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VW will Schadenersatz von Winterkorn und Stadler

26. März 2021

Der VW-Konzern verlangt von seinem früheren Chef Martin Winterkorn und von Ex-Audi-Chef Rupert Stadler Schadenersatz im Zusammenhang mit dem Dieselskandal. Der Ex-VW-Chef weist die Vorwürfe zurück.

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Deutschland Anklage gegen Ex-VW-Chef Winterkorn
Bild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka

Mehr als fünf Jahre nach Bekanntwerden des Dieselskandals macht Volkswagen Schadenersatzansprüche gegen den damaligen Konzernchef Martin Winterkorn und den ehemaligen Audi-Chef Rupert Stadler geltend. Dies habe der Aufsichtsrat am Freitag beschlossen, nachdem eine Anwaltskanzlei nach mehrjährigen Ermittlungen zu den Hintergründen und Verantwortlichkeiten der millionenfachen Abgasmanipulation zu dem Ergebnis gekommen sei, dass die Manager aktienrechtliche Sorgfaltspflichten verletzt hätten, teilte der Konzern mit.

Nach den Untersuchungen steht nach Überzeugung des Aufsichtsrates fest, dass der damalige Vorstandsvorsitzende Winterkorn es in der Zeit ab dem 27. Juli 2015 unterlassen habe, unverzüglich und umfassend aufzuklären, wie es zum Einsatz unzulässiger Softwarefunktionen in Dieselmotoren kommen konnte, die zwischen 2009 und 2015 in Nordamerika verkauft wurden. Außerdem habe es Winterkorn unterlassen, dafür zu sorgen, dass die in diesem Zusammenhang von den US-Behörden gestellten Fragen umgehend wahrheitsgemäß und vollständig beantwortet wurden.

Winterkorn weist Vorwürfe zurück

Winterkorn hat nach der Ankündigung von Schadenersatzforderungen gegen ihn beteuert, sich vor dem Auffliegen der Diesel-Affäre korrekt verhalten zu haben. Über seine Anwälte ließ er am Freitag erklären, "alles Erforderliche getan und nichts unterlassen zu haben, was dazu geführt hätte, den entstandenen Schaden zu vermeiden oder geringer zu halten".

Die vom ehemaligen VW-Vorstandsvorsitzenden beauftragten Juristen teilten ihrerseits mit, Winterkorn bedauere den Beschluss der Kontrolleure in Wolfsburg. Den Vorwurf, er habe im Zusammenhang mit den Abgasmanipulationen seine Pflichten unzureichend wahrgenommen, weise er zurück. Der Bericht der Prüfer liege Winterkorn bisher allerdings nicht vor, hieß es. "Er wird daher eine Klärung dieser Fragen im Dialog mit der Volkswagen AG suchen."

Prozess gegen früheren Audi-Chef Stadler
Ex-Audi-Chef Rupert Stadler beim Prozess gegen ihn vor dem Landgericht MünchenBild: Peter Kneffel/dpa/picture-alliance

Welches finanzielle Ausmaß die Forderungen haben könnten, stand zunächst nicht fest. VW kostete die juristische Aufarbeitung des Dieselskandals bisher weit über 30 Milliarden Euro.

Im Fall anderer VW-Vorstandsmitglieder seien dagegen keine Verstöße festgestellt worden. Gegenstand der Untersuchungen war, ob Winterkorn, Stadler und möglicherweise auch noch weiteren damaligen Führungskräften vor dem Auffliegen der Affäre im September 2015 fahrlässige Management- und Kontrollversäumnisse vorzuwerfen sind - was letztlich die Manipulationen an weltweit Millionen Dieselautos ermöglicht oder zumindest nicht verhindert haben könnte.

Stadler steht schon vor Gericht, Winterkorn wird folgen

Stadler muss sich wegen des Dieselskandals zusammen mit anderen ehemaligen Audi- und Porsche-Managern bereits seit Herbst vor dem Langericht München verantworten. Sowohl Winterkorn als auch Stadler haben mehrfach erklärt, nichts von dem Dieselbetrug gewusst zu haben.

Winterkorn war wegen des Abgasskandals im September 2015 zurückgetreten. Er muss sich ab dem 16. September 2021 vor dem Landgericht Braunschweig wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs verantworten.

Volkswagen hatte auf Druck der US-Umweltbehörden vor fünfeinhalb Jahren zugegeben, millionenfach Diesel-Abgaswerte durch eine Abschalteinrichtung in der Motorsteuerung manipuliert zu haben. Die Wiedergutmachung hat den Konzern bisher mehr als 30 Milliarden Euro gekosten, vor allem wegen der Strafen und Schadenersatzzahlungen in den USA.

Bei den Töchtern Audi und Porsche sollen den Angaben zufolge zudem Schadenersatzforderungen gegen die Ex-Manager Ulrich Hackenberg, Stefan Knirsch und Wolfgang Hatz geltend gemacht werden. Bei dem früheren VW-Entwicklungschef Heinz-Jakob Neußer sei dies schon geschehen, hieß es.

hb/bea (rtr,dpa)