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Lebensmotto: ziviler Ungehorsam

16. September 2010

Wissenschaftler, Parlamentsabgeordneter, Aktivist - auf Walden Bello trifft das alles zu. Für seinen Einsatz gegen die Globalisierung wurde der philippinische Autor 2003 mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.

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Walden Bello (Foto: AP)
Walden BelloBild: AP

Irgendwie sieht man Walden Bello die aufregenden und anstrengenden Jahre als Globalisierungsgegner an. Seine Haare sind ergraut, seine Haut faltig und von der Sonne gegerbt. Der promovierte Soziologe - studiert hat er an der Elitenuniversität Princeton in den USA - wird dieses Jahr 65 Jahre alt. Er wirkt nachdenklich. Sich selbst bezeichnet Bello als eine analytische und schreibende Person - als einen Intellektuellen, der gleichzeitig auch aktiv sei.

Seit 2007 sitzt er als gewählter Abgeordneter im philippinischen Parlament. Früher reiste er viel und oft - auch zu den Weltwirtschaftsgipfeln, um gegen die globale Wirtschaftsordnung zu protestieren. Das schafft er jetzt nicht mehr. Die Arbeit als Parlamentarier nimmt viel Zeit in Anspruch.

Ziviler Ungehorsam

Die Preisträger der "Right Livelihood Award" 2003 ganz rechts Walden Bello (Foto: AP)
Die Preisträger der "Right Livelihood Award" 2003 ganz rechts Walden BelloBild: AP

Bello erinnert sich, wie er das erste Mal auf die Straße ging und politisch aktiv wurde. Damals, als er in den USA studierte, brachten ihn anfangs die Proteste gegen den Vietnamkrieg auf die Straße. "Die Demonstrationen von damals verlangten mir zivilen Ungehorsam ab", erklärt Bello, "danach kam dieser zivile Ungehorsam immer wieder hervor, wenn ich es für nötig hielt. Besonders, wenn es um den Respekt vor den Menschenrechten ging."

Bekannt wurde Walden Bello vor allem als Globalisierungsgegner. Für ihn hat die Globalisierung mehr Probleme geschaffen als gelöst: größere Armut, soziale Ungerechtigkeit und Ungleichheit. Bello sah sich in der Verantwortung, beschloss, gegen eine zunehmende Globalisierung der Wirtschaftsunternehmen (Corporate Globalization) und die Welthandelsorganisation WTO zu kämpfen.

Glaube an eine Wirtschaftsdemokratie

Walden Bello nach seinem Versuch, die Eröffnung der WTO-Konferenz in Hongkong 2005 zu stören (Foto: AP)
Walden Bello nach seinem Versuch, die Eröffnung der WTO-Konferenz in Hongkong 2005 zu störenBild: AP

Ob beim Gipfeltreffen der WTO-Minister in Seattle 1999, beim G8-Gipfel in Genua 2001 oder in der deutschen Küstenstadt Heiligendamm 2007 - Bello war da und wurde bei diesen und anderen Großveranstaltungen bereits mehrfach verhaftet. Jedoch betrachtet er sich selbst weder als Linken noch als Sozialisten oder gar als Kommunisten. Er glaubt an eine Wirtschaftsdemokratie. "Das bedeutet, dass man wichtige Entscheidungen nicht den Kräften des Marktes überlassen sollte, sondern einer demokratischen Entscheidungsfindung."

Als Buchautor schrieb er dutzende Werke über die seiner Ansicht nach verfehlte Politik der Globalisierung und über Strategien zur Deglobalisierung. Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise war für Bello der Beweis, dass er mit seiner Argumentation richtig lag. "Ich glaube auch, dass der Markt geregelt werden muss. Weil es unterschiedliche Arten des Marktversagens gibt", argumentiert der Globalisierungsgegner. Der Markt müsse von zwei Seiten reguliert werden: vom Staat und von der Zivilgesellschaft.

"Politik des Hungers"

An eine positive Form der Globalisierung hat Bello nie geglaubt. Es gebe bestimmt eine positive internationale Wirtschaft, gesunde nationale Wirtschaften, die miteinander verbunden seien - aber nicht den globalisierten Markt oder die globalisierte Wirtschaft. Bellos jüngstes Buch heißt "Politik des Hungers" - auf Englisch "Food Wars". Es handelt von der weltweiten Nahrungskrise, für die Bello die Weltbank und die WTO mitverantwortlich macht. Seinen Protest drückt Bello inzwischen nicht mehr auf der Straße aus - sondern in Büchern.

Autor: Chi Viet Giang
Redaktion: Tamas Szabo / Esther Broders