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"W lesu rodilas Jolotschka"

Anastassia Boutsko5. Dezember 2012

Fragen sie mal einen Russen nach dem berühmtesten Weihnachtslied, so wird er nicht lange zögern: Jeder kennt "Im Walde ist der Tannenbaum geboren".

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Anastassia Boutsko mit Sohn auf dem Kölner Weihnachstmarkt (Foto DW/ Boutsko)
Bild: DW

Eigentlich hätte man an dem Haus Nummer 5 in der Patriarschy Gasse im Herzen Moskaus längst einen Gedenktafel anbringen müssen; hier ist nämlich das berühmteste Weihnachtslied Russlands entstanden: "W Iesu rodilas joltschka". Geschieben hat es übrigens ein Russlanddeutscher – Karl Leonidowitsch Beckmann. Karl Beckmann war gar kein Musiker, sondern ein Biologe. Das Liedchen hat er um 1905 einfach so für sein Töchterchen Verotschka geträllert. Seine Frau Elena Beckmann-Scherbina war allerdings eine Pianistin, und sie fand die Melodie so reizend, dass sie es auf Notenpapier niederschrieb.

Im Gegensatz zu den "richtigen" Weihnachtsliedern war das "Jolotschka"-Lied auch zu sowjetischen Zeiten unbedenklich. Ging es ja in dem Gedicht aus der Feder Raissa Kudaschevas doch nicht um den Weihnachtsstern, die Krippe oder - Gott bewahre - um das Jesuskind, sondern einzig um das Tannenbäumchen ("jolotschka"), das sich so sehr darauf freut, "bei den Kinderlein zu Besuch" zu sein. Diese religiöse Unbedenklichkeit machte das Lied auch zu Sowjetzeiten zu einem Klassiker.

Es sind vor allem das fröhliche Textchen und die nette Melodie sowie süße Kindheitserinnerungen, die "Jolotschka" unvergesslich machen. Und auch wenn es hier in Deutschland, wo ich seit mittlerweile zwanzig Jahren lebe, weihnachtet, summt meine innere Stimme: "V lesu rodilas...". Und mein kleiner Sohn, ein waschechter "kölsche Jung", stimmt mit an.