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Katzen von rechts!

16. Februar 2012

Dürfen Neonazis Katzen haben? Warum haben sie überhaupt Katzen und keinen deutschen Schäferhund, wie ihr Vorbild, der Führer? Und was passiert, wenn sie ihre Katzen beim Nachbarn abgeben und verschwinden?

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Bild: Fotolia/Forewer

Beate Zschäpe, Mitglied der Zwickauer-Nazizelle, der zehn Morde vorwiegend an in Deutschland lebenden Ausländern zu Last gelegt werden, besaß zwei Katzen. Am 4. November letzten Jahres setzte Zschäpe das Wohnhaus, in dem sie mit ihren zwei Mittätern gehaust hatte, in Brand und verschwand. Zuvor jedoch vertraute sie ihre beiden Tiere, einen Kater und eine Katze - nennen wir sie einfach "Adolf" und "Eva" - den Nachbarn an. Vier Tage später stellte sich Zschäpe der Polizei.

Bis hierhin, wir müssen es zerknirscht zugeben, ist das schon eine sehr deutsche Geschichte, jetzt wird sie noch deutscher. "Eva" und "Adolf" wurden nämlich von den Nachbarn ins Tierheim gebracht, dort sind sie bis heute. Jetzt hat sich die Leiterin des Tierheims öffentlich darüber beschwert, dass niemand die Kosten von zwölf Euro täglich übernimmt - jeweils sechs Euro sowohl für "Adolf" als auch für "Eva", unabhängig von Geschlecht und politischem Rang.

Es lebe die Bürokratie!

Bis zum 11. November, also eine Woche lang, zahlte die Polizei Zwickau brav die zwölf Euro, aber dann wurde immer klarer, dass es sich bei der Neonazi-Bande um bundesweit agierende Verbrecher handelte, das Bundeskriminalamt (BKA) übernahm - und auch die Zuständigkeit für die Tiere wechselte. Im BKA aber scheinen Tierfreunde in der Minderheit zu sein. Die Zahlungen sind seitdem ausgeblieben, das Tierheim ist auf Kosten von 1200 Euro sitzen geblieben. Die Tierheimleiterin erhielt lediglich die schnöde Nachricht, dass die Summe von der Besitzerin eingefordert werden müsse. Die sitzt allerdings in Untersuchungshaft und verweigert jede Aussage - offenbar auch zu ihren Katzen - und wird die Freiheit so schnell nicht wiedersehen. Vielleicht als alte Frau - und da werden "Adolf" und "Eva" längst im Himmel für arische Katzen sein.

Absurder Katzenjammer

Noch dürfen die ohne jede Schuld in Verruf geratenen Tiere nicht an neue Besitzer übergeben werden - das geht erst nach einem halben Jahr. Auch danach wäre es sicher besser, das neue Zuhause der beiden geheim zu halten - sonst werden die beiden noch als einzige in Freiheit verbliebene Mitglieder der Zwickauer Zelle mystifiziert und womöglich in den Vorstand einer Neonazi-Partei gewählt. Im Tierheim aber gelten die beiden als scheu und verschmust, was die Hoffnung nährt, das alle nationalsozialistischen Erziehungsversuche bei ihnen nicht gefruchtet haben.

Autor: Jens Thurau
Redaktion: Kay-Alexander Scholz