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VW übernimmt Porsche: Der Trick mit der Aktie

Klaus Ulrich5. Juli 2012

Milliardensegen für Volkswagen: Durch die Übernahme von Porsche steht den Wolfsburgern ein satter Gewinnsprung ins Haus. Doch ein Steuertrick sorgt bei Politikern für Unmut.

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Die Embleme der Automarken Volkswagen (VW) und Porsche liegen nebeneinander (Foto: dapd)
Symbole Porsche VW Volkswagen ÜbernahmeBild: dapd

Europas größter Automobilhersteller wächst weiter: Der Volkswagenkonzern verleibt sich schneller als erwartet den Sportwagenbauer Porsche ein. Vor drei Jahren hatten die Schwaben die Übernahmeschlacht gegen VW verloren. Zum 1. August übernehmen die Niedersachsen jetzt die zweite Hälfte des Porsche-Sportwagengeschäfts. Der Preis: Knapp viereinhalb Milliarden Euro plus eine Stammaktie, zahlbar an die Finanzholding Porsche SE.

Volkswagen-Chef Martin Winterkorn hält die lange Hängepartie um die Komplettübernahme des Sportwagenbauers endgültig für beendet. "Jetzt ist der Weg frei für eine gemeinsame Zukunft. Damit bringen wir eines der wichtigsten Vorhaben in der Automobilgeschichte erfolgreich ins Ziel", sagte Winterkorn am Donnerstag in Wolfsburg.

Umstrukturierung statt Kauf

Wie der Deal über die Bühne gebracht wurde, ist jedoch umstritten: Ein Schlupfloch in der Gesetzgebung ermöglicht es, die Übernahme steuerfrei abzuwickeln. Geschätzte Steuerersparnis: Rund anderthalb Milliarden Euro. Ohne diesen legalen Steuertrick hätte eine steuerfreie Übernahme erst nach 2014 erfolgen dürfen. Der Trick besteht darin, dass VW durch die Überlassung einer einzelnen Stammaktie den grundsätzlich steuerpflichtigen Kauf der noch ausstehenden Porsche –Anteile als eine - ausdrücklich legale - Umstrukturierung ausweist. Dadurch wird die Steuerpflicht vermieden. Das Vorgehen hatte Kritik von Politikern ausgelöst.

Politik reagiert unterschiedlich

Da das Land Niedersachsen traditionell eine Beteiligung an VW hält, ist es wohl kein Zufall, dass Ministerpräsident David McAllister die angekündigte schnelle Übernahme begrüßt. Die Entscheidung sei "wegweisend für alle Beteiligten", sagte der CDU-Politiker am Donnerstag in Hannover. VW und Porsche könnten künftig besser zusammenarbeiten, gemeinsame Strategien leichter umsetzen und so auch Geld sparen, sagte der Politiker.

FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle kritisiert das Steuersparmodell bei der Übernahme dagegen heftig: "Das mag alles legal sein, zeigt aber, wie dringend wir ein einfacheres und gerechteres Steuerrecht brauchen", sagte Brüderle gegenüber einer Wirtschaftszeitung.

Trostpflaster für das Finanzamt

Quasi als kleines Trostpflaster haben die Niedersachsen den Finanzbehörden aber einen dreistelligen Millionen-Betrag in Aussicht gestellt, sobald sie Porsche unter ihr Dach nehmen. Durch die beschleunigte Integration fielen Steuerzahlungen aufgrund von Zugewinnen von deutlich mehr als 100 Millionen Euro an, sagte VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch am Donnerstag in Wolfsburg.

Denn VW erwartet, dass der Gewinn kräftig steigen wird. Mit zusätzlichen neun Milliarden Euro kalkulieren die Wolfsburger alleine aus Bewertungsgewinnen im laufenden Jahr. Hinzu kommen die Erlöse aus dem Tagesgeschäft von Porsche. Mehr als 500 Millionen Euro waren das alleine schon zwischen Januar und März dieses Jahres.

Porsche vor Pleite gerettet

VW hatte die erste Hälfte Sportwagenbauers bereits 2009 nach dem Sieg im Machtkampf für knapp vier Milliarden Euro gekauft. Porsche hatte damals versucht, Volkswagen zu übernehmen. Dafür wurden hohe Schulden gemacht, was schließlich dazu führte, das VW die Stuttgarter vor der Pleite retten musste.

Porsche trennte damals das operative Geschäft in die Porsche AG ab und schuf die Porsche Holding SE (PSE) als Dachgesellschaft. Die PSE wird nicht an VW verkauft, sondern hält weiter die damals erworbenen Anteile an VW von heute rund 51 Prozent.

Nach der Übernahme will die PSE nun mit dem Erlös ihre Schulden zurückzahlen. Was übrig bleibt, soll für Beteiligungen an anderen Unternehmen verwendet werden.

Sparen durch Vereinfachung

Die Fusion spart den beiden Autobauern viel Geld: Bisher durften sie nicht wie etwa VW und die Töchter Audi oder Skoda eng zusammenarbeiten. Stattdessen mussten sie sich bei gemeinsamen Projekten wie fremde Firmen behandeln, was eine engere Kooperation enorm erschwert. VW spricht von Einsparungen von über 600 Millionen Euro durch die Vereinfachung.