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Von Pocken bis Polio - 60 Jahre WHO

Klaus Dahmann24. Juli 2006

Wann immer eine ansteckende, gefährliche oder gar tödliche Krankheit zur Epidemie zu werden droht, schrillen die Alarmglocken auch in Genf: Dort ist der Hauptsitz der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

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Die Anophelesmücke gilt als Hauptüberträger der MalariaerregerBild: dpa

Die Zahlen sind erschreckend: Jedes Jahr sterben schätzungsweise mehr als 1,5 Millionen Menschen an Malaria, zwei Millionen an Tuberkulose und 2,8 Millionen an Aids. Bei diesen und ähnlichen ansteckenden Krankheiten tritt die vor 60 Jahren gegründete Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf den Plan und versucht, durch Aufklärungs-Kampagnen, Massen-Impfungen und Verbesserungen der hygienischen Bedingungen dagegen anzukämpfen. Aber bei zahlreichen Seuchen scheint das ein eher aussichtsloser Kampf zu sein.

Ein Grund ist die Tatsache, dass sich Viren verändern können. Aktuelles Beispiel: Im Mai 2006 ist in Namibia Kinderlähmung - auch Polio genannt - ausgebrochen. Und zwar in Form einer Mutation, die auch für Erwachsene extrem gefährlich ist: Fast drei Viertel der Todesopfer sind älter als 18 Jahre. Hinzu kommt, dass der Impfstoff gegen Polio in Kühlschränken transportiert werden muss. Das treibt gerade in Afrika die Kosten flächendeckender Impfungen in die Höhe.

Nicht immer kooperieren nationale Regierungen

WHO Gebäude in Genf
WHO-Zentrale in GenfBild: AP

Pocken gelten hingegen seit 1977 als ausgerottet - der größte Erfolg, den sich die UN-Sonderorganistion WHO auf ihre Fahnen schreiben kann. Denn da schaffte sie es zum ersten Mal, eine Seuche zu besiegen. Ganz ausgerottet sind Pocken-Viren dennoch nicht: In russischen und US-amerikanischen Labors existieren noch Proben - allen eindringlichen Appellen der WHO zum Trotz. Dahinter stecke die Angst, dass Terroristen künstlich Pocken-Viren züchten und einen Anschlag planen könnten, auf den dann niemand vorbereitet sei.

Manchmal gelingt es der Weltgesundheitsorganisation aber doch, nicht sehr kooperationswillige nationale Regierungen zum Handeln zu bewegen. Bestes Beispiel: die Sars-Epidemie in China. Dort ist es auch dem Druck der WHO zu verdanken, dass internationale Experten ins Land gelassen wurden, um die Gefahren der Lungenkrankheit zu analysieren und Empfehlungen für die Nachbar-Länder zu geben.

Gesamtbilanz eher mager

Zu schnellem Handeln haben sich die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen schon beim Gipfel 2001 in New York verpflichtet. In den dort formulierten Millenniums-Zielen bis 2015 nimmt die Bekämpfung der schlimmsten Krankheiten großen Raum ein. Allerdings ist die bisherige Bilanz der gesundheitlichen Ziele mager, vor allem in Afrika, wo weder bei der Eindämmung von Aids noch bei Malaria oder Tuberkulose Fortschritte festzustellen sind.

Seit einigen Jahren ist jedoch ein wichtiger Geldgeber aufgetaucht: Microsoft-Milliardär Bill Gates und seine Frau Melinda haben eine Stiftung gegründet, die ebenfalls die Ausrottung der großen Seuchen zum Ziel hat. Und so finanzieren sie auch einige Projekte der WHO. Die Gates-Stiftung bezahlt beispielsweise den Bereich Seuchen-Prävention der WHO zu rund 75 Prozent. Der Bielefelder Epidemiologe Oliver Razum sieht das Ganze dennoch etwas skeptisch und warnt: Sollte Gates irgendwann einmal entscheiden, eigene Wege zu gehen, wäre das ein schwerer Schlag für die UN-Organisation, den sie nicht so ohne weiteres verkraften könnte.