Unwesen treiben und kein Jesus vertreibt sie?

Schauen wir noch einmal in die Märchen. Sie verkörpern die Hoffnung, dass das Böse schwache Stellen hat, die Hoffnung, dass das Böse zu besiegen ist: mit List, mit Liebe, mit Optimismus, mit Zutrauen in die eigenen Kräfte. Hänsel und Gretel überlisten mit einem kleinen Knochen die Hexe. Manchmal will das Böse überlistet sein. Nicht zuletzt kann ich das Böse besiegen, wenn ich auf das Eingreifen von Mächten vertraue, deren Eingreifen nicht in meiner Hand liegt.

Morgen erzählt in den katholischen Gottesdiensten das Evangelium von einer solchen Macht, die eingreift: Jesus heilt einen Mann, der von einem unreinen Geist besessen ist. Ein unreiner Geist, das ist ein böser Geist, der diesem Menschen – und durch ihn anderen Schaden zufügt. Gott selbst möchte das Böse von uns fernhalten und uns vom Bösen befreien. Darum sandte er seinen Sohn Jesus: Der heilt Kranke, verzeiht Schuld, hilft verkrachten Existenzen zu Neuanfängen.

Er tat, was Paulus später so formuliert:  "Überwinde das Böse durch das Gute!" Markus erzählt in seinem Evangelium, wie Jesus einen Mann heilt, der von einem unreinen Geist besessen war, den das Böse in seine Gewalt genommen hat. Er befreit ihn aus der Macht des Bösen – und setzt damit das Gute, das in diesem Mann lebt, wieder frei. Das ist immer noch der beste Weg – frei nach Paulus: Der einzig richtige Umgang mit dem Bösen ist, das Gute tun.

Die redaktionelle Verantwortung für die Sendung hat Dr. Silvia Becker