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Wacken - die große Metal-Party startet

3. August 2022

Zwei Jahre lang musste das weltgrößte Metalfestival wegen Corona pausieren. Doch jetzt sind wieder 75.000 Fans aus der ganzen Welt nach Wacken gekommen.

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Einige Wacken-Besicher vor dem Ortsschild "Wacken". Ein Mann mit Wikingerhelm zeigt die "Pommesgabel".
Das W:O:A geht vom 4. bis 6. August - doch schon im Vorfeld ist eine Menge losBild: Frank Molter/dpa/picture alliance

Endlich ertönt er wieder auf dem "Heiligen Acker": Der Schlachtruf "Wackeeeeeeeen!" Seit Wochenbeginn sind die Fans angereist und haben sich auf den Campingplätzen eingerichtet. Ihre Vorfreude war riesig, immerhin mussten sie wegen der Corona-Pandemie zwei Jahre auf diesen Moment warten. Doch jetzt konnten sich wieder Zigtausende auf den Weg machen. So sind sie aus allen Teilen der Welt in das kleine Dorf in Norddeutschland geströmt: Australien, Mexiko, Japan, Israel, Chile, Hawaii, Texas, Südafrika, Neuseeland. Bereits am Montag gab es große Anreisestaus und an den Ausgabestellen der Festivalbändchen stehen die Leute stundenlang in endlosen Schlangen. Wacken hat den bargeldlosen Zahlungsverkehr eingeführt - und die Chips, die man aufladen muss, befinden sich am Festivalbändchen. Die meisten Metalheads jedoch sind guter Dinge. Hauptsache ein kaltes Bier in der Hand und gute Musik. Die läuft seit dem Mittwoch auch schon auf dem Festivalgelände - Bands wie Gloryhammer und Avantasia sorgen vor dem offiziellen Beginn am Donnerstag schonmal für ordentlich Krach.

Vor den Eingängen haben sich lange Warteschlagen gebildet.
Die Wacken-Fans müssen ein wenig Geduld mitbringenBild: Frank Molter/dpa/picture alliance

Jetzt auch eine offizielle Sehenswürdigkeit

Dass das Wacken Open Air (kurz: W:O:A) nicht nur Metalfans aus aller Welt anlockt, sondern auch neugierige Touristen, ist inzwischen normal. Das Dorf Wacken in Schleswig-Holstein, das knapp 2.000 Einwohner zählt, wird einmal im Jahr durch das inzwischen 32 Jahre alte Festival zu einem Ort, der fast städtische Ausmaße annimmt. Insgesamt tummeln sich dort in der "Wacken-Woche" bis zu 85.000 Menschen; neben dem zahlenden Publikum und den Dorfbewohnern kommen noch tausende Mitarbeiter, Medienvertreter, die Musiker und deren Crews dazu. Die das Dorf umgebenden Äcker und Kuhwiesen werden zu einer gigantischen Zeltstadt mit einer straff organisierten Infrastruktur. Fans nennen das 240 Hektar große Areal "Holy Ground" bzw. "Heiliger Acker".

Autobahn A23 Touristische Hinweistafel zum Wacken Open Air, abgebildet sind die zwei Hauptbühnen mit dem Stierkopf in der Mitte sowie das Publikum.
Jetzt auch eine offizielle Sehenswürdigkeit!Bild: Dirk Jacobs/IMAGO

Dieser Acker wird seit Neuestem durch eine touristische Hinweistafel an der Autobahn A 23 geadelt. Während mit solchen Tafeln sonst auf Sehenswürdigkeiten wie Schlösser, Museen, Naturschutzgebiete und sogar auf UNESCO-Welterbestätten hingewiesen wird, zeigt dieses Schild die großen Wacken-Hauptbühnen mit dem Stierkopf, Publikum und Pommesgabel - der Geste, mit dem sich die Wackenleute grüßen und den Bands huldigen.

Vielseitiges Line-Up

Zu huldigen gibt es 2022 gut 200 Bands - Neulinge wie alte Wacken-Hasen. Headliner sind Slipknot, die zum ersten Mal dabei sind, Powerwolf und Judas Priest. Vorgesehen waren auch Rammstein-Sänger Till Lindemann mit seinem Soloprogramm und Limp Bizkit. Beide mussten jedoch absagen. Die Enttäuschung der Fans währte nicht lange, denn das Line-Up lässt sich auch ohne diese Headliner sehen und besticht durch seine Vielfältigkeit: Arch Enemy, Feuerschwanz, Gloryhammer, Therapy?, Hämatom. Es gibt ein Wiedersehen mit Life of Agony und der finnischen Monstertruppe Lordi, die 2006 den Eurovision Song Contest gewonnen hat, außerdem erstmals dabei der Rapper Alligatoah und die Punker von Slime schauen auch mal wieder vorbei.

