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Vorfreude auf die Fußball-WM

Bernd Gräßler26. Januar 2004

Der Countdown läuft: 2006 startet die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland. Schon jetzt lässt das Großereignis Unternehmeraugen vor Freude glänzen wie eine Investitionsmesse zur WM in Leipzig zeigte.

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Üben für die WM: Minister Wolfgang Clement und "Kaiser" Franz BeckenbauerBild: AP

Wenn es um die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland geht, dann gerät Herbert Heiner ins Schwärmen. Der Vorstandsvorsitzende von Adidas kam auf der Leipziger Investorenkonferenz gleich als erster Unternehmer zu Wort und versprach viel: "Wir werden in 2006 neue Fußball-Schuh-Technologien und neue Technologien im Textilbereich bringen. Wir sind der offizielle Sponsor, Ausrüster und Lizenznehmer der Weltmeisterschaft 2006."

"Made in Germany" wird blank poliert

Die nächsten Jahre werden gute Jahre für Adidas, das kann Herbert Heiner schwören. Notfalls beim heiligen Fußballschuh von Helmut Rahn aus dem Jahre 1954 - natürlich von Adidas. Die Fußball-WM 2006 ist ein Glücksfall für die deutsche Wirtschaft, doch wird er auch gebührend gewürdigt? Eine Umfrage unter über 200 Institutionen und Unternehmern hat ergeben, dass noch Informationsbedarf besteht. Noch sind Restaufträge im Werte von einer halben Milliarde Euro nicht vergeben, heißt es. Die Leipziger Konferenz führt deshalb Politiker, Wirtschaftsleute, Experten und Sportprominenz zusammen. Schließlich hat die Deutschland-AG in kritischen Zeiten nichts zu verschenken, oder - wie Wirtschaftsminister Wolfgang Clement formuliert - man dürfe die Chance nicht verstolpern. "Diese Weltmeisterschaft in Deutschland ist eine vorläufig einmalige Chance, der Welt die Innovationskraft unserer Wirtschaft zu zeigen und bei dieser Gelegenheit übrigens auch das "Made in Germany" blank zu polieren."

Clement sieht die Fußball-WM als großartigen Meilenstein auf dem Weg zum modernen Deutschland 2010. Dazu gehöre die Verkehrs-Infrastruktur, Autobahnen, wie die A 17 nach Prag, die Bahnstrecke Hamburg-Berlin, die Anbindung der Stadien und ein modernes Verkehrs-Leitsystem. Das Gesamt-Investitionsvolumen für die Fußball-WM wird auf acht bis zehn Milliarden Euro geschätzt. Ein Innovationsschub in der Informations- und Kommunikationstechnologie soll Deutschland auf Augenhöhe mit den USA katapultieren.

Fußball als Konjunkturmotor

Die Fußball-WM passt bestens in die eben verkündete Innovationsoffensive des Kanzlers. Ein zusätzliches Brutto-Inlandsprodukt von acht Milliarden Euro soll zwischen 2003 und 2006 durch den Fußball in Deutschland entstehen. Und da bekanntlich Psychologie mindestens 50 Prozent Wirtschaft ausmacht, redete neben Clement auch Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer den versammelten Unternehmern ins Gewissen: "Wenn du Glück hast kannst du alle vier Jahre als Spieler oder Trainer Weltmeister werden, aber eine Weltmeisterschaft zu organisieren, das ist einmalig im Leben", sagte Beckenbauer.

Diesen beschwörenden Worten wollte sich Industriepräsident Michael Rogowski nicht verschließen. Auch er zeigte sich als Fußballfreund, erinnerte aber daran, dass außer der Organisation der Weltmeisterschaft noch einige andere Aufgaben zu bewältigen sind, um die deutsche Wirtschaft wieder nach vorn zu bringen. "Es muss jetzt gelten, den Ball zu bewegen und die Reformen voranzutreiben", sagt Rogowski.

Rogowski erinnerte im übrigen daran, dass nicht alle willigen Unternehmer so chancenreich im lukrativen Geschäft mit dem runden Leder sind, wie der erlesene Kreis der Hauptsponsoren der Weltfußballverband Fifa mit alten Sonderrechten. Wenn man wolle, dass beispielsweise mehr deutsche Mittelständler mitmachten, dann müsse sich die Fifa auch für andere deutsche Unternehmen öffnen, meinte der BDI-Präsident.