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Was bringt der Sieg?

Olivia Fritz (mit sid, dpa)3. August 2012

Ein Olympiasieg ist für fast jeden Sportler das größte, was er in seiner Disziplin erreichen kann. Die Goldmedaille bringt Interesse für die Sportart, Ruhm und vielleicht Sponsoren. Oder auch nicht.

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Die deutschen Hockeyherren bejubeln Gold bei Olympia 2008 (Foto: dpa)
Bild: AP

Für Lena Schöneborn war es wie ein Traum: "Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte", gestand sie nach der olympischen Siegerehrung in Peking vor vier Jahren. Noch nie wollten so viele Menschen ihre Medaille sehen, noch nie war das Interesse für ihre Sportart, den Modernen Fünfkampf, so hoch. Plötzlich stiegen die Anmeldezahlen in den Vereinen, vor allem junge Mädchen wollten lernen, so gut laufen, schwimmen, fechten, reiten und schießen zu können wie Lena Schöneborn. Die Olympiasiegerin hat von ihrem Triumph profitiert. Neben der Deutschen Sporthilfe, die deutsche Top-Athleten mit ihrem Eliteprogramm finanziell unterstützt, rissen sich Sponsoren um die hübsche Sportlerin. "Ich kann nun von meinem Sport leben", sagt die Studentin, die sich für die Zeit nach dem Sport aber noch ein zweites Standbein aufbauen will.

Prämien bis zu einer halben Millionen Euro

Für die Sportler gibt es auch unmittelbar für den Sieg Prämien, die sich international aber erheblich unterscheiden. 15.000 Euro bekommt ein deutscher Athlet von der Deutschen Sporthilfe für die Goldmedaille. "Wer sich in der Erwartung, reich zu werden, für eine olympische Sportart entscheidet, der ist falsch in unserem System", erklärte Sporthilfe-Vorstandsvorsitzende Michael Ilgner.

International gibt es große Unterschiede bei den Prämien. Auch private Sponsoren wollen die Sportler zu Höchstleistung treiben. So lobte ein Minenbesitzer aus Malaysia einen Goldbarren im Wert von rund einer halben Millionen Euro aus. 200.000 Euro bekäme ein kasachischer Sportler für eine Goldmedaille in London. Auch die brasilianischen Fußballer um Superstar Neymar dürfen mit einer stattlichen Belohnung rechnen, sollten sie das Turnier gewinnen. Zum Krösus könnte sich erneut US-Schwimmer Michael Phelps machen. 75.000 Euro lobt der US-Verband aus, gleich acht Olympiasiege fuhr Phelps in Peking an. Weltrekorde werden dabei noch extra belohnt. Auch die osteuropäischen Länder geben sich großzügig: Russland offeriert 100.000 Euro, ähnliche Summen zahlen Bulgarien, Litauen und Weißrussland. Ägypten bietet 130.000 Euro, Italien sogar 140.000 Euro für den Olympiasieg. Zahlen, von denen deutsche Athleten nur träumen können.

Lena Schöneborn jubelt mit der deutschen Nationalfahne. (Foto: Marcus Brandt, dpa)
Gänsehautmoment: Lena Schöneborn holt Gold im Modernen FünfkampfBild: picture-alliance/ dpa

Sportliches Loch nach Höhepunkt

Auch für die deutsche Fecht-Olympiasiegerin Britta Heidemann hat sich nach Peking einiges geändert. Werbeverträge, zahlreiche Interviews in unzähligen Fernsehshows und nachhaltige Beziehungen nach China bestimmten plötzlich das Leben der Degenfechterin. Das machte sich auch sportlich bemerkbar: 2011 wurde sie bei der Weltmeisterschaft in Italien nur 126. – der Tiefpunkt ihrer Karriere. Auch Florettfechter Benjamin Kleibrink fehlte nach seinem Olympiasieg in Peking plötzlich die Motivation; er nahm eine Auszeit.

Anderen Olympiasiegern ging es ähnlich, Biathlon-Königin Magdalena Neuner hatte mit Anfang 20 den Höhepunkt der Karriere erreicht und dann beschlossen, ganz aufzuhören. Vor allem die Nischensportler konnten nicht wirklich aus dem Schatten der Großen heraustreten. Für kurze Zeit war ihre Sportart populär und gefragt, dann verblich so langsam der Glanz des Olympiasieges. 

Die Degen-Fechterin Britta Heidemann mit der Goldmedaille. (Foto: Sascha Baumann, dpa)
Britta Heidemann nutzte ihren Titelgewinn für internationale KontakteBild: picture-alliance/dpa

Dabei sein ist alles lautet das olympische Motto, dem auch der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes folgt: "Die Athleten betreiben ihren Sport aus Leidenschaft", stellte Thomas Bach klar. "Wenn jemand Leistungssportler wird, um durch einen Olympiasieg ausgesorgt zu haben, dann würde ich ihm – flapsig gesprochen – eher empfehlen, zur Lotto-Annahmestelle zu gehen."