Wacken Open Air. Blick auf eine riesige Bühne, im Vordergrund das Publikum.
Blick auf eine der beiden Hauptbühnen beim W:O:A 2019Bild: Jacobs/Fotostand/picture alliance

Einige Bands sind schon lange im Geschäft, und so gibt es dieses Jahr in Wacken mehrere Bandjubiläen zu feiern: Die deutschen Mittelalter-Rocker von In Extremo feiern ihr 25. Bandjubiläum. Die deutsche Metalband Grave Digger feiert ihr 40. Bandjubiläum. Cirith Ungol aus Kalifornien und die britischen Haudegen von Judas Priest feiern gar ihr 50. Jubiläum.

Alaaf auf Wacken: Die Höhner kommen

Höhner-Sänger Henning Krautmacher singt in ein Mikrofon
Höhner-Sänger Henning KrautmacherBild: Marius Becker/dpa/picture alliance

Irritationen gab es in der Metalgemeinde, als bekannt wurde, dass mit "Die Höhner" eine echte kölsche Karnevalsband in Wacken auftreten soll. Kritische Stimmen meinten, dass das Festival jetzt endgültig zur Kirmes verkäme. Jedoch gab es von Anfang an solche "Ausreißer" im Wacken-Programm. Beim allerersten Wacken Open Air 1990 spielte Schlagersänger Michy Reincke dort auf. 2013 brachten Rammstein den Volksmusiksänger Heino mit auf die Bühne. 2019 trat der Witzebarde Otto Waalkes in Wacken auf. Die Hambuger Spaßtruppe "Torfrock" ist regelmäßiger Gast. Ein Dauerbrenner ist Mambo Kurt, der mit seiner Tanzmusik-Orgel Rock- und Metalklassiker zum Besten gibt - und jedes Jahr wird das W:O:A traditionell vom hiesigen Feuerwehrorchester Wacken Firefighters eröffnet.

Dass die Höhner eingeladen wurden, ist eine Idee, die am Tresen entstanden ist: Wacken-Mitgründer Holger Hübner und Höhner-Frontmann Henning Krautmacher hatten offenbar bereits mehrere Schnäpse intus, als sie auf die Idee kamen, die Höhner nach Wacken zu bringen. Gesagt, getan - und ein tolles Abschiedsgeschenk für Krautmacher, der in diesem Jahr nach 36 Höhner-Jahren in den Ruhestand geht.

Blick auf eine Bühne mit einem Blasorchester, im Vordergrund das Publikum, das sie Arme hochstreckt und den Wackengruß (Pommesgabel) zeigt.
Metalfans feiern das Feuerwehr-Blasorchester "Wacken Firefighters"Bild: Christophe Gateau/dpa/picture alliance

Die meisten Wacken-Besucher nehmen den Besuch der Höhner gelassen: Wem das nicht gefällt, der muss ja auch nicht hingehen, hieß es in vielen Kommentaren in den Sozialen Medien. Hinzu kommt, dass sich vor den Bühnen, auf denen eher lustige Musik präsentiert wird, auch sehr viele lustige Metalheads versammeln und fröhlich feiern und mitgrölen, bevor sie sich später zu den großen Bühnen begeben, auf denen es dann weitaus härter zugeht.

#Greenwacken: Gewinnspiel gegen den Festivalmüll

Das Programm startet für viele Wackenfans bereits mit der Ankunft auf dem Campingplatz. Die ersten Bierdosen werden geöffnet, die Musik angeworfen und dann richtet man sich für die nächsten Tage ein. Da ist es nicht nur mit Zelt oder Wohnwagen getan. Einige Gruppen errichten ganze Camps, mit Sitzmöbeln, Kühlwagen oder -schränken bis hin zum eigenen Dixie-Klo. So eingerichtet, machen die Metalheads nicht nur vor der Bühne Party sondern auch auf den Campgrounds - und damit die Nacht zum Tage. Empfindlichen Besucherinnen und Besuchern seien hier Ohrenstöpsel ans Herz gelegt.

Eine Frau und ein Mann sitzen auf Campingstühlen vor ihrem Wohnwagen.
Der echte Metalhead braucht auch ein wenig GemütlichkeitBild: picture-alliance/dpa/C. Gateau

Die Partyzonen auf den Campingplätzen sorgen jedes Jahr aufs Neue für Ärger: Die Fans lassen bei der Abreise nicht nur kaputte Zelte, Pavillons und Stühle stehen. Auch Kühlschränke, alte Sofas und Europaletten - sprich: Sperrmüll. Den zu entsorgen, kostet immens viel Zeit und Geld. Daher wollen die Wacken-Veranstalter die Leute mit einem Gewinnspiel locken. Hinterlässt man am Abreisetag seinen Platz sauber, soll man dies fotografieren und unter dem Hashtag #greenwacken bei Instagram posten. Es winken Preise, darunter auch die begehrten Tickets für Wacken 2023. Der Vorverkauf für das Festival, das 2023 erstmals vier Tage dauern soll (02.08. - 05.08. 2023) beginnt einen Tag nach dem Ende des diesjährigen W:O:A - in der Nacht zum 8. August 2022.

 

Dieser Artikel erschien am 02.08.2022 und wurde am 03.08. aktualisiert.

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Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online