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Katholische Familiensynode in Rom beginnt

Stefan Dege3. Oktober 2015

In Rom eröffnet Papst Franziskus die Weltbischofssynode zur Familie. Reformer und Traditionalisten streiten über die katholische Sexualmoral. Der Ausgang ist ungewiss.

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Katholischer Priester bei der Ausgabe der Kommunion
Bild: imago

"Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute" lautet das Leitwort der XIV. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode im Vatikan, die an diesem Sonntag beginnt. Drei Wochen wollen die rund 400 Synodalen, darunter gut 250 Kardinäle und Bischöfe aus aller Welt - über Fragen von Ehe und Familie beraten. Zur Debatte steht vor allem, ob die Katholische Kirche ihren Umgang mit Homosexuellen und Geschiedenen überdenkt.

Sollen wiederverheiratete Geschiedene das Abendmahl empfangen dürfen? Akzeptiert die Kirche auch gleichgeschlechtliche Paare? Aus dogmatischer Sicht leben diese Menschen in Sünde. Das vor allem sind die Knackpunkte, die schon im Vorfeld für Streit sorgten. In einem 78-seitigen Vorbereitungspapier, dem "Instrumentum Laboris" des Vatikans heißt es dazu, es gebe bei wiederverheirateten Geschiedenen "eine gemeinsame Übereinkunft zu der Hypothese eines Weges der Versöhnung oder der Buße". Homosexuelle sollten in der Kirche und Gesellschaft respektiert und aufgenommen werden. "Familien, in denen Personen mit homosexuellen Tendenzen leben", solle eine besondere Begleitung und Aufmerksamkeit zukommen. Das Papier lässt also Raum für Diskussionen.

Vatikan Familiensynode Oktober 2014
Ohne Ergebnis blieb die Außerordentliche Familiensynode 2014Bild: picture-alliance/dpa

Machtwort von Papst Franziskus

Wie sehr kirchliche Lehre und Lebenswirklichkeit der Kirchenmitglieder in vielen Weltgegenden auseinander driften, haben zuletzt zwei päpstliche Umfragen unter Katholiken ergeben. Und so richteten sich bereits viele Reformhoffnungen auf die außerordentliche Synode im letzten Herbst. Die Synodalen jedoch fanden keinen Konsens. Papst Franziskus musste die Streithähne zur Ordnung rufen: Bischofsversammlungen hätten nur beratenden Charakter, so der Papst in seinem Schlusswort. Letztlich werde er über die Familienpastoral entscheiden.

Die strittigen Fragen blieben damit offen. Zwei Lager stehen sich weiter unversöhnlich gegenüber. Als Exponent der Reformer hat der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper – ein Deutscher – den Stein ins Wasser geworfen, als er für mehr Barmherzigkeit warb und sich dabei auf das Vorbild Jesu berief. Auf Seiten der Traditionalisten lehnte hingegen der US-amerikanische Kardinal Raymond Burke jede Änderung an der katholischen Sexual- und Familienlehre mit harschen Worten ab.

Vatikan Familiensynode Oktober 2014 Kardinal Marx
Papst FranziskusBild: Reuters/G. Sposito

Deutsche Bischöfe für Reformen

Neben dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), dem Münchener Kardinal Reinhard Marx haben die Bischöfe aus Osnabrück, Franz-Josef Bode, sowie Dresden, Heiner Koch, Tickets nach Rom gelöst. Mit welchen Reformabsichten, läßt sich im Internetportal katholisch.de nachlesen. "Mit einer Alles-oder-nichts-Moral, die jede Abweichung zu schwerer Sünde macht", wird Bischof Bode zitiert, "werden wir kaum Menschen erreichen." Die Bischofskonferenz hatte zuvor für eine "Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral" geworben.

Wie schon 2014 sollen auch dieses mal katholische Laien mitdiskutieren. Insgesamt 17 Ehepaare aus aller Welt hat Papst Franziskus als beratende Auditoren berufen. Aus Deutschland fahren Aloys und Petra Buch aus der Kleinstadt Korschenbroich am Niederrhein nach Rom. Der 61-jährige Aloys Buch ist Theologe, war für kirchliche Einrichtungen tätig und managt jetzt die Stiftung eines Textilkonzerns. Seine drei Jahre jüngere Frau unterrichtet an einem Krefelder Gymnasium. Das Paar ist seit 1976 verheiratet und hat drei erwachsene Kinder sowie fünf Enkelkinder.

Deutsches Ehepaar Buch - Familiensynode im Vatikan
Das deutsche Ehepaar Petra und Aloys BuchBild: picture-alliance/dpa/H. Kaiser

Auf der Synode sollen die Buchs ihre persönlichen Erfahrungen einbringen. Sie sollen berichten, wie Ehe und Familie heutzutage funktionieren – oder eben auch nicht. "Wir bekommen hautnah mit, wie schwierig es ist, Familie angesichts von Sorgen, Armut und Krankheit zusammenzuhalten", sagte Aloys Buch kürzlich der "Berliner Zeitung", "außerdem erleben wir ganz besondere Problemsituationen, etwa wie sehr Menschen darunter leiden, wenn ihre Ehe nicht so verläuft wie erhofft."