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Gesellschaft

Diplomatie und Digitalisierung

Nalan Sipar
28. Dezember 2016

Beim Global Diplomacy Lab tauschten sich Diplomaten, Experten von Nichtregierungsorganisationen und Vertreter aus Unternehmen über neue Entwicklungen aus. Die DW war Medienpartner.

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Global Diplomacy Lab (GDL)
Bild: Luciana Marcos

"Welche Bereiche in Ihrem Leben sind von der Digitalisierung noch nicht betroffen?" ist die Frage, die im ersten Workshop des GDL im kanadischen Montreal zur Diskussion steht. Die Antwort der Teilnehmer ist fast einstimmig: keine. Sie erledigen ihre Arbeit digital, lesen ihre Nachrichten digital und halten Kontakt zu ihren Freunden auf sozialen Netzwerken. Ebenfalls digital.

Zu dem Global Diplomacy Lab sind ganz unterschiedliche Akteure aus der internationalen Politik angereist. Unter ihnen sind Vertreter des deutschen sowie kanadischen Außenministeriums, genauso wie Aktivisten und Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen. So unterschiedlich die Teilnehmer auch sein mögen, einen gemeinsamen Nenner haben sie alle: Sie beschäftigen sich mit der Digitalisierung der Diplomatie und müssen die damit einhergehenden Chancen nutzen oder eben Herausforderungen überwinden.

Wenn Staaten Initiativen unterstützen

Während am ersten Tag des Labs Harout Chitilian vom Stadtrat Montreal die "Smart City Montreal" vorstellt, scheint einer der Teilnehmer, Salam Kawakibi, in Gedanken versunken zu sein.  Kawakibi musste nämlich aufgrund des Bürgerkrieges seine Heimat in Syrien verlassen und lebt jetzt in Paris. Dort lehrt er Politikwissenschaften an einer Pariser Universität. Doch seine Heimat und die ehemaligen Studenten dort hat er nicht vergessen.

Mit Unterstützung der schwedischen Regierung konnte Kawakibi eine Online-Plattform ins Leben rufen, von der aus er Studenten in Syrien erreicht. Kawakibi stellt sein Lehrmaterial ins Netz, dazu Videos seiner Lehrveranstaltungen. Mittlerweile erreicht er auf diesem Weg Hunderte Studenten in Syrien. Es ist ein Beispiel dafür, wie ein Staat dank digitaler Möglichkeiten mit Initiativen zusammenarbeiten und sie unterstützen kann.

Nach dem Panel über Smart Cities besuchen die Teilnehmer des GDL ein Coworking-Space in Montreal. Dabei handelt es sich um Räumlichkeiten, in denen verschiedene Freiberufler, Kreative oder auch kleinere Startups zusammenarbeiten. Fatene Ben-Hamza, eine Teilnehmerin aus  Tunesierin, ist begeistert. Sie arbeitet mit lokalen Gruppen in ihrer Heimat und findet zivilgesellschaftliches Engagement sehr wichtig. "Wir müssen mehr Macht an die lokalen Kräfte geben", sagt sie. In Ländern mit hoher Korruption oder nicht funktionierenden Regierungen könne das die bessere Art des Regierens ändern, meint sie. "Wir sollten Plattformen schaffen, in denen der Dialog mit den Bürgern geführt werden kann. Die Diskussionen aus dem letzten Panel nehme ich auf jeden Fall mit nach Tunesien und vielleicht kann ich diese Ideen auch mit unserem Bürgermeister diskutieren".

Genau um solche Impulse und Diskussionen geht es den Machern des Global Diplomacy Lab, das in Kooperation mit dem Auswärtigen Amt, BMW Stiftung Herbert Quandt, Global Leadership Academy und der Stiftung Mercator veranstaltet wurde. Das nächste Lab ist im Juni 2017 in Buenos Aires und wird sich mit Prävention von Massengräueltaten mithilfe von lokalen Netzwerken auseinandersetzen.

Global Diplomacy Lab (GDL)
Virtual Reality ist auch für die Diplomaten ein Neuland.Bild: Luciana Marcos
Global Diplomacy Lab (GDL)
Cathryn Clüver von der Harvard Kennedy School und Harout Chitilian vom Stadtrat MontrealBild: Luciana Marcos
Global Diplomacy Lab (GDL)
Ruprecht Polenz (Mitte) begleitete das Lab als DekanBild: Luciana Marcos