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Von Pfarrer Gerhard Engelsberger, Dielheim

24. Dezember 2011

Heiliger Abend: Dass keiner allein bleibt …

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Der evangelische Pfarrer Gerhard Engelsberger, Dielheim
Bild: GEP/Engelsberger

Bethlehem, am Hang gelegen, Blick auf Jerusalem. Nur wenige Kilometer bis zur Stadt der Städte. Heute verbaut dem Menschen an der Grenze eine meterhohe Mauer den Blick. Eine Autokolonne wartet vor dem Übergang. Bewaffnete diesseits und jenseits. Kein Fenster, keine Weite, kein Vertrauen, kein Frieden. Sie kennen und hören die Worte aus der Bibel zu diesem „Heiligen Abend“:

„Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. Und die Hirten kamen und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.“ (aus Lukas 2)

Gott meint, dieses eigenartige Paar, das da am Rand des Städtchens ein Kind zur Welt bringt, dieses Paar Menschen mit Kind solle nicht allein bleiben in dieser Nacht. In der Weihnachtsgeschichte bleibt keiner allein. Klar, Maria, Joseph, das Kind. Die junge Familie, noch unverheiratet, aber beieinander in dieser Nacht.

Dann aber - der Engel: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“

Und das hält der Evangelist Lukas keine zwei Verse aus, dann schon heißt es: „Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“

Der Engel bleibt nicht allein. Maria, Joseph und das Kind sind nicht allein. Die Hirten kommen zu mehreren. Keiner bleibt allein. Keiner von uns bleibt allein. Selbst die Weisen aus dem Orient kommen mindestens zu dritt. Keiner bleibt allein. Nur der Kaiser in Rom - Augustus. Und sein Statthalter in Syrien - Quirinius. Die Mächtigen. Die bleiben allein in dieser Nacht. Und so würde ich gerne mein Bündel schnüren an Heilig Abend, ausnahmsweise heute nicht nur für die Armen, die Wohnsitzlosen und Ausgesetzten.

Ausnahmsweise auch einmal für die Mächtigen. Die Augusti, Quirinii, die Obamas, Merkels, Putins und wie auch immer sie heißen, denen auf Zeit eine zerbrechliche Macht gegeben ist. Auch für die, die auf dem Geld sitzen, das unsereins und anderen erst recht fehlt. Einsame Figuren auf dem Schachbrett. Sie haben auch in diesem Jahr Bauern geopfert und Läufer und Springer. Grausam, dies Geschäft. Ich möchte es nicht tun müssen.

Ihre Weihnachts- und Neujahrsansprachen mag ich nicht hören. Übers Jahr hätte ich oft genug platzen können vor Wut. Aber jetzt, ziemlich atemlos angekommen auf dem Hirtenfeld und nichts wie hinterher mit den Hirten zum Stall - jetzt soll es auch für sie gut werden. Damit sie ihre Lektion lernen: Frieden auf Erden …

Nein, wenn Frieden werden soll, darf keiner allein bleiben. Ich habe vor wenigen einem besorgten Menschen geschrieben: „Unter uns Christen werden Sorgen zu Gebeten. Und das ist auch gut so“. Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen.