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Wahlchaos in Nigeria

22. April 2007

Überschattet von Chaos und Gewalt haben in Nigeria am Samstag Präsidentschafts- und Parlamentswahlen stattgefunden. Rund 61 Millionen Wahlberechtigte waren in dem bevölkerungsreichsten Staat Afrikas zur Urne gerufen.

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Frau mit Fahrrad vor einem Oltümpel
Im bevölkerungsreichsten Land Afrika spielen die Ölressourcen eine wichtige RolleBild: AP

Es galt, einen Nachfolger für Amtsinhaber Olusegun Obasanjo sowie die Abgeordneten von Senat und Nationalversammlung zu bestimmen. Nach Angaben von Beobachtern öffneten allerdings einige Wahllokale gar nicht oder zu spät, einige schlossen zu früh. Es gab zudem Hinweise auf Wahlfälschungen. Bei Angriffen wurden erneut mehrere Menschen getötet. Internationale Beobachter äußerten sich besorgt. Die Wahlen seien "ausgesprochen schlecht gelaufen", sagte der Leiter der Wahlbeobachterkommission der Europäischen Union, Max van den Berg, in Kaduna.

Obasanjo durfte nach acht Amtsjahren nicht erneut kandidieren und hatte den Gouverneur von Katsina, Umaru Yar'adua von der regierenden Demokratischen Volkspartei (PDP), als seinen Wunschkandidaten in Stellung gebracht. Chancen auf einen Wahlsieg konnten sich neben Yar'adua auch Vizepräsident Atiku Abubakar vom Action Congress (AC) und der ehemalige Militärmachthaber Muhammadu Buhari von der All Nigeria Peoples Party (ANPP) ausrechnen. Mit den Wahlergebnissen wurde nach Angaben der Wahlkommission frühestens am Montag gerechnet.

Demokratischer Übergang?

Mit der Wahl sollte erstmals seit Nigerias Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Großbritannien 1960 ein demokratischer Übergang zu einer neuen Regierung vollzogen werden. Die Welt blicke auf Nigeria, "wir dürfen sie nicht enttäuschen", sagte Obasanjo in seinem letzten Wahlaufruf.

Aufgrund fehlender Stimmzettel wurden in einigen Bezirken die Wahlen für die beiden Parlamentskammern in letzter Minute abgesagt. In der größten Stadt im Norden des Landes, Kaduna, hatten die Wahllokale bis zum Nachmittag noch nicht geöffnet. In Yenagoa im ölreichen südlichen Bundesstaat Bayelsa berichteten Wahlbeobachter von offensichtlichen Manipulationen. So seien in einem Wahllokal, in dem 500 Berechtigte registriert waren, 2000 Stimmen ausgezählt worden. In einem weiteren Wahllokal hätten die Auszähler nach nur zwei Stunden die Abstimmung für abgeschlossen erklärt und auffällig runde Ergebnisse präsentiert.

In Yenagoa war am Freitagabend in einem Hotel auf den Regierungspolitiker Goodluck Jonathan geschossen worden, er blieb jedoch unverletzt. In einem anderen Hotel sollen mehrere Menschen durch Explosionen getötet worden sein. Am Samstagmorgen griffen Bewaffnete in der Stadt im Niger-Delta einen Militärstützpunkt an. Am Freitagabend wurden nahe der Stadt Karu im zentralen Bundesstaat Nassarawa sieben Polizisten in einem Hinterhalt getötet.

Anschlag vereitelt

In der Hauptstadt Abuja rollte in der Nacht zum Samstag nach Polizeiangaben ein voll beladener Tanklaster mit Treibstoff auf einer abschüssigen Straße auf das Gebäude der Wahlkommission zu, konnte aber gebremst werden. "Es wäre Zerstörung im größten Ausmaß gewesen", sagte ein Polizeisprecher. Das Gaspedal des Tanklasters sei mit einem Stein festgestellt gewesen. In dem Lastwagen wurde darüber hinaus ein Gasbehälter gefunden, der den Treibstoff beim Aufprall hätte entzünden können.

Bereits vergangene Woche waren im Zusammenhang mit den Wahlen dutzende Menschen getötet worden. Neben 26 Sicherheitskräften kamen mindestens 21 Zivilisten ums Leben. Staatschef Obasanjo sprach den Familien der Opfer am Samstag sein Mitgefühl aus. (wga)