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Politik

Waffenruhe in Berg-Karabach hält nicht

18. Oktober 2020

Im Konflikt um die Südkaukasus-Region Berg-Karabach haben sich Armenien und Aserbaidschan auf eine neue "humanitäre Waffenruhe" geeinigt. Diese sollte ab Mitternacht gelten. Doch sie ist brüchig.

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Konflikt in Berg-Karabach
Bild: Aris Messinis/AFP/Getty Images

Im Konflikt um die Südkaukasus-Region Berg-Karabach wird die vereinbarte Feuerpause offenbar nicht eingehalten. Armenien und Aserbaidschan beschuldigten sich in der Nacht zum Sonntag gegenseitig, die Waffenruhe verletzt zu haben. Das armenische Verteidigungsministerium erklärte, die aserbaidschanische Artillerie habe in der Nacht zwei Mal gefeuert. Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium teilte mit, die Gegend um die Stadt Dschabrail sei mit Mörsern und Artillerie beschossen worden. Man habe deshalb angemessene Vergeltungsmaßnahmen ergriffen.

Opferzahlen steigen

Aus Bergkarabach hieß es, die aserbaidschanische Armee habe einen Angriff auf Militärstellungen in der Enklave gestartet. Es gebe Tote und Verwundete auf beiden Seiten. Das Verteidigungsministerium der Region Bergkarabach erklärte, die Zahl der getöteten Soldaten seit Beginn der Kämpfe Ende September habe sich auf 673 erhöht. Aserbaidschan hatte mitgeteilt, 60 aerbaidschanische Zivilisten seien getötet und 270 verletzt worden. Zahlen zu den militärischen Verlusten nannte Baku nicht.

Aserbaidschan Von einer Rakete getroffene Sprengstelle in Ganja, Berg-Karabach
Für die Zerstörungen in der Stadt Ganja will weder Aserbaidschan noch Armenien verantwortlich seinBild: Ismail Coskun/IHA/dpa/picture-alliance

Bereits vor einer Woche hatten sich beide Seiten unter Vermittlung Russlands auf eine Feuerpause verständigt. Diese Vereinbarung war jedoch schon kurz nach Inkrafttreten gebrochen worden. Dafür gaben sich beide Länder gegenseitig die Schuld.

Jahrzehnte alter Konflikt

Der seit Jahrzehnten andauernde Konflikt war Ende September nach einer Phase relativer Ruhe wieder voll entbrannt. Seit Beginn der Gefechte wurden bereits hunderte Menschen getötet, darunter auch dutzende Zivilisten.

Berg-Karabach hatte während des Zerfalls der Sowjetunion einseitig seine Unabhängigkeit erklärt. Darauf folgte in den 90er Jahren ein Krieg mit 30.000 Toten. Die selbsternannte Republik Berg-Karabach wird bis heute international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans. Sie wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt.

Beobachter fürchten, dass sich der Konflikt zu einem Stellvertreterkrieg zwischen Russland und der Türkei im Kaukasus ausweiten könnte. Die Türkei unterstützt in dem Konflikt das Nachbarland Aserbaidschan. Russland unterhält gute Beziehungen zu beiden Seiten, gilt aber als die militärische Schutzmacht Armeniens. Die Ausweitung des Konflikts über die Region hinaus könnte auch weitreichende Folgen für die Wirtschaft haben: Durch den Südkaukasus laufen wichtige Erdgas- und Öl-Pipelines.

haz/ml/as (afp, dpa)