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Was bisher geschah

14. Dezember 2001

Ein Rückblick auf den Nachfolgestreit in Bayreuth

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Der fintenreiche Kampf um die Nachfolge Wolfgang Wagners ist fürs Erste beendet.Bild: AP

Seit fast 50 Jahren steht "der alte Wagner" an der Spitze der Festspiele in Bayreuth. Von 1951 an hatte er zusammen mit seinem Bruder Wieland das Werk seines Großvaters Richard Wagner (1813-1883) vom Ruch des Nationalsozialismus zu befreien versucht und den Festspielen zu Weltgeltung verholfen.

Seit dem frühen Tod seines Bruders im Herbst 1966 "regiert" Wolfgang als unumschränkter Alleinherrscher am "Grünen Hügel". 1973 wurde die von ihm selbst angeregte Stiftung rechtsfähig. Seit 1986 ist Wolfgang Wagner auch Alleingesellschafter der Bayreuther Festspiele GmbH.

Aus seiner erster Ehe mit Ellen Drexel gingen die Kinder Eva und Gottfried hervor. 1976 heiratete er seine zweite Frau Gudrun. Zwei Jahre später wurde die gemeinsame Tochter Katharina geboren.

Anfang 1999 hatte Wagner der Einleitung des Nachfolgeverfahrens durch den 24-köpfigen Stiftungsrat der Bayreuther Festspiele zugestimmt. In dem Gremium sind die vier Zweige der Familie Wagner mit jeweils einer Stimme vertreten. Bund und Land Bayern stellen mit je fünf Sitzen die größten Blöcke. Über je zwei Mandate verfügen die Stadt Bayreuth, der Bezirk Oberfranken, die Bayerische Landesstiftung, die Oberfranken-Stiftung und die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth. Bei der Wahl der Leitung hat bis heute satzungsgemäß "bei entsprechender Qualifikation ein Mitglied der Familie Wagner" den Vorzug. Der Festivalleiter bekräftigte, dass er seine Zustimmung zum Nachfolgeverfahren unter der Maßgabe gegeben habe, den Zeitpunkt seines Ausscheidens selbst zu bestimmen.

In den vergangenen Jahren hatte sich die Nachfolge-Debatte in Bayreuth erst zu einem Familienstreit und dann zum Machtkampf mit der Bayreuther Richard-Wagner-Stiftung entwickelt.

Neben Wagners Frau Gudrun hatten sich seine Tochter Eva Wagner-Pasquier und seine Nichte Nike Wagner
um die Nachfolge beworben. Der Stiftungsrat hatte Eva Wagner-Pasquier im März 2001 offiziell als Nachfolgerin nominiert. Diese hatte ihre Kandidatur aber im Juni wieder zurückgezogen.

Nike Wagner, die Tochter von Wolfgang Wagners 1966
gestorbenem Bruder Wieland, hatte erst im Sommer ihren Anspruch auf den Chefsessel am "Grünen Hügel" bekräftigt. Sie will mit dem Stuttgarter Staatsintendanten Klaus Zehelein zusammenarbeiten.

Wolfgang Wagner wollte die Leitung der Festspiele nur an seine Frau Gudrun abgeben. Wagner fühlte sich vom Stiftungsrat "gemobbt". Den beiden Kandidatinnen - seiner Tochter Eva Wagner-Pasquier und seiner Nichte Nike - hatte er die Eignung für die Festspiel-Leitung abgesprochen. Ihre Pläne seien "absurd" und "ahnungslos". (ks)