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Politik

Säbelrasseln vor den Olympischen Winterspielen

8. Februar 2018

Einen Tag vor Beginn der Olympischen Winterspiele in Südkorea hat der nordkoreanische Nachbar eine Militärparade abgehalten. Die Waffenschau verwundert, Machthaber Kim Jong Un hatte zuletzt Annäherung signalisiert.

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Nordkorea Militärparade
Bild: picture-alliance/AP Photo/KRT

- Nordkorea hat laut Medien nicht die Absicht, die Olympischen Spiele für Gespräche zu nutzen

- Der Besuch der Schwester von Kim Jong Un bei den Spielen könnte zu Reibungen mit den USA führen

- Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ruft bei seinem Besuch in Südkorea zum Dialog auf

 

Klar ist auf jeden Fall: Das Säbelrasseln überschattet den Auftritt der nordkoreanischen Sportler an der Seite ihrer südkoreanischen Kollegen bei den Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang. Kritiker sehen darin eine Provokation, die den versöhnlichen Gesten der vergangenen Wochen widerspreche. 

Sport ja, Politik nein

Dazu passt auch die Tatsache, dass Nordkorea Medienberichten zufolge nicht die Absicht hat, die Olympischen Winterspiele in Südkorea für politische Gespräche mit den USA zu nutzen. Sein Land habe nie um einen Dialog mit den USA gebettelt, und daran werde sich in Zukunft auch nichts ändern, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur KCNA einen Vertreter des Außenministeriums. Die nordkoreanische Delegation werde lediglich das Sportereignis feiern und die Spiele nicht politisch nutzen.

Zur Eröffnung am Freitag wird eine ranghohe Politiker-Delegation aus Nordkorea erwartet. Außerdem sind Sportler, Künstler, Journalisten und Sportfunktionäre aus dem kommunistisch regierten Land zu den Spielen gereist.

Scharfe Töne aus den USA

Aus den USA kommt Vizepräsident Mike Pence zur Eröffnungsfeier. Er hatte noch am Mittwoch die nordkoreanische Regierung als das Regime mit der größten Tyrannei der Welt bezeichnet und eine drastische Verschärfung der Sanktionen gegen das Land angekündigt. Er wird ebenso auf der Ehrentribüne sitzen wie Nordkoreas Parlamentspräsident Kim Yong Nam sowie Kim Yo Jong, die einflussreiche Schwester von Machthaber Kim Jong Un.

Nordkorea Kim Jong Un bei der Militärparade in Pjöngjang
Betont kühl: Machthaber Kim Jong Un (im schwarzen Mantel) und seine Generäle bei der Abnahme der ParadeBild: picture alliance/AP Photo/KRT

Sie ist das erste Mitglied der nordkoreanischen Machthaber-Familie, das nach Südkorea reist. Die 28-Jährige ist Vizedirektorin der Parteiabteilung für Agitation und Propaganda, die für die Verbreitung der Ideologie durch Medien, Kunst und Kultur verantwortlich ist. Ihre Einreise könnte zu Reibungen mit den USA führen, denn sie wurde im vergangenen Jahr wegen Menschenrechtsverletzungen auf die US-Sanktionsliste gesetzt. Dessen ungeachtet will Südkoreas Präsident Moon Jae In mit ihr zusammentreffen.

Nord- und Südkorea wollen die Olympischen Spiele nutzen, um den innerkoreanischen Dialog voranzubringen. Chinas Außenminister Wang Yi begrüßte dies als einen ersten Schritt hin zu einem "täglichen und ununterbrochenen Dialog". Zugleich sprach er sich auch für einen Dialog zwischen Nordkorea und den USA aus. "Es geht nicht, dass eine Person die Tür aufmacht und eine andere sie wieder schließt", sagte er.

Frank-Walter Steinmeier in Südkorea
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (l.) und Moon Jae InBild: Reuters/Kim Hee-Chu

Bundespräsident ruft zum Dialog auf

Anlässlich der Eröffnung der Olympischen Winterspiele ist der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier derzeit zu Besuch in Südkorea. Bei einem Treffen mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon in Seoul, Nordkoreas Teilnahme in Pyeongchang sei "mindestens ein kleines Zeichen, das dem Geist der Olympischen Idee entspricht". Zuvor hatte er bereits zum Dialog zwischen Nord-und Südkorea aufgerufen. Die Wettkämpfe seien eine wertvolle Gelegenheit zum Gespräch, sagte er der südkoreanischen Zeitung "Chosun Ilbo". 

Diesen Dialog sollten beide Seiten nach den Spielen "fortsetzen, erweitern und vertiefen". Nordkorea könne allerdings nur durch die strikte Umsetzung der Sanktionen zu Verhandlungen über sein Atomprogramm bewegt werden. "Nordkorea muss verstehen, dass es zuallererst seine Raketentests beenden muss", sagte Steinmeier.

Deutschland als "großes Vorbild"

Der Bundespräsident schenkte Moon bei seinem Besuch ein Porträt des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt. "Bei jedem Besuch in Korea werden wir Deutsche daran erinnert, welches Glück uns mit der Wiedervereinigung zuteil wurde", sagte er.

Moon erklärte, mit der Teilnahme Nordkoreas sei die Hoffnung verbunden, dass diese Spiele "nicht nur Sportspiele werden, sondern eine Olympiade des Friedens". Weil Deutschland in der Vergangenheit Teilung und Wiedervereinigung erlebt habe, sei Steinmeiers Teilnahme an der Eröffnungsfeier "sehr bedeutungsvoll". Die deutsche Wiedervereinigung sei ein "großes Vorbild" für Südkorea.  

haz/mb/uh (rtr, afp, dpa)