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Bis zur letzten Minute

Christina Bergmann, zurzeit in Des Moines, Iowa3. Januar 2008

Die meisten Kandidaten für die US-Präsidentschaftswahl kämpfen bis zum Schluss um jede Stimme. Christina Bergmann hat zwei Demokraten dabei beobachtet und sich mit den Zuschauern in Iowa unterhalten.

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Verschneites Haus in Iowa, Quelle: AP
Der Ausgang der Vorwahlen in Iowa wird auch vom Wetter bestimmtBild: AP

Hillary Clinton hat ihren Besuch in dem Community College in Cedar Rapids für Mittwoch (3.01.2007) angekündigt, etwa zwei Autostunden von Des Moines, der Hauptstadt Iowas entfernt. Iowa, so heißt es, müsse auch deshalb seinen Platz als "First in the Nation", also als erster Bundesstaat, in dem am Donnerstag der Trend für die Präsidentschaftswahlen abgefragt wird, behalten, weil er so übersichtlich ist und die Kandidaten so viele Menschen treffen können.

Leibhaftig erleben

Hillary Rodham Clinton (Archivbild)
Hoher Promifaktor: Hillary Clinton (Archivbild)Bild: AP Photo/M. Spencer Green

Dabei entspricht die Bevölkerungsstruktur ganz und gar nicht der des übrigen Landes: Die meisten der knapp drei Millionen Einwohner Iowas sind weiß. So besteht auch Hillary Clintons Zuhörerschaft in der Licht durchfluteten Turnhalle aus überwiegend weißen, eher älteren Männern und Frauen.

Die möglicherweise zukünftige Präsidentin des Landes leibhaftig zu erleben übt eine besondere Faszination aus. Und obwohl die Kandidatin im Hosenanzug nichts neues zu berichten hat, sondern ihre bekannten Ansichten etwa zum Gesundheits- und Bildungssystem oder dem Irak-Krieg wiederholt, gibt es immer wieder Beifall. So auch, als sie sagt, dass die Mittelklasse von Amerika Steuererleichterungen brauche. "Sie sind diejenigen, die die Rechnung für die bisherige verfehlte Wirtschaftspolitik zahlen", so Clinton.

Herz oder Verstand?

Die Menschen in Iowa sind sich ihrer Verantwortung bewusst – auch wenn nicht immer der Sieger hier tatsächlich der Präsidentschaftsanwärter wird – die Verlierer aber haben es definitiv schwerer. Deswegen nutzen sie die Veranstaltungen der Kandidaten.

Oder sie nutzen die Gelegenheit, um sich einen zweiten Kandidaten auszusuchen. So wie es Bill Richardson getan hat: Er will für den Gouverneur von New Mexico stimmen, trotzdem ist er in die große Halle des Veterans Memorial Buildings von Cedar Rapids gekommen, um Barack Obama reden zu hören: "Wenn ich mit dem Herzen wählen würde, dann wäre ich für Obama", beschreibt er seine Lage, "wenn ich aber mit dem Verstand wähle, dann entscheide ich mich für Richardson".

Auch die zweite Stimme zählt

Während die Republikaner bei ihrem Caucus ihre Stimmen auf Zetteln abgeben, wird bei den Demokraten offen diskutiert und abgestimmt. Wenn ein Kandidat nicht mindestens 15 Prozent der Anwesenden auf sich vereinen kann, können sich dessen Wähler umentscheiden.

So kann die zweite Stimme sehr wichtig sein. Viele der Zuhörer an diesem Nachmittag in Iowa geben sich als Erstwähler zu erkennen – und ihre Stimme wird möglicherweise genauso entscheidend sein wie die derjenigen, die noch unentschieden sind. Davon gibt es noch erstaunlich viel.

Geht wählen!

Barack Obama, Quelle: AP
Hoher Sympathie-Bonus: Barack Obama (Archivbild)Bild: AP Photo/M. Spencer Green

Doch entscheidend für den Ausgang ist auch, wie viele Menschen überhaupt zu den Caucuses gehen. Und so sagt Barack Obama großmütig: "Ich hoffe, dass Ihr Euch entscheidet, für mich zu stimmen. Aber lasst mich das sagen: Wenn Ihr Euch nicht für mich entscheidet, geht trotzdem zum Caucus und entscheidet Euch überhaupt für jemanden.

Was auch eine Rolle spielt ist übrigens das Wetter, das im Januar in Iowa sehr ungemütlich werden kann. Doch die Vorhersage ist gut: Die Temperaturen bleiben zwar unter Null Grad Celsius, aber einen Schneesturm soll es nicht geben.